Bislicher Eigengewächs überzeugt

Konzert in der Bislicher St. Johannes-Kirche mit dem „Sonore Saxophonquartett Köln“

VON HANNE BUSCHMANN

wesel Die vier Saxophonisten hoben ihre Instrumente an die Lippen und legten los: spritzig, schneidig, hinreißend. Eine musikalische Parforce-Partie, gebündelt aus ganz viel Können und Lust am sinnerfüllten Klang - und aus lauter Lebensfreude.

Das alles verband sich sofort mit der Aufmerksamkeit und der spürbaren Zustimmungsfreudigkeit der Hörer. Das gesamte Mittelschiff und etliche Reihen der Seitenschiffe der Bislicher St. Johannes-Kirche hatten sie besetzt.

Bislicher Konzertsonntage sind gefragt, besonders wenn heimische, sehr gut ausgebildete Talente sich zurückmelden. Sonntag nun das Bislicher „Eigengewächs“ Katrin Ticheloven (Sopransaxophon) mit Hayrapet Arakelyan (Altsaxo), Adrian Durm (Tenorsaxo) und Benjamin Reichel (Baritonsaxo), mit dem „Sonore Saxophonquartett Köln“ also. Diese quickfrische, vorzüglich aufeinander eingespielte, an der Hochschule für Musik und Tanz Köln gereifte Truppe begann mit Old Hungarian Dances von Ferenc Farcas (1905-2000). Wie der moderne Komponist die überkommenen Weisen aus dem 17. Jahrhundert ins Heute übersetzt hat, faszinierte. Als eine Erzählung von raschem Aufbruch, besinnlichem Innehalten, variiertem Tanzvergnügen und erdiger Gelassenheit konnte man sie hören. Das Concerto Italien BWV 971 des großen Bach, ursprünglich für Klavier geschrieben, nun transkribiert, klang von den vier Saxos liebenswert neu. Sehr schön die empfindsam nuancierte Klangfülle und die geschliffene Zusammenfassung im abschließenden Presto-Satz. Originalliteratur für Saxophon ist selten, weil das Instrument noch jung ist. Von Thierry Escaich (geb. 1965), selbst Saxophonist, gab es den Tango Virtuoso mit kühnen melodischen Kombinationen.

Nach der Pause eine mündlich angekündigte Überraschung: Puccinis Crisantemi - so farbig wie zum Hinwegträumen. Dvoraks Quartuor op. 96 lebte aus der Kraft spendenden Verwurzelung des Komponisten in der Klangkunst seiner böhmischen Heimat. Das Sopran-Saxo rief helle Jauchzer über tragende dunklere Töne. Der Pequena Czarda von Pedro Iturralde (geb. 1929) erschien gar als unwiderstehliche Aufforderung zum Tanz. Dieser lockende Instrumentalgesang wurde von den Hörern umgehend in Stehende Ovationen verwandelt. Natürlich Zugabe: ein anderer, ebenso ansteckender Iturralde. Die erste Ausbildung der jungen Ticheloven leisteten das Bislicher Blasorchester und die Weseler Musikschule. Danke!

Katrin Ticheloven mit den drei Mitstudenten von der Kölner Musikhochschule - das ist das mitreißende „Sonore Saxophonquartett Köln“. foto: privat

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