Bislich hat ein neues Eisen im Feuer

Bislich hat ein neues Eisen im Feuer

Am Tag des Denkmals kann Bislich am 18. Mai wieder etwas Neues feiern. Die Schmiede Kock ist aufwendig und mit sehr viel ehrenamtlicher Arbeit restauriert worden. Mit einem Festakt wird der Außenposten des Museums eingeweiht.

Peter von Bein, Franz Schweers und Heinz Kubasch (v.l.) präsentieren ein Kleinod mit bemerkenswerten Details. Dazu gehören der Davidsstern im Fenster, der Blasebalg über der Esse und tolle Werkzeuge.

VON FRITZ SCHUBERT

Wesel Wer öfter über den Deich von Wesel nach Bislich radelt, der kennt das kleine Häuschen auf dem Abschnitt Marwick. Unscheinbar wirkt es, fällt jetzt vielleicht durch frischen Anstrich der Fensterläden auf. Auch bei genauem Hinsehen ahnt man kaum, was hier nach jahrelanger Vorbereitung in einem Jahr harter Arbeit passiert ist: die aufwendige Restaurierung der Schmiede Kock. Und zwar so nah ran ans uralte Original wie eben möglich. Seit wenigen Tagen schmückt das Denkmal-Schild die Wand. Sichtbarer Beleg dafür, dass die behutsame Instandsetzung gelungen ist.

Der neue Außenposten des Heimatmuseums ist startklar. Hufeisen sind nur ein kleiner Teil der ungeheuer vielfältigen Produktpalette aus der Schmiede Kock in Bislich-Marwick.

Gefeiert wird die Einweihung am Tag des Denkmals, Sonntag, 18. Mai, ab 11 Uhr mit einem kleinen Festakt. Dann hat das touristisch gut aufgestellte Deichdorf ein weiteres Eisen im Feuer. Mit der Übernahme des Kleinods per Pachtvertrag mit Familie Kock verfügt das Heimatmuseum nahe der Fähre über einen Außenposten.

Michael Hüging-Holemans (Suhrborg) sponserte die Arbeit, die hauptsächlich von ehrenamtlichen Helfern des Heimatvereins geleistet wurde. Gut 20 Leute haben in die Hände gespuckt. Ein Glücksfall war es, dass Franz Schweers und Heinz Kubasch (beide 78) Wissen und Können fürs Projekt mitbrachten. Architekt Schweers als gelernter Bauschreiner und Zimmerer, Kubasch als gelernter Schmied und Schlosser. Um die geschichtliche Aufarbeitung des Schmiedehandwerks in Bislich kümmerte sich Museumsleiter Peter von Bein. Der Katalog dazu geht jetzt in Druck.

2012, zum 200-Jährigen der Schmiede, hätte es schon was werden sollen. Das ließ sich nicht realiseren, aber jetzt sieht die historische Arbeitsstätte so aus, als sei gerade noch darin gewirkt worden. Tatsächlich sind die Anlagen wieder funktionsfähig. Der mächtige Blasebalg ist wegen brüchigen Leders nicht zu gebrauchen, aber er ist original. In Gang setzen lässt sich indes ein gleichfalls schon historisches elektrisches Gebläse. Die Schmiede ist mit Werkzeugen aller Art komplett ausgestattet und weist einige Besonderheiten auf. Zum Beispiel einen Davidsstern im runden Giebelfenster. Dazu ließ sich nichts Belegbares herausfinden. Denkbar ist laut von Bein, dass es ein Zeichen für die freundschaftliche Verbundenheit der Kocks mit den Juden war, die ebenfalls der katholischen Kirchengemeinde angehörten.

Das Schöne am Denkmal Schmiede ist, dass man die Restaurierung nicht sieht. 100 Jahre alte Hohlziegel aus Bislich ruhen - natürlich auf Strohpuppen - als „neue“ Eindeckung auf dem neu konstruierten Dachstuhl. Wie ein rohes Ei waren die Wände des instabil gewordenen Häuschens beim Reinigen zu behandeln. Teils sechs Zentimeter tief waren die Löcher in den Fugen. Der authentisch rußschwarze Innenputz ist zu 80 Prozent „neu“, sagt Schweers. Er und Kubasch sind stolz aufs Gemeinschaftswerk.

 

RP-Fotos (5): Malz

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