Generationenwechsel im Haus Pooth

Im 125. Jahr des Familienunternehmens endet die Backtradition. Hubertus Pooth und seine Schwester Andrea Bruns übernehmen – und eröffnen ein Café

Von Susanne Zimmermann, Foto Markus Weissenfels

Hubert Pooth (rechts) mit seinen Kindern Andrea Bruns (Zweite von rechts) und Hubertus Pooth (Zweiter von links vorne) sowie den Mitarbeiterinnen Dorothee Boland und Hermine Sinwell und Bauarbeitern im ehemaligen Laden, der zur Baustelle geworden ist. Hier entsteht ein Café mit 16 Plätzen.

Wesel. Es ist ein Neuanfang – und ein Abschied: Seit Anfang Januar ist die Ära von Brot und Brötchen in Haus Pooth zu Ende, nach fast 200 Jahren, 125 davon unter dem Namen Pooth. Hanni und Hubert Pooth geben Hotel und Gastronomie an ihre Kinder Hubertus Pooth (40) und Andrea Bruns (49) weiter, die vierte Generation. Die Geschwister werden Hotel und Gastronomie weiterführen, die Bäckerei aber nicht – hier entsteht ein kleines Café.

Meister mit 21 Jahren

Das 125. Jahr des Traditionshauses Pooth in Bislich wird also ein ereignisreiches. Ein paar Tränen seien schon geflossen, am Silvestertag, verrät Hubert Pooth (77). Sein Leben lang haben er und seine Frau (72) hart gearbeitet, nun könnten sie sich ein wenig Ruhe gönnen. Eigentlich liegt das nicht in ihrer Natur, das zeigt sein leichtes Zögern. „Etwas wird sich ändern: Bislang haben wir immer die Kinder gefragt, ob sie einspringen können. Jetzt wird es umgekehrt laufen“, sagt er schmunzelnd.

Als Jüngster von 102 Teilnehmern legte Hubert Pooth mit 21 Jahren seine Meisterprüfung ab: Der Vater war 1944 im Krieg geblieben, Mutter Hildegard arbeitete quasi rund um die Uhr um den Familienbetrieb zu erhalten, „sie hat bis zum Schluss getan, was sie konnte“, erinnert sich ihr Sohn, „sie kannte keinen Urlaub, keine Freizeit“. Und er – im kleinen Wohnzimmer, das es damals neben der Backstube gab, zur Welt gekommen – übernahm den Betrieb und die Verantwortung, seine Frau Hanni an seiner Seite, mit der er im September Goldhochzeit feierte. Würde er es noch einmal genauso machen? Er lächelt, sagt Ja. „Darin war unsere Mutter Vorbild“, sagt er – eine Witwe mit drei Kindern und ihr unermüdlicher Einsatz, das habe für ihn den Ausschlag gegeben.

Großvater Hubert Pooth schaut streng aus seinem Ölgemälde in den Gastraum herab, während sein Enkel erzählt. 1962 machte er seinen Meister, 1974 übernahm er das Haus. Elf Gästezimmer, die Gastronomie und die Bäckerei. Letztere lohnt sich einfach nicht mehr. „Vater ist jeden Sonntag um 3 Uhr aufgestanden“, sagt Andrea Bruns, „Mutter bediente im Laden“. Diesen Einsatz zu ersetzen, sei kaum möglich. Und: Es würde sich nicht lohnen. „Früher haben die Frauen hier Brötchen und Brot gekauft, es war der Dorfmittelpunkt.“ Das ist lange her.

Torten und Feinbackwaren

Und nun? Torten und Feinbackwaren wird es weiter geben. Gesellin Monika Lamers, sie hat bei Pooth schon gelernt, kümmert sich darum. Sie wird auch für die Hotelgäste backen, fürs Frühstück. Hubertus Pooth hat Bäcker, Koch und Betriebswirt Hotellerie gelernt, seine Schwester ist Konditorin und Hotel-Fachfrau. Haus Pooth ist auch in der vierten Generation in gut ausgebildeten Händen.

Eine lange Tradition

Es war im Jahr 1820, als Bernardus Hagmann und Johanna Spiegelhoff das Grundstück von der katholischen Kirche kauften, Hegmann war Bäcker und Gastwirt.

55 Jahre später übernahmen Albert Peters und Katharina Pooth, 1898 steig dann Hubert Pooth ein, ihm folgte Franz Pooth, der im Krieg verschollen ist, der Vater von Hubert Pooth.

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