Beeindruckendes Bislicher Konzert

VON HANNE BUSCHMANN
wesel Sie können singen, die acht Damen und sieben Herren des niederländischen Vocalensembles „Exicon“ aus Enschede. Woran man das erkennt?

Am bruchlosen Fluss des Stimmenklangs, am lautlosen gleichmäßigen Atem, an den perfekten Einsätzen, an der ästhetisch gültigen Harmonie der Stimmen und an der unmittelbar sich übertragenden Schönheit des Ganzen. Die zahlreichen Besucher des Bislicher Konzertes am Sonntag in St. Johannes lauschten denn auch tief beeindruckt, ohne unterbrechenden Applaus. Den gabs zum Schluss als stehende Ovation - sehr zu Recht.

Dabei hat das Ensemble keinen Dirigenten, wohl nimmt es bisweilen versierte Fachleute als Berater in Anspruch. Ansonsten fußt das Können der Vokalisten auf Selbstdisziplin, Fleiß, Selbstkritik und Üben, Üben... Aber das dürfen die Hörer nicht merken, nur die Schönheit und Wahrheit der Musik empfinden. In diesem Fall galt das besonders der „Messa di Requiem“ von Ildebrando Pizzetti (1880-1968), dem italienischen Meister, der seinem A-cappella-Chorwerk prägende Elemente des Gregorianischen Chorals und der Polyphonie Palestrinas beimischte. Geschickt vorbereitet wurde dieser Höhepunkt von ebenso meisterlicher Musik von Bruckner und Verdi, abgeschlossen von Reger.

„Locus iste“ von Bruckner ließ schon aufhorchen; dessen „Ave Maria“ erschien gleichsam sphärisch entrückt. Die Choristen wurden fast unmerklich von Marion Röber zum Einsatz aufgefordert, die Herren an wichtigen Stellen von Marcel van Os. Verdis Motette „Laudi alla vergine Maria“ sangen nur die Frauen, ohne den leisesten metallischen Mitklang in den Höhen. Der Gesamtchor stimmte Verdis „Pater noster“ an. - Und danach Pizzetti: transparent auch in den vielen Verzierungen des Kyrie, mit bedrohlichen Spuren im Dies irae und dem Bangen des Klagens und Hoffens bedrückter Menschen, was sich läuterte im Sanctus. Es schwebte wunderbar empor. Zuerst zart in den Frauenkehlen, dann fest gemeinsam mit den Männerstimmen wurde das Agnus Dei besungen. Im Libera me - Rette mich - steigerte sich die Anrufung Gottes zum Preislied.

Max Regers „Nachtlied“, Op. 138 Nr. 3, stilistisch auf schon moderne Weise der Choraltradition folgend, nahm mit geistiger Intensität für sich ein. Genau danach erschallten die Kirchenglocken.

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