Chor-Projekt: Es muss swingen

NRZ-Bericht zu den Vorbereitungen des Benefizkonzerts am Sonntag, 30.09.2012, 18.00 Uhr in der St. Johannes Kirche.

Schafe weiden auf dem Deich, Kinder spielen auf dem kleinen Bolzplatz, der Wind raschelt in den Silberdisteln. Dazu dringen sanfte Klänge aus dem Backsteinbau der Bislicher Grundschule herüber. Die Zeit scheint still zu stehen. Doch drinnen in der Aula wird fleißig geprobt. „Huggede, Huggede, Tacka, Tacka“, der Chor singt sich ein. Rhythmisch geht es zu, im Takt wird hin und her gewippt, Chorleiterin Barbara Hochgürtel stimmt am E-Piano die Tonleiter an: „Doobidoo, doobidoo“ und „Wieso, wieso“ statt „Do Re Mi Fa So La Ti Do“. Das kommt bei den Sängern an. Sie bilden einen ganz besonderen Chor.

Fast hat man den Eindruck, seine Mitglieder sängen schon jahrelang zusammen. Dem ist aber nicht so: Sie sind ist zusammengewürfelt aus Mitgliedern des Bislicher Chores St. Johannes und anderen Sängerinnen und Sängern aus dem Raum Wesel, die dem Aufruf zu einem gemeinsamen Konzertprojekt nachgekommen sind (die NRZ berichtete). Imke Hagemann aus Wesel ist Mitglied der Chorgemeinschaft an St. Martini. Sie ist ihrer Chorleiterin nach Bislich gefolgt. „Ich mag ihre knackigen Proben, sie weiß, wo sie hin will.“

Ein bekanntes Gesicht ist auch unter den Freiwilligen: Volker Haubitz, stellvertretender Bürgermeister. Er war jahrelang selbst Chorleiter und nimmt zusammen mit seiner Frau an dem Projekt teil. „Das ist terminlich überschaubar, ich kenne und mag die Lieder.“

Langsam stimmt und schwingt sich der 60 Teilnehmer umfassende Chor ein, und ohne große Umschweife wird das erste Lied angestimmt. „Aber auswendig bitte, das geht schon“, ermutigt Barbara Hochgürtel. Und wirklich: Die gemischte Besetzung entfaltet eine faszinierende Klangstärke, gerade auch in den Höhen des Soprans. „Sie müssen überdeutlich artikulieren, in der Kirche ist die Akustik noch halliger“, sagt die Leiterin.

Dann geht es an den Feinschliff: Suscipe deprecationem. „Dies ist ein lateinischer Zungenbrecher, bitte rhythmisch und schnell!“ Die Männerbesetzung tut sich noch etwas schwer. „Ein bisschen mehr mit Manneskraft“, erbittet die Chorleiterin. Und die Herren folgen ihr. Beim nächsten Einsatz nickt sie zufrieden.

„Das wird schon“

Neben der älteren Generation sind auch Kinder vertreten, wie etwa Nils und Saskia Michelbrink aus Bislich, neun und acht Jahre alt. Die beiden spielen auch schon Instrumente - Tenorhorn und Klarinette. „Ich kann sogar schon Sechzehntel-Noten spielen,“ verrät Nils voller Stolz. „Als mein Cousin mit dem Fahrrad losfuhr, wollte ich wissen, wohin. Dann bin ich einfach mal mitgefahren,“ beschreibt Saskia ihren Weg in das Chorprojekt. Den beiden macht es großen Spaß, obwohl sie nicht immer gleich mitkommen. „Kinder lernen sehr schnell auswendig, dann singen sie einfach mit, ohne ständig in die Noten zu schauen,“ weiß Barbara Hochgürtel auch diese Schwierigkeit zu meistern. Auch dass von den 60 Mitgliedern des Projektes nicht immer alle da sind, beunruhigt die Chorleiterin nicht. „Ich weiß wirklich nicht genau, wie viele letztendlich beim Konzert singen werden. Hauptsache, wir sind in den letzten Proben komplett, dann wird das schon.“

Geprobt wird insgesamt nur fünf Mal. „Wichtig, dass es groovt und swingt,“ sagt Barbara Hochgürtel .

Die Aufführung ist am Sonntag, 30. September, um 18 Uhr in der St. Johannes Kirche in Bislich. Ergänzt wird der Chor dann durch Bläser aus dem Blasorchester Bislich und Streicher der Haldern Strings. Das Programm besteht aus neuer geistlicher Musik. Spendeneinnahmen aus dem Konzert kommen der Bislicher Grundschule am Deich zugute.

Jürgen Radojewski


Rund 60 Männer, Frauen und Kinder proben für ein gemeinsames Konzert.

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