Auewälder sind ein Risiko – Lösungsansätze in Wesel
WESEL. Die geschützten Biotope können – an falscher Stelle entstanden und schlecht gepflegt – Schifffahrt und Deich gefährden.
Susanne Zimmermann
Auenwälder sind ein besonders wertvoller und daher gesetzlich geschützter Lebensraum. Am Rhein, einer der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt, können sie mitunter auch lebensgefährlich sein: Ein Spannungsfeld, in dem sich Deichverband, Wasserstraßen - und Schifffahrtsamt (WSA), die Biologische Station , die Untere Naturschutzbehörde und andere bewegen. Jetzt hat Kornel Schmitz vom Heimat- und Bürgerverein Bislich die Beteiligten an einen Tisch geholt, um Chancen auszuloten.
Im Hochwasserschutz zählt jeder Zentimeter
Zum Auewald gehört Totholz, das beim Hochwasser in den Rhein getrieben wird und dort die Schifffahrt gefährdet. Oder immer wieder gegen den Deich getrieben wird und seine Haut verletzten kann. Auch ohne Totholz bremsen Auenwälder, die ihrer Natur nach auf der Wasserseite des Deichs entstehen, die Fließgeschwindigkeit, das Wasser staut sich auf und steigt weiter. Jeder Zentimeter zählt.
Probleme, die Ute Amberge von der Unteren Naturschutzbehörde bekannt sind. Für das WSA war Martin Wolters gekommen, zuständig für den Abschnitt Emmerich und Wesel. Das Totholz sei mehr geworden, sagt er, es kippte Schifffahrtszeichen die die Fahrrinne markieren und gefährde Schiffe. Wo es anschwemmt ist es kaum zu bergen, berichtet Martin Gimken, Heimrat Bislich des Deichverbandes Bislich-Landesgrenze: Der Boden ist aufgeweicht, mit schweren Maschinen nicht zu befahren. „Da bleibt oft nur zugucken, wie es wieder wegtreibt.“
Pragmatische Ansätze und kurze Dienstwege
Trotz unterschiedlicher Interessen: Die Runde im Museum Bislich war spürbar an gemeinsamen Lösungen interessiert. Mitunter ist Pragmatismus gefragt, regelmäßig auf dem kurzen Dienstweg zwischen Naturschutzbehörde und WSA praktiziert. Ein Ziel: Auenwälder, wo sie ungefährlich erscheinen, sich entwickeln zu lassen. Darauf können sich Natur- und Hochwasserschützer einigen. Totholz, wo es wichtig ist, mit Ketten sichern und jährlich kontrollieren, ist ein kleiner Ansatz. „Es gab immer Treibholz, aber nie soviel wie heute“, sagt Martin Wolters. Er setzt auf Dialog und Kompromiss, um die Misere in den Griff zu bekommen.
Bäume am Ufer werden auf den Stock gesetzt – und schlagen sofort neu aus. Kornel Schmitz schlug eine Beweidung durch Ziegen als Lösung vor, ein Gedanke, der Naturschützern und WSA gefällt. Bislich, zeigte Wolters in Luftbildern, ist ein ausgesprochener Engpass im Rhein.
Engpass Bislich
Die Bäume unterhalb des Fährhauses bremsen im Hochwasserfall die Strömung. Treibgut darin hängen und erhöht diesen Effekt. Doch diese Bäume, informierte Ute Amberge, sind tabu – durch nationales und europäisches Recht geschützt. Gegenüber auf der Xantener Rheinseite liegt ein umwaldetes Baggerloch. Beide verengen im Hochwasserfall den Strom. Von heute auf Morgen gibt es keine Lösungen. Aber Schritt für Schritt.
Sie saßen zusammen:
- Teilnehmer der Runde waren Heimrat Martin Gimken vom Deichverband Bislich-Landesgrenze, Martin Wolters und Dietmar Pribil vom Wasser- und Schifffahrtsamt, Klaus Kretschmer (Biologische Station Kreis Wesel), Hans Glader (Storchenstiftung NRW), Ute Amberge (Untere Naturschutzbehörde), Dennis Bohländer (Schiffsführer der Keer Tröch II) und Kornel Schmitz vom Heimat- und Bürgerverein Bislich.