Deichbau in Bislich dient vielen Zwecken

Deichbau in Bislich dient vielen Zwecken

Hochwasser- und Naturschutz, Kiesgewinnung und Tourismus: SPD holt für Bislich-Vahnum alle an den Tisch. Ministerium will nach Anschub aus Wesel eine Machbarkeitsstudie auf Weg bringen. Deichverband fürchtet Kosten.

Staatssekretär Peter Knitsch aus dem Umweltministerium wartet jetzt auf eine Initiative des Weseler Rates

.VON FRITZ SCHUBERT

Wesel Eine Machbarkeitsstudie für ein integriertes Deichbau-Projekt soll das Schwert sein, um den Planungsknoten in Bislich-Vahnum zu lösen. Staatssekretär Peter Knitsch aus dem Umweltministerium wartet jetzt auf eine Initiative des Weseler Rates. Dann könnte er den Deichverband Bislich-Landesgrenze animieren, besagte Studie in Auftrag zu geben. Bezahlen würde sie das Ministerium. Das war das Ergebnis einer ausgiebigen Diskussion im Bislicher Lokal Pooth, wo die Weseler SPD alle Beteiligten an einem Tisch versammelt hatte. Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest, bekanntlich seit Jahrzehnten an der planerischen Aufhebung des Kraftwerksstandortes Vahnum interessiert, verbuchte die Vereinbarung als Erfolg. Wenngleich das Ziel noch in weiter Ferne liegt. Frühestens 2020 bis 2025 kann mit der Umsetzung gerechnet werden. Viele rechtliche und finanzielle Fragen sind zu klären.

Zur möglichst schnellen Änderung des Planungsrechts sind Regionalverband Ruhr (RVR, zuständig fürs Weseler Stadtgebiet) und Bezirksregierung Düsseldorf (zuständig für Rees) sozusagen schon in die Pflicht genommen worden. RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel gelobte gestern aktive Mitwirkung, Gunhild Sartingen, Regionalrätin in Düsseldorf, sagte, man sei mit seinem Regionalplan schon viel weiter.

Skepsis indes herrscht beim Deichverband. Deichgräf Herbert Scheers sieht vorrangig den Hochwasserschutz, kritisiert Zuschusskürzungen des Landes und fürchtet Beitragserhöhungen für seine Mitglieder. Der SPD-Landtagsabgeordnete Norbert Meesters verwies indes auf finanzielle Anstrengungen des Landes aus den Vorjahren und auf die Möglichkeit, mit Landeshilfe günstige Kredite aufnehmen zu können.

Harry Schulz (SPD Rees) teilte die Sorgen der Beitragszahler im Deichverband und sagte, dass der Reeser Rat sich einstimmig gegen weitere Kiesabgrabungen auf seinem Stadtgebiet ausgesprochen hat. Das Gebiet, um das es geht, gehört zu einem Drittel nach Rees, wo laut Meesters durchaus etwas anderes gemacht werden kann als in Wesel.

Kiesgewinnung ist ein wichtiger Bestandteil der Pläne für das Misch-Projekt, das stark an die erfolgreich umgesetzte Umgestaltung des Lippe-Mündungsraums angelehnt ist: Hochwasser- und Naturschutz, Kiesgewinnung und Tourismus-Ziele sollen unter einen Hut gebracht werden. Die Synergieeffekte erläuterte einmal mehr Jörg Hüting vom Auskieser Hülskens, der neben der Baggerei Menting & Bresser Eigentümer der fraglichen Flächen ist und bekanntermaßen stark unter mangelnden Abgrabungsgenehmigungen leidet.

Im Detail geht es in Wesels nordwestlichster Ecke um eine Deichrückverlegung bis nah an die K 7 (Bislicher Straße) heran. Das schafft für Hochwasser einen wichtigen Retentionsraum, der auch von den Naturschützern begrüßt wird. Peter Malzbender, Vorsitzender des Nabu im Kreis Wesel, sprach sich klar dafür aus, dass die heimische Kiesindustrie die Arbeiten leisten soll: „Wer denn sonst? Das sind die Profis.“ Nabu und Biologische Station sind bekanntlich auch daran interessiert, den alten Postdeich trotz rheinfernen Neubaus eines modernen und vor allen Dingen sicheren Bollwerks zu erhalten. Denn dieser Damm gilt mit seinem blühenden Artenreichtum als ein Kleinod.

Gerd Hakvoort vom Heimatverein Bislich sprach von einer Win-win-Situation und Chancen für sanften Tourismus. Was wie geht, soll die Machbarkeitsstudie zeigen. Während die Planänderung läuft, wäre das dann schon mal geschafft.

„Wir brauchen Einigkeit der Region, Beschlüsse aus Wesel und Rees und eine Studie“

Peter Knitsch, Staatssekretär

Am Rand der Rhein-Außenkurve bei Bislich-Vahnum liegen die hier hell erscheinenden Ackerflächen (Mitte oben), die als Kraftwerksstandort vorgesehen waren und nun für ein Misch-Projekt infrage kommen.

 

Die Seen oben links liegen schon auf Reeser Stadtgebiet. Links ist Xantens Südsee zu erkennen, rechts unten der Ellerdonksee. RP-Fotos (2): Ekkehart Malz

 

 

Kategorie: