Bislicher Initiative für Wesels Tourismus

Klasse statt Masse soll Kunden locken – Vorschläge für den heute tagenden Stadtmarketing-Aufsichtsrat.

RP-Bericht von Thomas Hesse vom 15.05.2013

Wenn heute der Aufsichtsrat der Stadtmarketing GmbH tagt, soll er in Sachen Tourismuskonzept für Wesel nicht den Weg ins Ungefähre antreten. Da muss inhaltlich Klares kommen, und deshalb hat die Initiativgruppe Tourismuskonzept in Bislich gestern punktgenau ihre Vorstellungen präsentiert. Die betreffen zwar konkret Bislich, sind aber eine Blaupause für ein Tourismuskonzept der ganzen Stadt. Das Besondere: Praktiker und in der Sache ambitionierte Politiker – Friedrich Eifert (FDP) und Jürgen Linz (CDU) – haben Leitbilder und Ziele entwickelt, Parteipolitik bleibt außen vor.

Ideen lieferten die Bislicher Landwirte Volker Dingebauer, Stefan Heißing und Martin Gimken, Apfelproduzent Rolf Clostermann und Peter Ditges von Auskieser Suhrborg. Ihr Motto: Klasse statt Masse bei Tourismusangeboten, die Potentiale Wasser, Wald, Natur und Kultur nutzen, Netzwerke der Anbieter bilden – und die erneut beklagte Bremswirkung der Planer im Rathaus in Schubkraft umlenken. Eifert: "Wir wollen sie unterstützen, damit sie die Zielgerade finden."

Denn die Bislicher warten bei seit langem dümpelnden Themen wie Hausboote, Ferienwohnungen oder Badestrand auf den Durchbruch. Eifert und Linz stehen politisch dafür, die Wertschöpfung im Tourismus zu stärken und Ideen umzusetzen. Das könne auch in anderen Weseler Ortsteilen geschehen. Doch vor dem großen Schritt geht es darum zu bewirken, dass "der Prozess hin zu einem Konzept nicht wieder behindert wird". Die private Initiative hat ein Credo: "Zusammen erreichen wir mehr." Hier sind einige Kernaussagen der Beteiligten:

Peter Ditges: "Es gibt einige Leute, die warten darauf, dass touristisch mehr geschieht. Gute Ideen gibt es genug – und zwar von Praktikern."

Volker Dingebauer: "Stillstand ist nicht unser Ziel, sondern niveauvoller Tourismus. Wir kämpfen schon lange um Hausboote."

Martin Gimken: "Wir müssen uns Gedanken machen, was wir mit den Seen machen können. Für Landwirte ist klassisches Wachstum kaum möglich. Mit Ferienwohnungen u.a. können aber auch unsere Kinder noch Geld verdienen."

Stefan Heißing: "Wir machen Planwagenfahrten und wollen das Angebot erweitern – z. B. mit geführten Naturtouren."

Rolf Clostermann: "Kultur und Natur lassen sich verbinden, wir machen das ja vor. Für Radtouristen brauchen wir bessere Straßen, die sehen hier schlimm aus."

Initiativgruppe legt Leitfaden vor

NRZ-Bericht von Joachim Freund vom 15.05.2013

 Ein Tourismuskonzept für Wesel ist beschlossene Sache. Der FDP-Politiker Friedrich Eifert will es forcieren. Er hat um sich eine Gruppe von Leuten geschart, die darauf warten, es mit konkreten Angeboten umzusetzen.

Die Initiativgruppe liefert Vorarbeit mit einem Leitfaden zu den Aufgabenfeldern Natur und Landschaft, Kultur und Aktivurlaub, Wohnen und Schlafen, Essen und Trinken, Marketing und Information. Eine Ideensammlung für ganz Wesel wird angeregt, die aus der Bevölkerung kommt, nicht von den Planern, welche „die Sache im Keim ersticken“, wie Jürgen Linz (CDU) sagt, welcher der neun Personen umfassenden Gruppe ebenfalls angehört.

Die Stadtmarketing-Gesellschaft soll während ihrer Aufsichtsratssitzung am Mittwoch den Auftrag übernehmen, das Tourismuskonzept zu erstellen. Mit dem dabei federführenden City-Manager Thomas Brocker möchte die Gruppe kooperieren.
Ansätze, die zu vernetzen sind

Ihr gehört Peter Ditges von der Firma Suhrborg an, deren Badestrand-Projekt in Bislich läuft, nachdem „Tücken des Behördenapparates“ überwunden wurden; zudem Rolf Clostermann, der seine kulturellen Veranstaltungen einbringen möchte und gemeinsam mit Suhrborg und dem Heimatverein einen Radweg durch seine Bislicher Apfelplantage plant; Volker Dingebauer, der inzwischen optimistischer ist, was sein Hausboot-Vorhaben angeht; Stefan Heißing, der seine Planwagenfahrten bereits mit Schiffstouren auf der „MS Auguste“ verknüpft und sich viele weitere Kombinationen vorstellen kann; Martin Gimken, der „das Wasser nutzen“ und so die Voraussetzung dafür schaffen will, „dass unsere Kinder damit Geld verdienen können“. Und Jörg Hüting von der Firma Hülskens, der die von Eifert als dringend angesehene Verbindung von Baggerseen mit anschieben soll.

Nicht gegen Wald und Wasser seien die Pläne gerichtet, so ein Leitbild-Grundsatz. Natur und Kultur, Schutz und Nutzung der Landschaft seien zu verbinden. Förderung der Landschaftsästhetik, Verbesserung der Ortsbilder, Kulturerlebnisrouten, naturverträgliche Sport- und Erlebnisangebote, regionale Qualitätsnahrungsmittel, Unterkünfte mit „authentisch regionalem Charakter“ sind einige Stichpunkte. Niveau statt „Massentourismus mit Pommesbuden“ sei gefragt, sagt Rolf Clostermann, der auf eine „überpolitische“ Initiative Wert legt.

Wertschöpfung in der Region

Dies alles soll für eine „Wertschöpfung in der Region“ sorgen - ein wichtiges Argument gegenüber Skeptikern, meint die Gruppe.

Nach einer Bestandsaufnahme des Bestehenden wie des Angedachten müsse das Ganze eine Struktur erhalten und als einheitliches Weseler Konzept dem Regionalverband Ruhr (RVR) zur Genehmigung vorgelegt werden. Der sei erfahrungsgemäß „Ideen gegenüber aufgeschlossen“, so Ditges.

 

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