Tiergestützte Pädagogik

 

 

Fragt man Bislicher Schulkinder, wer denn schokoladenbraunens Fell, eine feuchte Nase und stets gute Laune hat, wird die Antwort sicherlich „Séamus!!!“ lauten. Der zweijährige Labradorrüde ist in der Schule am  Deich so bekannt wie ein bunter Hund.

 

Bundesweit gibt es über 300 registrierte Schulhunde (Quelle: www.schulhundweb.de), die im Rahmen der tiergestützten Pädagogik als Lernbegleiter auf vier Pfoten eingesetzt werden und Séamus ist einer von ihnen.

 

Nicht nur das Streicheln eines Tieres, sondern bereits seine bloße Präsenz haben stressreduzierende Wirkung. Allein die Anwesenheit eines „Co-Pädagogen auf vier Pfoten“ beeinflusst die Lernatmosphäre im Klassenzimmer so positiv, dass eine höhere Zufriedenheit zur Steigerung des Lernerfolges beitragen kann. Séamus motiviert die Kinder durch seine Teilnahme, ist oft Gesprächsthema und fördert somit die Kommunikation. Er spiegelt den Kindern ihr eigenes Benehmen und fordert und fördert somit positives Verhalten. Gleichzeitig lernen die kleinen Zweibeiner, Verantwortung für ihr Handeln, aber auch für das Wohlergehen des Hundes zu übernehmen.

 

Ist Séamus zu Besuch, wird man auf dem Fußboden der vierten Klasse nicht einen Schnipsel oder gar ein Krümelchen Schokolade vom gerade verzehrten Geburtstagsmuffin finden. Schließlich wissen alle Kinder, dass Schokolade für Hunde giftig ist. Zudem liegt ihnen die Gesundheit ihres vierbeinigen Freundes schwer am Herzen.

Eine ganz besondere Bindung zu „ihrem“ Séamus haben die 21 Kinder des jetzigen vierten Schuljahres. Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, dass aus einem kleinen Welpen ein Schulhund werden darf.

 

Im  Sommer 2012 wurden sie im Rahmen eines internen Projektes intensiv auf den „Hundeschüler“ vorbereitet. Neben allgemeinen und speziellen Verhaltensregeln gegenüber Hunden bzw. Schulhunden, lernten die Kinder die Körpersprache dieser Vierbeiner zu erkennen und zu deuten. Artgerechter Umgang und Beschäftigung waren neben der Pflege weitere wichtige Themen. Nach der ausgiebigen theoretischen Vorbereitung der Klasse war es im September endlich soweit… im zarten Alter von vier Monaten wurde Séamus „eingeschult“. Seitdem nimmt er regelmäßig ein- bis zweimal pro Woche am Unterricht teil.

 

Doch nicht jeder Hund ist als „Co-Pädagoge auf vier Pfoten“ geeignet. Große innere Sicherheit, Interesse am Menschen, wenig territoriales Verhalten, ein niedriges Aggressionspotential sowie besonders defensives Verhalten bei Bedrängung sind neben Sensibilität für Stimmungen, Führigkeit und einer hohen Resistenz gegenüber Umweltstress nicht ausbildbare Charaktereigenschaften und Wesensmerkmale, die ein potentieller Schulhund mitbringen sollte. Diese Anlagen sowie die vertrauensvolle Bindung zur Hundeführerin bilden das Fundament für die Erziehung und Grundausbildung des Hundes.

 

Im Juni 2014 absolvierte Séamus erfolgreich die Begleithundeprüfung (Teil A). Dummyarbeit als art- und rassespezifische Beschäftigung für einen Retriever sind ein schöner und wichtiger Ausgleich zur Arbeit in der Schule.

Die jetzige Klasse vier ermöglichte Séamus während seiner Welpen- und Junghundphase ein Aufwachsen mit unterschiedlichen Reizen und gewöhnte ihn wohldosiert und kontrolliert an seinen späteren Einsatzbereich. Damit haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass aus ihm ein verlässlicher „Schulhundazubi“ wurde.

 

Seit September 2014 besuchen Séamus und seine Besitzerin, Grundschullehrerin Miriam Brand, das Iserlohner Institut „ColeCanido“, um sich dort im Bereich der „Hundegestützten Pädagogik in der Schule“ weiterzubilden. Hier werden sie als Team unter fachkundiger Anleitung von Pädagogen und Hundetrainern geschult. Neben dem Ausbau der Teamkommunikation zwischen Mensch und Hund, werden hier auch individuelle praktische Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Hundegestützten Pädagogik in der Schule erarbeitet.

 

Es ist keine Frage, dass die Mädchen und Jungen der Hundeausbildungsklasse die Entwicklung ihrer Fellnase besonders interessiert verfolgen. Neben der wöchentlichen Frage im Montagskreis „Was hat Séamus am Wochenende gemacht?“ legen die Viertklässler Wert auf eine ausführliche Berichterstattung der Klassenlehrerin über jedes besuchte Seminar.

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