Die Manöverfelder von Flüren

Die Römer haben von Xanten aus immer wieder den Rhein überquert, um Krieg zu üben und Feinde einzuschüchtern. Limes-Geschichten. Ausstellung im Deichdorfmuseum Bislich

Der Bronze-Pott – etwas sehr Besonderes. wasch

Wesel-Bislich-Flüren Sie waren hier, ganz gewiss. Nicht nur auf der anderen Seite des großen Stroms, da, wo das Amphitheater der prächtigen CUT (Colonia Ulpia Traiana) heute noch von römischer Präsenz erzählt. Nein, die alten Römer waren auch im immer noch beschaulich-kleinen Bislich und im immer noch beschaulich-kleinen Flüren – viele Spuren beweisen das und erzählen davon.

Aufmarsch in Flüren

Das kleine aber mit spannenden Geschichten pickepack vollgestopfte Deichdorfmuseum versucht in einer Sonderausstellung nun herauszufinden, wie es auf dieser, rechtsrheinischen, Seite denn wohl so aussah mit römischem Leben. Der Rhein war einst eine natürliche Grenze – hier endete die „Provinz Germania inferior“. Der Niedergermanische Limes trennte den linksrheinischen Teil des Rheinlands sowie der Niederlande von den nur bedingt kontrollierten rechtsrheinischen Gebieten, in denen germanische Stämme zu Hause und alles andere als brav waren.

Nun, was tut man, wenn man den möglichen Kontrahenten beeindrucken will: Man plustert sich auf und führt Manöver aus (das war früher durchaus nicht anders als heute). Die Römer überquerten von Xanten aus immer wieder auch den Rhein, um auf der gegenüberliegenden Seite für klare Verhältnisse zu sorgen. Es gab Spähposten in Bislich – das Legionslager Vetera I. ist gerade einmal fünf Kilometer Luftlinie entfernt – und immer wieder Aufmärsche und militärische Übungseinheiten auf den Flürener Manöverfeldern. Ein Teil von ihnen wurde Anfang Juli in die edle Liste des UNESCO-Weltkulturerbes gehievt – dem Niedergermanischen Limes sei Dank.

Museumschefin Barbara Rinn-Kupka verwaltet viele kleine und große Rätsel der Geschichte – und mindestens ebensoviele Geheimnisse, die darauf warten, nach und nach gelüftet zu werden. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die Sonderausstellung – ein Projekt im Rahmen der vielen kulturellen „Provinz“-Aktionen (Kulturraum Niederrhein), ihren Platz im Deichdorfmuseum gefunden hat.

Der Limes: 550 Kilometer lang

„Der Raum Bislich wurde zur Transferzone“ erzählt Barbara Rinn-Kupka. Zumindest auf einigen Bislicher Hügeln existierten bei Ankunft der ersten Römer bereits Siedlungen. Und auch wenn die rechtsrheinische Seite nicht mehr zum Imperium Romanum gehörte, mussten die römische Truppen wohl sicherstellen, dass ihnen von der Seite keine Gefahr drohte.

Durch das heutige Deutschland zieht sich der Limes 550 Kilometer lang als stramme und oft schnurgerade Grenzbefestigung durchs Land, auf mehr als 900 Wachttürmen waren Posten stationiert. Laser- und luftgestützte 3D-Bemessungstechnologie ermöglicht es heute, die Vegetation (den Wald) aus den Messungen herauszufiltern und ein dreidimensionales Geländebild zu zeichnen...

Nun, in Bislich kann man sich das wunderbar erklären und zeigen lassen. Und Funde bewundern, eine Bronzehand zum Beispiel, die ein Schreinermeister 1974 im Wald fand. Ein Weinbecher aus grauer Vorzeit. Und die Spuren der Römer – 17 Manöverfelder gab es in Bislich und Flüren – viel ist nicht mehr davon übriggeblieben, aber wer weiß, wo er hingucken muss, entdeckt Bodendenkmäler, Gräben, Erhöhungen, Erdverfärbungen...

Führungen: Samstag 18. September, 17 Uhr; Donnerstag 23. September, 14 Uhr. Die Führungen sind kostenlos – um eine Spende wird gebeten. Bitte vorher anmelden unter dem Anrufbeantworter des Museum, 0 28 59-1519. Restplätze werden vor Ort vergeben (Gesamtteilnehmer pro Führung maximal 10 Personen). https://www.deichdorfmuseum.de/

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