Der Letzte macht das Licht aus

Gerade hat er angefangen, schon ist er (fast) wieder vorbei - der Straßenkarneval. Schluss mit wilden Kostümierungen, Schluss mit fröhlichen Trinkgelagen, Schluss mit Partys um 11.11 Uhr. Spätestens wenn der letzte Motivwagen auf dem Rosenmontagszug in Bislich durch die Gassen fährt, wird den Kamelle-Sammlern schmerzhaft bewusst, dass die Schlümpfe, Minions und Zebras wieder in den Keller müssen.

Der Stammtisch „Die wilde 13“ startete auf dem Rosenmontagszug in Bislich zum Schluss. Das Motto: Udo Jürgens.

VON NICOLE SCHARFETTERislich durch die Gassen fährt, wird den Kamelle-Sammlern schmerzhaft bewusst, dass die Schlümpfe, Minions und Zebras wieder in den Keller müssen.

Wehmut liegt in der Luft, findet Lars Giesen. Der Bislicher ist mit seinen Töchtern Lara und Ronja zum Zug gekommen - der Papa Pirat, die Töchter Prinzessinnen. Die Familie marschiert hinter dem letztern Wagen her, dem Wagen vom Stammtisch „Die wilde 13“. Zum letzten Mal in diesem Jahr jagen seine Mädchen den Bonbons hinterher, zum letzen Mal wird auf der Straße Helau gerufen. „Die tollen Tage sind schon schön“, sagt Lars Giesen, auch wenn er irgendwie froh ist, dass es vorbei ist. Er ist Musiker, hatte einige Auftritte über Karneval, „da reicht es dann auch mal“, sagt er. Und trotzdem ist er bis zum Schluss dabei, vielleicht für seine Töchter, vielleicht aber auch, weil es bis zum nächsten Mal wieder eine gefühlte Ewigkeit dauert.

In diesem Jahr passt das Motto des letzten Wagens besonders gut zur Startposition: Udo Jürgens. „Der Letzte macht eben das Licht aus“, sagt Giesen. Die Männer auf dem Wagen sehen aus wie eine Mischung aus typischen Mallorcaurlaubern in weißen Frotteebademänteln, die noch vor dem Frühstück eine Liege am Pool reservieren wollen und Tony Marschall, mit grau melierter Lockenmähne. Die 13 Männer vom Stammtisch sind gut drauf, machen sich einen riesen Spaß daraus, mit Redewendungen um sich zu schmeißen. „Wir sind der krönende Abschluss und rollen das Feld von hinten auf“, sagt Olli Pumpe, der von Kollege Simon Kluth gern Olli P. genannt wird, „weil sein Körper so trainiert ist, wie der des C-Promis, der mal bei GZSZ mitgespielt hat“, sagt er. Ach ja, ganz vergessen: Die Letzten werden die Ersten sein.

„Die wilde 13“ muss man nicht ganz so ernst nehmen, wie so viele nicht an Karneval. Seit 23 Jahren nimmt der Stammtisch schon am Rosenmontagszug teil, das Motto legen die Mitglieder immer kurz nach Weihnachten fest. „Wir wollten Udo Jürgens die letzte Ehre erweisen“, sagt Pumpe, deswegen werden auf dem Wagen auch ausschließlich Udo-Songs gespielt. Festgelegt wird beim Umzug auch die Reihenfolge der Wagen, „Die wilde 13“ ist nicht immer das Schlusslicht. Aber Schlusslicht sein kann auch mal schön sein, ganz im Gegensatz zur Bundesliga. Das Schlusslicht sorgt noch einmal für eine ganz besondere Stimmung auf der Straße, dem Schlusslicht folgen all jene, die an der Straße so fleißig Helau und Kamelle gerufen haben. Eine große Menschentraube bildet sich hinter dem Udo-Wagen, große und kleine Piraten, Feen, Tiger, Löwen und Bauarbeiter tippeln hinter dem Wagen her bis zum Festzelt, wo im Anschluss das traurige Ende noch ein bisschen hinausgezögert wird.

Mit dem Straßenkarneval ist aber endgültig finito. Jetzt fehlt nur noch der Putztrupp, der heute durch die Gassen zieht und die allerletzten Überreste der diesjährigen Session in großen blauen Mülltüten verstaut.