Auskiesung spaltet die Gemüter

Am Diersfordter Waldsee ist eine neue Wasserfläche geplant. Der Verein Eden befürchtet steigende Grundwasserspiegel, die Firma Holemans widerspricht

Rita Meesters

Wesel. Westlich des Diersfordter Waldsees soll in Bislich ein weiteres Gewässer entstehen. Auf einer Fläche von rund 95 Hektar im Bereich zwischen Mühlenfeldstraße und Bislicher Straße plant die Firma Holemans aus Rees eine Auskiesung. Die in mehreren Abschnitten wachsende Seenfläche von rund 70 Hektar soll mit dem Waldsee verbunden werden. Die Planungsunterlagen liegen bis zum 2. Juni im Weseler Rathaus aus.

Die Firma Holemans Niederrhein plant, die jetzt landwirtschaftlichen Flächen nach der Auskiesung für die Naherholung nutzbar zu machen. Man hoffe, bis Jahresende eine Genehmigung zu haben, erklärt Beate Böckels, bei der Firma Holemans für Genehmigungsverfahren zuständig. Dann könnte innerhalb von zwei bis fünf Jahren mit der Auskiesung begonnen werden. Nach der Offenlegung werden die Einwendungen gesammelt und bewertet sowie in einem Erörterungstermin diskutiert. Der Abbau wird laut Planung 12 bis 15 Jahre dauern und soll - unterteilt in einen Nord- und eine Südteil - in mehreren Abschnitten durchgeführt werden. Die fertigen Areale, so Böckels, werden bereits rekultiviert, während in weiteren Abschnitten die Arbeiten noch laufen.

Eden fürchtet Vernässung

Der Verein Eden sieht die Pläne kritisch und fordert die Bürger in Bislich, Bergerfurth, Diersfordt, Mehr, Haffen und Mehrhoog dazu auf, sich die Unterlagen anzuschauen und Einwände bis zum 15. Juni - so lange läuft die Frist - beim Kreis Wesel einzureichen. „Im Juni 2016 stiegen die Baggerseepegel nach den Starkregenfällen bei gleichzeitigem länger anhaltenden (nur) mittleren Rheinhochwasser deutlich an. Was wird erst passieren bei einem richtigen Hochwasser mit gleichzeitiger Starkregensituation?“, fragt der Sprecher Dr. Leo Rehm aus Rees. Die Sorge der Abbaukritiker sind in der Folge steigende Grundwasserspiegel. Im vergangenen Sommer hätten nach heftigem Regen Keller in Bislich, Haffen, Mehr und sogar in Haldern unter Wasser gestanden, so Rehm.

Der Verein sorgt sich aufgrund der vielen Seen, die durch den Kiesabbau zwischen Bislich und Rees entstanden sind: Auf einem Gebiet von 40 km² befänden sich heute bereits 10 m² Wasserfläche. Dadurch haben sich laut Eden die Grundwasserverhältnisse verändert. Der Verein fordert eine hydrologische Untersuchung des gesamten Bereiches. Außerdem, so Rehm weiter, sei ein großer Teil Gräbensystems, das viele Jahre lang zur Entwässerung diente, durch die Abbautätigkeit der Kiesindustrie verschwunden. Auch das im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vorgelegte hydrogeologische Gutachten weise Mängel auf.

Seen als Zwischenspeicher

Beate Böckels von der Firma Holemans bestreitet eine Gefahr durch Hochwasser und Vernässung und verweist auf das Gutachten. Dort sei für den Bereich der geplanten Auskiesung auch das Szenario eines extremen Rheinhochwassers berechnet worden. Die Seewasserstände im Bereich Histenbruch blieben demnach einen Meter unter dem umgebenden Gelände.

Bei Sturm und heftigem Wellenschlag könnte Wasser über die Ufer treten, daher sei an einigen Stellen der Bau von Wällen eine Option. Gerade der Starkregen im vergangenen Jahr habe aber auch gezeigt, dass die Wasseraufnahme durch die Baggerseen das Entwässerungssystem über die Gräben entlastet hätte, argumentiert Beate Böckels. Die Seen könnten bei Hochwasser als Zwischenspeicher genutzt werden.

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