In Bislich werden sogar Äpfel gezüchtet

Rund ums Grün - NRZ Bericht vom 21.03.2014 von Petra Herzog

Auf dem Neuhollandshof gibt es seit über acht Jahrzehnten Obst. Doch es wird auch immer wieder etwas Neues entwickelt. Rolf Clostermann züchtet in Begleitung der Uni Witzenhausen, und die Produktpalette wird ebenfalls immer mehr erweitert.

Der Knospenansatz ist prima, es kann eine gute Ernte werden. Rolf Clostermann scheint rundum zufrieden zu sein mit den Apfelbäumen auf seiner Obstplantage in Bislich. Die bald folgende Blüte darf nur nicht erfrieren, sollte es nachts doch noch in den Minusbereich gehen. Zwar hat der Obstbauer natürlich auch eine Beregnungsanlage. Doch sie einzuschalten, damit tut er sich schwer. Momentan droht ja ohnehin keine Gefahr, aber im Falle des Falles bleibt nur der Blick auf die lokale Wetterstation in Hamminkeln, deren Werte die NRZ täglich veröffentlicht, und der nächtliche Austausch mit Kollegen. Denn die Beregnung bedeutet Stress für die Bäume. Die Qualität der Äpfel könnte leiden, sagt der Fachmann.
Der robuste Edelborsdorfer

Während wir in einen knackigen Apfel beißen, ahnen wir nicht, was beim Anbau alles zu beachten ist. Das Gespräch mit dem Bislicher offenbart eine Wissenschaft für sich. Denn Rolf Clostermann züchtet auch Äpfel und ist immer auf der Suche nach Neuem. Noch betrachtet er dies als Hobby, wenngleich das Ganze mehr als ernsthaft betrieben wird. Zusammen mit Apfelbauern aus Osnabrück, dem Alten Land und aus Schleswig-Holstein sowie der Uni Witzenhausen wird experimentiert, um dem Jonathan den Mehltau zu ersparen, dem Golden Delicious den Schorf zu nehmen und dem Cox Orange die Kragenfäule. Dazu werden alte mit neuen Sorten gekreuzt. Etwa mit dem Edelborsdorfer, der ältesten Apfelsorte, wie Rolf Clostermann weiß. Sie sei außerordentlich robust, was man sich zu Eigen machen möchte. So gut wie ein Elstar schmeckt sie nicht, und sie hält sich auch nicht so lange. Also wird experimentiert.

Wer sich wundert, dass einige Blüten in Tüten kommen, muss wissen, dass beim Züchten die Insekten nichts zu suchen haben. Und so wird der reine Pollen einer Blüte mit dem Pinsel aufgetragen. Das Experiment macht Clostermann auch mit, weil er Sorge hat, dass neue Sorten aus der Gentechnik auf den Markt kommen. Schließlich betreibt er einen Bio-Betrieb, und das soll so bleiben. Der ganze Neuhollandshof ist so ausgerichtet, auch bei Veranstaltungen und Führungen. Zuletzt referierte Godehard Graf Hoensbroech über „Pflanzen- und Obstzüchtung in kooperativer Verständigung mit den Pflanzenwesen“.

Seit über acht Jahrzehnten gibt’s Obst vom Neuhollandshof, dessen Keimzelle im gegenüberliegenden Hollandshof von 1867 liegt. Clostermanns Großvater August Overdiek, der ursprünglich eine reine Landwirtschaft betrieb, pflanzte 1927 erste Apfelbäume und reiste ins englische Kent, um einen Obstbaubetrieb zu besichtigen. Von dort erreichte den jetzigen Chef jetzt eine E-Mail: Eine Frau hatte in ihrem Elternhaus ein Fotoalbum mit den Reisenden vom Niederrhein entdeckt.

Mittlerweile wird in Bislich nicht nur Obst verkauft, sondern auch so prickelnde Kreationen wie der Apfel-Rosen-Secco und der alkoholfreie Appleritif. Apfel- und Birnenkraut sowie ein Apfel-Rosen-Kraut gehören ebenso zum Angebot. Letzteres haben die Clostermanns selbst entwickelt. Durch den Rosenblütenextrakt werde die Säure gemildert, sagen sie. Diese Köstlichkeiten und natürlich Äpfel wird Martina Abel bei „Rund ums Grün“ am Sonntag, 6. April, von 11 bis 18 Uhr für Familie Clostermann auf dem Großen Markt anbieten.

Thea und Rolf Clostermann vom Neuhollandshof in Wesel-Bislich

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