Störche lieben den Niederrhein

 NRZ Bericht vom 02.12.2017

Und Menschen mögen die langbeinigen, zuletzt selten gewordenen Vögel. Eine Stiftung sorgt zusätzlich für geeigneten Lebensraum, etwa mit Blumenwiesen und Nisthilfen in Hamminkeln-Wertherbruch

Petra Herzog

Kreis Wesel. „Adebar ist wieder da!“ So lautet der Titel der Broschüre, die die Stiftung Störche NRW herausgegeben hat. Die zwölfseitige Information zeigt mit schönen Bildern, wie wohl sich der Weißstorch bei uns am Niederrhein fühlt. So wohl, dass manche Paare angesichts der meist milden Winter nicht mehr gen Süden fliegen, sondern gleich hier bleiben. Ein Beispiel ist das Storchenpaar an der Kirchenwoy in Wesel-Bislich. Hier kann es jederzeit beobachtet werden, vom Frühjahr bis in den Sommer hinein gemeinsam mit dem Nachwuchs.

600 Kilo schweres Nest in Dingden

Die Zahlen, die die Storchenstiftung jetzt bekanntgab, sprechen eine deutliche Sprache. Gab es 1990 gerade einmal drei Brutpaare in Nordrhein-Westfalen, waren es 2012 bereits 100, 2016 mit 228 mehr als doppelt so viele und in diesem Jahr sogar stolze 290. Storchenrevier Nummer eins ist der Landkreis Minden-Lübbecke, gefolgt vom Niederrhein. In Duisburg sowie in den Kreisen Wesel, Kleve und Viersen lebten im vergangenen Jahr 47 brütende Weißstorchpaare, 2017 waren es bereits 62, davon immerhin 26 im Kreis Wesel. 102 Jungvögel wurden diesmal flügge, so dass die Horste beliebtes Ziel von Ausflüglern waren, konnte man hier doch vieles hautnah mitverfolgen - vor allem die ersten Flugversuche des Nachwuchses.

Nicht nur Hans Glader vom Vorstand der Storchenstiftung beglückt die positive Entwicklung, auch viele Spender, die den stolzen Vögeln Gutes tun. Denn das Geld, das die Stiftung erhält, kommt ausschließlich dem Schutz der Störche zu Gute. Die schwarz-weißen Vögel mit den langen Beinen sind beliebt bei den Menschen, ja, sie polarisieren, sagt Glader. Immer wieder kommen Interessenten auf die Stiftung zu, die Unterstützung beim Aufstellen von Nisthilfen erhalten möchten. Vor drei Jahren wurde etwa eine bei Ginderich errichtet - und prompt ließen sich Störche blicken. Auch in Bislich steht ein neues Nest, so dass man auf vier Paare im Dorf am Deich hofft. Doch nicht immer ist die menschliche Unterstützung von Erfolg gekrönt und die Nester bleiben leer. Umso unverständlicher ist das Bemühen eines Weißstorchs, ausgerechnet auf einem Strommasten in Rheinberg-Borth ein Nest zu bauen. Dohlen und Elstern bedienten sich hier schamlos an den von ihm zusammengetragenen Zweigen und Ästen. Zudem fielen Halme und Co immer wieder herunter, die Konstruktion wollte einfach nicht halten. Nach 14 Tagen gab der Storch erfolglos auf...

Andere Nester sind sozusagen dauerbewohnt. Sie werden immer mehr ausgebaut, so lange, bis das Ganze irgendwann nicht mehr hält und zusammenbricht. So geschehen in Dingden, wo das Nest sage und schreibe 600 Kilo wog.

Damit die Störche noch mehr idealen Lebensraum vorfinden, hat die Storchenstiftung erste Flächen in Wertherbruch gekauft. Eine wurde umgepflügt, denn sie war bis dahin intensiv genutztes Grünland. Mit Saatgut aus der Region, das für 6000 Quadratmeter stolze 1000 Euro gekostet hat, wurde das Areal ausgestattet, so dass sich hier im Sommer nicht nur bunte Blumen breit machten, sondern dazu viele Insekten tummelten. Verschiedene Hummeln, Schwebfliegen, Heuschrecken und Schmetterlinge, zählt Hans Glader auf und freut sich drüber.

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