Der MGV Rheinklänge löst sich auf

80 Jahre lang gab der Bislicher Männerchor wunderbare Konzerte. Mangels Nachwuchs hören die verbliebenen Sänger nun auf. Am 6. Januar treten sie zum letzten Mal auf. Ihr Wunsch: eine Fusion mit den anderen Männerchören in Wesel.

RP Bericht VON JULIA LÖRCKS
Wesel Wenn am Sonntag, 6. Januar, zum Abschluss das Lied „O du fröhliche“ in der St.-Johannes-Kirche erklingt, dann endet eine Bislicher Institution. 80 Jahre lang bestand der Männergesangverein Rheinklänge, 80 Jahre lang gab er wunderbare Konzerte in der Region, und 80 Jahre lang prägte der Chor das Gemeinwesen im Dorf. Mit einem der bekanntesten Weihnachtslieder verabschieden sich die Sänger von allen Freunden und Gönnern, die dem Verein über viele Jahre die Treue gehalten haben, beim Festkonzert, das um 17 Uhr beginnt. „Mangels Nachwuchs hören wir auf“, sagt Edmund Ramms, Vorsitzender des Vereins. Er sagt es leise. Und ein bisschen wehmütig.

Ramms (69) selbst ist seit 1964 Mitglied beim MGV Rheinklänge. Seit 32 Jahren steht er zudem an der Spitze des Vereins. Er ist Sänger aus Leidenschaft, der Bariton, die mittlere, männliche Gesangsstimme im Chor. Singen macht ihm Spaß. Und nicht nur das. „Es ist auch gut für die Gesundheit. Für den Geist, die Luft und die Lunge“, sagt Ramms. Wie die anderen Mitglieder wird er die wöchentlichen Chorproben, die Reisen, Auftritte und Konzerte vermissen.

Ramms weiß allerdings auch, dass es an der Zeit liegt. Als sich der MGV 1932 gegründet hat, nahmen die Dinge ohne großes Dazutun ihren Lauf. Nach dem Krieg kam dann die Blütezeit. Er erinnert an Gesangswettstreite, an großartige Konzerte und an das Bundesleistungssingen 1953 in Herne, wo der Chor den zweiten Platz belegte. „Wir sind an einem halben Punkt gescheitert“, sagt Ramms. Machte nichts. Der Chor machte weiter. Zu Spitzenzeiten sangen mehr als 50 Sänger in den Reihen des MGV.

Zum 25-jährigen Bestehen des Männergesangvereins Rheinklänge Bislich im Jahr 1957 sangen insgesamt 51 Männer im Chor. Das war gewiss die Blütezeit. Heute sind es nur noch 16. Deshalb löst sich der MGV auf.

Foto: privat

Heute sind es nur noch 16. Woran das liegt, ist schwierig zu sagen. Nach Auffassung von Ramms hängt es mit der Gründung der Musik- und Kunstschulen in den 60er Jahren zusammen. „Dadurch wird in den Schulen nicht mehr so viel musiziert“, meint der 69-Jährige. Zum anderen spiele der Kommerz eine Rolle. „Während wir früher alle Stile - von Klassik, Jazz und Rock 'n' Roll bis hin zu Schlager und Operette - kennenlernten, gibt es heute doch nur noch eine Musikrichtung: Pop“, sagt Ramms. Die Folge: Für die Jugend ist ein Männergesangverein nicht cool genug und für die Senioren ist es die Zeit. Ramms blickt auf ein Foto aus den 90ern. „Die Hälfte der Sänger lebt leider nicht mehr.“

Um dem entgegenzuwirken, startete der MGV zahlreiche Aufrufe, er versuchte sich als Shanty-Chor und gründete Chorgemeinschaften. Das alles half bis 2012. „Gerne würden wir weitermachen“, sagt Ramms. „Und zwar als große Gemeinschaft mit den anderen Weseler Männerchören. Sie erleben schließlich das gleiche Schicksal wie wir.“

Wissenswertes

Anspruchsvolle Literatur zum Abschluss

Programm Der MGV Rheinklänge Bislich singt am 6. Januar insgesamt 16 Stücke - darunter anspruchsvolle Chorliteratur wie die Pastoral-Messe op. 110 von Reimann, Ave Maria von Schubert und Halleluja von Cohen.

Karten Der Eintritt kostet zehn Euro; Abendkasse: zwölf Euro; Jugendliche fünf Euro. Karten gibt es bei der Volksbank in Bislich und bei der Sparkasse in Bislich und Flüren sowie bei allen Sängern.

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