Allerlei interessante Geschichten vom Ei

Mehr als 1000 Ausstellungsstücke umfasst die Eiersammlung im Heimatmuseum Bislich. Jetzt führte Ornithologin Hilde Stallmann-Mildenberger mit viel Witz durch die Schau. Ihre Lieblingseier sind die der Mönchsgrasmücke.

Biologielehrerin Hilde Stallmann-Mildenberger führte durch die Sammlung ihres Vaters im Heimatmuseum. Foto: Markus Joosten

WESEL (meko) Sie sind klein, bunt und ausgeblasen – die Eier, die sich seit Mitte der 1990er Jahre im Bislicher Heimatmuseum befinden. Doch als Osterdekoration sind sie nicht gedacht, sondern waren einst wissenschaftliches Anschauungsmaterial. Die Sammlung stammt von dem bekannten Ornithologen Heinz Mildenberger und umfasst Gelege sämtlicher Vögel, die im Rheinland brüten. Jetzt führte seine Tochter Hilde Stallmann-Mildenberger durch einen Teil der Sammlung und erläuterte die spannenden Zusammenhänge zwischen Farbe, Form und Art des Geleges.

Amsel, Drossel, Fink und Star – sie alle brüten im Rheinland und von ihnen allen sind Eier in der Sammlung enthalten. Doch auch verschiedene Enten-, Gänse-, Raben- und Greifvogelarten sind vertreten. In den meisten Fällen reicht der Vogelexpertin ein kurzer Blick, um die Vogelart zu bestimmen. Denn das Eiersammeln war eine Beschäftigung, die die Familie zusammen erledigte. Deshalb verfügt sie heute über einen großen Wissensschatz. Zudem ist sie Biologielehrerin.

So sind etwa die kleinen Eier des Feldsperlings bräunlich dunkel, die des Haussperlings aber stärker gefleckt und größer. „Der Feldsperling ist ja auch ein kleinerer Vogel“, warf einer der rund 20 Zuhörer im Publikum ein. In diesem Fall zwar korrekt, doch von der Vogelgröße auf die Größe der Eier zu schließen ist falsch, wie Hilde Stallmann-Mildenberger weiss: „Es kommt darauf an, ob es Nesthocker oder Nestflüchter sind. Bei Nestflüchtern sind die Eier größer, weil das Vogeljunge dann weiter entwickelt sein muss.“ Auch kann sie die unterschiedlich starke Ausprägung der Farbe erklären: „Das hellste Ei ist meistens das zuletzt gelegte Ei.“

Amseleier hingegen haben eine grünliche Farbe mit braunen Flecken – in der Regel. Denn es finden sich auch einige Raritäten in der mehr als 1000 Eier umfassenden Sammlung.

Gerade bei Amseln sei es kein Problem gewesen, die Gelege einzusammeln, da sie auch in der Natur darauf ausgelegt sind, hohe Verlustquoten zu haben. Heutzutage ist das Einsammeln von Vogelnestern oder Eiern nicht mehr erlaubt. Schon ihr Vater konnte dies nur mit einer Ausnahmegenehmigung, da er es zu wissenschaftlichen Zwecken tat. Das ist auch der Grund, warum seine Tochter die Sammlung nicht mehr weiterführen konnte.

Auch die Lieblingseier von Hilde Stallmann-Mildenberger finden sich in der Sammlung: die der Mönchsgrasmücke. „Die haben eine ungeheure Variationsbreite“, zeigte sich die Ornithologin begeistert. Denn die Eier können Farben zwischen stark rötlich über braun bis hin zu fast weiß annehmen. „Das ist das erste Gelege, was Klein-Hilde gefunden hat“, plaudert sie und zeigt stolz auf vier Eier mit hellem Untergrund und schwarzen Punkten aus dem Jahr 1948.

Als Besonderheit kann sie auch Gelege mit Kuckuckseiern vorweisen. Zwischen den Eiern von Heckenbraunelle, Neuntöter oder Bachstelze hat sich jeweils ein fremdes Ei geschlichen. In manchen Fällen ist es offensichtlich, in anderen nicht. „Sie sehen, dass die Kuckucke versuchen, die Eierfarbe an die Farbe der Wirtsvögel anzupassen, aber nicht unbedingt.“ Etwa bei Heckenbraunellen sei es nicht nötig, da sie Bodenbrüter sind und schlechte Lichtverhältnisse in den Nestern haben. Legt ein Kuckucksweibchen sein Ei hingegen in ein Nest des Rohrsängers, müsse es farblich angepasst werden. Der nicht gerade geringe Größenunterschied hingegen falle dem Wirtsvogel nicht auf. Was ebenfalls zur Verwunderung führte: Ein Kuckucksweibchen legt seine Eier nur in die Nester einer Vogelart – meist ist dies die Art, von der es selbst großgezogen wurde.

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