Bislich lässt nicht lange bitten

Wesel. Blank geputzte Trecker oder zumindest den Aufsitzrasenmäher, gewienert: „Fahrzeuge sind kein Problem, wir sind hier auf dem Land“, erläutert eine Närrin stolz.

PS, totale Maskerade und eine ganze Dorfbevölkerung, die mit Kind und Kegel am Straßenrand auf den Zug wartet: Bislich im Ausnahmezustand. „Es feiern viele Fremde mit uns“, verrät ein Huhn, „so aus Büderich und Ginderich beispielsweise...“ Das ist weit weg.

Hier tanzen die Flaschen
Acht Bierflaschen tanzen sich an der Kirche warm, aus ihrem kleinen Wagen dröhnt „Was sollen wir trinken, sieben Tage lang....“ Es sind die „Wilden Jungs“, und - klar - sie tragen Malzbierflaschen. „Wir sind 13 bis 15“, erläutert Malte (14). „Wir treffen uns zu Karneval, zu Halloween und auch so mal, um Spaß zu haben“. Sagt’s und tanzt davon.

Fürs Tambourkorps ist in Bislich der Teufel los - dafür sorgen Vorsitzender Michael Beermann und seine Leute am Rosenmontag schon. Entsprechend diabolisch sind sie gewandet, haben das Praktische aber nicht aus den Augen verloren: „Ich setze aufs Zwiebelprinzip“, verrät er angesichts klirrender Kälte. Beim Federvieh „Lüddelüts“ des alten Throns gibt’s heiße Hühner, wahlweise „Hühnerbrust (behaart)“ für 9,80 Euro. Nebenan halten sich Eskimos der „Wilden 13“ warm und weisen auf den Klimawandel hin.

Alles, was Beine hat, ist unterwegs. Phantasievolle Kostüme sind Ehrensache. „Das ist Karneval vom Dorf fürs Dorf“, sagt Tobias Engels (31) vom Orga-Team. Eines ist gleich offensichtlich: Nachwuchsprobleme gibt es bei den Bislicher Jecken nicht. „Sebastian Kock ist für die ganze Technik verantwortlich. Er ist 26 und hat hat die Aufgabe von seinem Vater Wilhelm übernommen. Auch Michael Elsing (43) sorgt dafür, dass alles läuft.

Ein Cabrio aus Gold
Und es läuft: Der Stammtisch Freitag der 13. bietet sein „Best of“: Sein Wagen ist aus den Versatzstücken der vergangenen zwölf Sessionswagen zusammengesetzt - ein Abschied. „Nächstes Jahr gehen wir wieder als Fußgruppe“, sagt Ludger Amerkamp, der als Storch mit einem feschen Hühnchen flirtet. Aus den Dancing-Fleischwürsten, im Zivilleben ein Kegelklub, ist ein Satz Legosteine geworden, eine weitere, traditionell namenlose Gruppe rückt als Elvis an, ein mit Goldpapier rundum geadeltes Cabrio inklusive. „Der Z 3 gehört Kornel Schmitz“, schmunzelt ein weiblicher Elvis. Man(n) müsse eben auch mal Opfer bringen - das wisse sie genau. Sie ist nämlich seine Frau Dorothee.
Derweil wuseln überall kleine Bobs, der Baumeister herum. Die ehemaligen Jungschützen „Edelknaben“ haben ihren Wagen mit dem Motto geschmückt.„Die Kinder finden es toll“, verraten Britta Kasner und Diana Kühnen.

Drei Stunden dauert es, bis der Zug am Festzelt angekommen ist, das macht ein Tempo von fast einem Stundenkilometer. Und das, obwohl die Jungschützen den Boliden von Sebastian Vettel auf dem Wagen tragen. „Wir halten immer wieder an und plaudern“, erklärt Fliegenpilz Arno Giesen das gemächliche Tempo, der wegen seines Gipsfußes den Rasenmäher mitgebracht hat. Wieso Pilze? „Weil Pils so lecker ist“, witzelt seine Frau Lydia. Ist ja logisch.

Die schönsten Wagen und Gruppen, Wettbewerbsergebnis:

Wagen: 1. Die „Lüddelüts“ mit ihrem Hühnerstall, 2. Die „Edelknaben“ mit Bob der Baumeister, 3. Stammtisch „Wilde 13“ mit Iglu

Fußgruppe: 1. Elvis-Imitatoren, 2. Gruppe „Frau Holle“ (Herr Holle war auch dabei), 3. Gruppe „Lego-Bausteine“

Kinder: „Malzbier-Flaschen“ und „Hippies“ teilen sich den ersten Platz.

Von Susanne Zimmermann

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