Die Jungstörche haben Bislich verlassen

Die Bislicher Jungstörche haben am Donnerstag den 26.07.2012 ihr Nest in Bislich verlassen.

NRZ Bericht vom 31.07.2012

Am Niederrhein.   Der bedrohte Weißstorch gilt als Symbol für den Naturschutz. Krankheiten und Kälte haben in diesem Sommer mehr als jedes zweite Küken am Niederrhein dahingerafft.

Fünf Wochen waren die drei Storchenküken in Emmerich-Hüthum bereits alt und schon aus dem Gröbsten raus, eigentlich. Es war erst die zweite Brut dort. Die Leute vom Bauernhof hatten sich schon Namen für den Nachwuchs von Storchenvater „Hermann“ und seiner „Leni“ ausgedacht. Vogelschützer Hans-Gerd Kersten fuhr hin, um die Jungtiere zu beringen, also zu kennzeichnen. Nur: „Da gab es nichts mehr zu beringen“, erzählt der Storchenbetreuer aus dem Kreis Kleve bitter. Alle drei Jungtiere sind tot – ein Opfer dieses merkwürdigen Sommerwetters.

Immer hungrig: Storchenküken mit einem Elterntier. In diesem Sommer überlebten die meisten Jungvögel nicht. Foto: dapd

Vor allem die nasskalten Wochen im Juni haben dem Storchen-Nachwuchs am Niederrhein zugesetzt. Die Region gilt als NRW-weit wichtigstes Storchengebiet nach dem ostwestfälischen Minden-Lübbecke. Im Kreis Kleve kamen von 28 Jungtieren nur zehn durch, im Kreis Wesel waren von sieben Bruten nur zwei erfolgreich, eine in Rheinberg und eine in Bislich. Die übrigen Jungtiere wurden durch Unterkühlung oder Krankheiten dahingerafft. Teils wurden die in zehn bis 16 Meter Höhe gelegenen Nester gar nicht mehr trocken. Sie entwickelten sich zu einem Paradies für Pilze und Parasiten.

Mensch und Tier sind am Niederrhein wettermäßig Einiges gewöhnt. „Vom Regen her, haben wir ja mitunter englische Verhältnisse“, sagte Kersten im Gespräch mit der NRZ. Für die Jungstörche war es aber in diesem Jahr zu heftig. Ihre Flaumfedern können die Feuchtigkeit nicht abhalten. Das eigentliche Problem war aber die verdreckte Nahrung – also Mäuse, Frösche und Würmer. „Im Gefieder und im Magen der Jungtiere wurden bei einer Untersuchung Pilze gefunden“, berichtet Kersten.

Auf der Roten Liste

Weißstörche stehen auf der Roten Liste, sind in NRW vom Aussterben bedroht. Die Vögel gelten als Symboltiere für den Naturschutz. Muss man sich Sorgen um den Weißstorch am Niederrhein machen? Fachleute gehen davon aus, dass zwei Jungtiere pro Nest und Jahr erforderlich sind, um einen Bestand stabil zu halten. Vogelschützer Kersten glaubt, dass der Niederrhein-Bestand diesen Rückschlag wegstecken wird. Immerhin, nachdem der Weißstorch am Niederrhein mehr als 50 Jahre ausgestorben war, habe man im Jahr 1996 mit einem einzelnen Brutpaar neu angefangen. Und seither habe sich der Bestand gut entwickelt. Zuversicht auch in der Biologischen Station im Kreis Wesel: „Wir sehen das Positive, wir hatten im diesen Jahr sieben Brutpaare, so viele wie nie zuvor“, sagt Paul Schnitzler. Die Lebensbedingungen seien grundsätzlich gut. „Der Niederrhein scheint wieder ein guter Ort für Störche zu werden“, ist Schnitzler überzeugt.

Holger Dumke