Ich bin Niederrhein (18) Von Michael Elsing

Wir Niederrheiner haben die Vorsilbe in der deutschen Sprache natürlich nicht erfunden. Aber wir sind heilfroh, dass es ein anderer für uns getan hat. Denn so können wir sie nun nach Herzenslust gebrauchen. Ein Musterbeispiel hierfür ist die Vorsilbe „ver”. In sie haben wir uns förmlich „verkuckt” und damit möchte ich Sie weder „verkohlen” noch „verhohnepiepeln” oder „verkackeiern”. Ich möchte Ihnen lediglich „verkasematucken”, dass wir uns nicht „verpieseln”, wenn es um die Nutzung dieser Vorsilbe geht.
Dass wir einige dieser „Ver-Wörter” gleich doppelt und dreifach nutzen, „versteht” sich für einen echten Niederrheiner von selbst. Da wäre beispielsweise das Verb (nein, diesmal ist es keine Vorsilbe) „verdrücken”. Menschen mit mächtigem Appetit „verdrücken” zum Frühstück, Mittag- und Abendessen enorme Portionen und es ist gut möglich, dass sie sich anschließend erst einmal „verdrücken” müssen, um das soeben „Verschlungene” sacken zu lassen. Auf die Spitze getrieben, könnten die gleichen Personen auch vor einem Mehrfamilienhaus stehen und die falsche Schelle bedienen. Dann hätten sie sich schlichtweg „verdrückt”.
Nächstes Beispiel: Wer einen Mitmenschen mehrfach schlägt oder tritt, der „verkloppt” ihn. Auf der anderen Seite könnte er auch einen für ihn nicht mehr wertvollen Gegenstand an einen anderen Menschen „verkloppen”. Bei einer derartigen Aktion beweisen wir dann unsere Vielfalt. Denn wir könnten diesen Gegenstand auch „verscherbeln” oder „verticken”. Es sei denn, wir können diesen Gegenstand nicht mehr auffinden, weil er „verschütt” gegangen ist. Bei der Suche danach rutscht uns dann ganz bestimmt ein „verdorri nochmal” heraus.
Und wenn wir ganz „verzweifelt” sind, gehen wir in die erstbeste Kneipe und „versacken” da, weil wir unsere eigene Unordnung einfach nicht „verknusen” können. Unvorsichtige Zeitgenossen „vergessen” dann beim „Verlassen” des Lokals den Mantel, was am nächsten Tag dazu führt, dass man nicht nur „verkatert”, sondern auch noch „verkält” ist. „Unvernünftige” Menschen führen solche Aktionen „unverhältnismäßig” häufig durch und „verjücken” so ihr ganzes Geld. Ich gebe zu, das ist eine ziemlich „verquaste” Geschichte, die ich hier „verzapfe”. Aber so ist das nun mal am Niederrhein. Wir „verquatschen” uns schon mal ganz gerne und „verzetteln” uns dabei ein wenig.
Nur eins möchte ich unbedingt noch los werden: Das kleine „Verkel” in diese Rubrik einzuordnen, wäre total „ferkehrt”. Moment mal: da habe ich aber jetzt was „versaubeutelt”. Ich glaub, ich „verliere” langsam den „Verstand”. „Verzeihung!”

RP vom 04.09.2009