Uralter Flusspferd-Zahn in Praxis entdeckt

Peter Bruns kam als Patient zu Zahnarzt Dr. Erling Burk und stieß auf eine kleine Sensation. Denn im Regal Burks schlummerte ein mächtiger Hauer aus der Warmzeit des letzten Eiszeitalters am Niederrhein

Nicht schlecht, das Beißerchen: Zahnarzt Dr. Erling Burk zeigt den Hauer, der sich jetzt als Flusspferd-Zahn aus grauer Vorzeit entpuppte. RP-Foto: Ekkehart Malz

Wesel (sz/fws) Wer sagt denn, dass aufwendige Ausgrabungen notwendig sind, um sensationelle paläontologische Funde zu machen? Peter Bruns (45), von Beruf Heil- und Sonderpädagoge, hat eine Leidenschaft für alte Knochen. Jetzt ist ihm der große Wurf gelungen: Er fand den Eckzahn eines eiszeitlichen Flusspferdes ganz zufällig. Mitten in der Stadt. An der Kreuzstraße. Beim Zahnarzt. Der Fund ist eine Sensation.

Bruns war als Patient bei Dr. Erling Burk. Und wie manch anderer Kollege, sammelt der Dentist Tierzähne und stellt sie in einem kleinen Regal aus. „Zwei Zähne hat mein Vater bereits in den 1970er Jahren erhalten“, erinnert sich der Zahnarzt. Zwei weitere, darunter jener, der nun die Aufmerksamkeit des Patienten Bruns weckte, schenkte ihm vor rund 13 Jahren ein Patient. Sie waren bei Auskiesungen in Menzelen oder Wardt gefunden worden, so genau weiß das heute niemand mehr.

Bruns vergaß sein eigenes Gebiss, dieser eine Zahn hatte seine volle Aufmerksamkeit. Sein Verdacht bestätigte sich. Eine Sensation: Archäozoologe Dr. Ralf-Jürgen Pirloff, der sich das Exemplar ansah, stellte fest, dass es sich um den oberen Eckzahn eines eiszeitlichen Flusspferdes handelt. Diese Tiere lebten während der Warmzeiten des letzten Eiszeitalters am Niederrhein. Zuletzt in der Eem-Warmzeit, wie Bruns erläutert. Das war vor etwa 126 000 bis 115 000 Jahren. Es ist selten, dass von ihnen Fossilien gefunden werden. Aber nicht unmöglich. Peter Bruns ist ehrenamtlicher Mitarbeiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland. „Ich kannte die Struktur des Zahnes, er sah aus wie der, der sich bereits in Bislich befindet“, sagt er. Am Niederrhein sind nach seiner Kenntnis bisher nur zwei weitere Flusspferd-Fossilien bekannt geworden. Ein inzwischen leider verschollener Zahn befand sich in der Sammlung des Marienbaumer Pfarrers Gerhard Alsters. Einen weiteren aus Bergerfurth konnte Bruns 2007 aus privater Hand an das Heimatmuseum in Bislich vermitteln. „Das Aussehen war mir deshalb bekannt“, sagt der 45-Jährige.

Der Bergerfurther Zahn ist seitdem in der Dauerausstellung des Museums zu sehen. Und auch der jetzt entdeckte Eckzahn soll nicht im Verborgenen bleiben. In den kommenden Monaten wird er zwar weiterhin im Wartezimmer von Erling Burk zu sehen sein. Doch dann soll das außergewöhnliche Fundstück an ein Museum gehen.

In Wesel ist der gebürtige Reeser Peter Bruns als Helfer des Heimatmuseums Bislich recht bekannt geworden. An sehr erfolgreichen Ausstellungen zur Vor- und Frühgeschichte hat er maßgeblich mitgewirkt. Die Eiszeit spielte dabei eine besondere Rolle. Wie sie die Landschaft umgeformt hat und wie die Kiesgewinnung das auch heute tut, das will er weiter beschreiben und erlebbar machen. Seine ehrenamtliche Kulturarbeit war dem Landschaftsverband Rheinland 2012 die Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler wert. Zuletzt erregte Bruns Aufmerksamkeit mit Arbeiten zur vergessenen Burg Dravewinkel.

 

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