NRZ Serie „Landluft“ Deftige Kost für Radfahrer
Wesel. Wie aus einem Schweinestall erst ein Partyraum und dann ein Bauerncafé wurde.
Ganz früher, da grunzten hier die Schweine. Später wurde privat gefeiert, denn die große Familie Heiligers funktionierte den Stall zum Partyraum um. Seit 16 Jahren aber ist in den Räumen das Bauerncafé Hellenhof zu finden, am Rande von Bislich, direkt an der viel befahrenen Radstrecke. Josef und Annemarie Heiligers haben es einfach gewagt, ein bisschen weg von der Landwirtschaft hin zur Gastronomie. Und sie haben es nicht bereut.
„Es ist ein ganz anderes Leben“, sagt der 57-Jährige. „Man ist anders eingespannt und muss zu gewissen Zeiten auch da sein.“ Doch Josef Heiligers ist gern da, vor allem dann, wenn Stammgäste kommen, zu denen er sich auch mal an den Tisch setzt, um mit ihnen zu plaudern. Während Ehefrau Annemarie die Küche managt, ist er zwischen den Tischen unterwegs. Im Sommer vor allem draußen, wo es 72 Sitzplätze gibt, im Winter und bei schlechtem Wetter drinnen, wo 45 Gäste sitzen können. In der vierten Generation wird die über 500 Jahre alte Hofstelle bereits von der Familie bewirtschaftet. Die Milchkühe haben die Heiligers’ mit der Eröffnung des Bauerncafés aufgegeben, stattdessen kümmern sie sich um 20 Mutterkühe. Teile der umfangreichen Flächen sind zudem verpachtet, damit sich das Ehepaar voll und ganz auf seine Gäste konzentrieren kann.
Josef und Annemarie Heiligers mit zwei selbst hergestellten Torten.Foto: Markus Weißenfels
Das sind vor allem Radfahrer, aber durchaus auch Urlauber in den Bislicher Ferienwohnungen und Touristen, die mit dem Auto kommen. Fahrradfahrerfreundlich sei ihre Küche, sagt Josef Heiligers. Auf der Karte stehen vor allem Schnitzelgerichte wahlweise mit Pommes frites, Röstkartoffeln, Röstis oder Kroketten. Die Hellenhof-Schnitzelplatte ist der Renner genauso wie Stachelbeerbaisertorte, die nie fehlen darf, weil stets nach ihr gefragt wird. Auch Suppen, kalte Platten und Salate gehören zum Angebot sowie Gänseessen im November und Dezember, allerdings nur nach Anmeldung. Neu hinzu kommt jetzt jeden Donnerstag der Haxentag, ebenfalls auf Vorbestellung. Haxen gehen um diese Jahreszeit prima, wissen die Gastronomen, die auch einen Partyservice anbieten.
Viele haben schon Kommunion, Konfirmation oder ein Familienfest auf dem Hellenhof gefeiert, dessen Name von einer hellen Stelle im Boden stammt, denn unter dem Hof gibt es Kalkablagerungen, wie die Familie beim Bauen zu ihrem Leidwesen feststellen musste. „Die Helle“ wurde der Hof deshalb auch zeitweilen genannt, sagt der ehemalige Deichgräf. Früher, da fuhren Josef Heiligers’ Eltern noch mit Eiern und Geflügel zum Weseler Wochenmarkt, doch das ist lange her. Vermisst wurde trotzdem was, und das war der Kontakt mit den Kunden. Den gibt es dafür jetzt reichlich, im einst ersten Weseler Bauerncafé, in dem zunächst nur Kuchen und Schnittchen anbieten wollte, doch schnell komplette Gerichte hinzukamen. Bereut haben Josef und Annemarie Heiligers diesen Schritt bis heute nicht.
Von Petra Herzog