Bronzezeit-Funde in Bislich

Archäologen stießen in Bislichs zukünftigem Wohngebiet an der Mühlenfeldstraße auf insgesamt neun Brandgrubengräber. Die Funde gehen nach der Dokumentation an das LVR-Landesmuseum in Bonn.

RP-Bericht vom 11.07.2013 von Niels Ebling

Noch bevor der erste Stein gesetzt, das erste Fundament gegossen ist, herrschte in Bislichs zukünftigem Wohngebiet an der Mühlenfeldstraße in den letzten Wochen reges Treiben.

Bei archäologischen Untersuchungen und Ausgrabungen, die bereits seit dem Herbst stattfanden, stieß die Duisburger Spezialfirma archaeologie.de auf insgesamt neun Brandgrubengräber unterschiedlicher Erhaltungsstufen. Sie und die darin enthaltenen Holzkohlenreste, Bronzefragmente sowie Keramik- und Metallfunde datiert Patrick Jülich, Leiter der Grabungsmaßnahme, vorsichtig auf die späte Bronze- und die frühe Eisenzeit.

"Genau wissen wir es erst nach einer eingehenden Untersuchung", sagt Jülich. Gereinigt und dokumentiert wird das Fundmaterial anschließend an das LVR-Landesmuseum in Bonn übergeben. Fränkische beziehungsweise frühmittelalterliche Bestattungen, wie sie in den 1970er Jahren im Ortskern freigelegt wurden, fanden die Archäologen nicht.

Mit schwerem Gerät war das dreiköpfige Team um Jülich im Auftrag der städtischen Bauleit- und Verkehrsplanung monatelang im Einsatz. Jetzt sind die Arbeiten auf dem Plangebiet abgeschlossen. In einem ersten Schritt wurde im November 2012 bei der sogenannten Sondage ermittelt, ob sich, wie vermutet, Funde unter der Erdoberfläche befinden. Die wurde dann auf einer Fläche von 3841 Quadratmetern mit einem 32 Tonnen schweren Bagger abgezogen bis auf den im Vorfeld ermittelten Bezugshorizont.

Das ist die Erdschicht, die unmittelbar oberhalb der Funde liegt. Von da an waren reichlich Feingefühl und Handarbeit gefragt. Die Funde, so Jülich, seien weder eine Sensation noch eine Selbstverständlichkeit. Herausragende Entdeckung sei für ihn ein Bronze-Halsreif, der in den kommenden Tagen genauer unter die Lupe genommen werde.

Bislich in der Bronzezeit

NRZ-Bericht vom 11.07.2013 von Petra Herzog

Im Dorf am Deich entsteht eine neue Wohnsiedlung. Doch vorher waren die Archäologen da, die neun Gräber entdeckt haben.

Die ersten Bislicher kamen im frühen Mittelalter in den heutigen Weseler Ortsteil. Davon zeugt ein historisch bedeutsames Gräberfeld. Vieles aus dieser Epoche wurde bereits entdeckt, und immer wieder kommen neue Funde ans Tageslicht – so wie jetzt bei der Planung des neuen Wohngebietes an der Mühlenfeldstraße. Archäologe Patrick Jülich von der Firma „archaeologie.de“ hat sie an acht Tagen im November 2012 und Juli 2013 hervorgeholt. Jetzt ist er dabei, die Fundstücke zu reinigen, zu begutachten und sie zeitlich einzuordnen.

Buntmetallreste
Gräberfeldarchäologie empfindet Jülich als etwas Besonderes. Vier Brandgrubengräber entdeckte er im vergangenen Jahr in Bislich, wobei teils Keramik und Metall geborgen wurden. Fünf weitere Brandgrubengräber kamen nun zutage. Hier stießen die Archäologen auf Holzkohlenreste, Leichenbrand, Bronzefragmente und Buntmetallreste. Die zeitliche Einordnung ist nicht so einfach, sagt Patrick Jülich, schätzt aber, dass es sich um die späte Bronzezeit (1300 bis 800 vor Christus) beziehungsweise frühe Eisenzeit handelt (800 bis 450 vor Christus).

Eines der Fundstücke könnte ein bronzener Halsreifen sein, der allerdings zerbrochen ist. Zudem gibt es eine Art Ring, ebenfalls in Stücken gefunden, der Teil der Kopftracht gewesen sein könnte. Es könnte sich aber auch um den Verschluss des Beutels handeln, in dem die Asche des Verstorbenen beigesetzt wurde. Denn eines ist sicher, Urnen gab es damals noch nicht. Entweder die Asche wurde ins Grab gestreut oder in einen Beutel gegeben. Offen bleibt zudem, ob die Fundstücke zur Kleidung des Toten gehörten oder es Grabbeigaben sind.

Bruchstücke
3841 Quadratmeter hat Patrick Jülich untersucht, war mit dem Kettenbagger und mit kleinerem Werkzeug unterwegs. Sondageschnitt nennt man die Technik. Die Einordnung der Funde wird wohl erst nach der Restaurierung möglich sein. Denn oftmals sind es nur kleinste Partikel, die die Aufmerksamkeit der Fachleute gefunden haben, oder es sind Bruchstücke. Das Geborgene wird nach der Bestimmung nach Bonn gebracht, wo es im Landesmuseum des Landschaftsverbands Rheinland seinen Platz im Magazin erhält.

Fränkisches beziehungsweise Frühmittelalterliches wurde im Dorf am Deich diesmal übrigens nicht entdeckt.

 

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