Ich bin Niederrhein (4) Von Michael Elsing

Herzlich Willkommen zu einer neuen Ausgabe des niederrheinischen Sprachführers. Und da wollen wir mal nicht lange um den heißen Brei herumreden, sondern direkt eintauchen. Es gibt ja Sätze und Ausdrücke, da denken wir gar nicht drüber nach, ob es sinnvoll ist, was wir da von uns geben.
Versuchen Sie doch einmal die Floskel „nix für ungut" aufzuschlüsseln. Das Adjektiv „gut" ist bekannt. „Ungut" soll dann ja wohl „schlecht" bedeuten und aus „nix" wird „nicht". Jetzt noch schnell ein „für" dazwischen geklemmt und fertig ist die Formulierung, die wir als Entschuldigung für unsere Kritik einsetzen. Auf gut Deutsch gesagt: Nehmen Sie mir es nicht übel, dass ich Sie blöd finde. Beim nächsten Beispiel wird’s noch verrückter. Bringen wir einer Person eine gewisse Sympathie entgegen, bezeichnen wir sie als „nicht unübel". Nun denn: Minus mal Minus ergibt Plus. Die Person bleibt folglich übel und die Sympathie damit auf der Strecke. Vorsicht also, wenn Sie künftig als „nicht unübel" tituliert werden.
So richtig zur Weißglut treiben kann Sie der Niederrheiner, wenn er unumstößliche Tatsachen als Frage wiederholt und mit dem Wörtchen „wie" einleitet. Auch hier ein Beispiel: „Heute ist das Wetter schön." – „Wie, das Wetter ist schön?" – „Na ja, die Sonne scheint." – „Wie, die Sonne scheint?" – „Ja, sie scheint den ganzen Tag." – „Wie, den ganzen Tag?" Dieses Spielchen ließe sich jetzt bis zum Ende dieser Kolumne fortführen, aber Sie wissen bestimmt schon jetzt, worauf ich hinaus will.
Und deshalb möchte ich ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf mein Lieblingsthema lenken: die Präposition. Der Niederrheiner macht beispielsweise aus dem Wörtchen „zu" schon mal ein Adjektiv. Das glauben Sie nicht? Wie, sie glauben das nicht? Haben sie noch nie vor einer „zuen" Tür gestanden. Na, also! Oder: Wenn wir einen Mitmenschen zur Eile antreiben, sagen wir: „Mach ma voran." „Fluppt" es dann immer noch nicht wie gewünscht, verleihen wir unserer Resignation mit den Worten „ich krich zu viel" Ausdruck.
Verrückt, ja beinahe schon geheimnisvoll wird es bei Orten oder Gegenden, die in aller Munde, jedoch schwer zu lokalisieren sind. Oder wissen Sie, wo „Pusemuckel" oder die „Wallachei“ liegen? Okay, für Sie habe ich mal recherchiert. Pusemuckel, genauer gesagt Posemuckel, ist ein Dorf in Polen (Gemeinde Babimost) und die Walachei ist eine historische Region im heutigen Rumänien. Meine Vermutung: Der Bär steppt weder in Pusemuckel noch in der Walachei und „wer da von wech kommt", der hört, wie sich Hase und Fuchs eine gute Nacht wünschen und wahrscheinlich begräbt er auch seine Hunde dort. Bis die Tage...

RP vom 19.09.2008