Dominik Giesen sagt online Tschüss

Chorleiter des Weseler Musikvereins gab zum Abschluss noch ein Online-Seminar zum richtigen Intonieren. Die Sänger hatten sich schnell auf digital umgestellt.

Im März 2020 sang der Chor des Städtischen Musikvereins Wesel noch im Willibrordi-Dom. Markus Joosten FFS

Christian Braumann

Wesel So langsam heißt es Abschied nehmen für Dominik Giesen und den Musikverein Wesel: Nach erfolgreichem Examen in Köln hat der junge Kirchenmusiker eine Stelle als Regionalkantor in Lingen an der Ems bekommen (wir berichteten).

Nur eingeschränkt

Im Nachhinein erwies es sich als Glücksfall, dass sich der Musikverein 2018 für den Jüngsten der Bewerber entschied: In Coronazeiten einen „Digital Native“ als Chorleiter zu haben, kann nicht jeder Chor von sich behaupten. Inzwischen ist der Chor rund die Hälfte der „Amtszeit“ von Dominik Giesen nur eingeschränkt arbeitsfähig. Bei lediglich sechs Präsenzproben nach dem Konzert mit Musik aus englischen Kathedralen im vergangenen März wäre so mancher Chor in die Knie gegangen. Im Musikverein stellte man sich schnell um: Zunächst waren Onlineproben auf Youtube das Mittel der Wahl – und bald stellte sich zumindest ein rudimentärer Kontakt von Chorleiter und Chor über Zoom ein.

Viele Infos über Intonation

Auch am letzten Donnerstag war es wieder soweit: Dominik Giesen gab seinen Ausstand mit einem Onlineseminar über Intonation. Viel Theorie, aber auch zahlreiche praktische Übungen warteten auf die rund 70 Teilnehmer der Zoom-Veranstaltung. Dass es eigentlich ganz einfach ist, sauber zu singen, wollte der Chorleiter den Gästen der Veranstaltung demonstrieren.

Zunächst gab es Theorie: So wurde den Teilnehmern veranschaulicht, dass ein Ton eigentlich gar kein Ton ist, sondern ein Klang, der sich aus unendlich vielen Tönen zusammensetzt, den sogenannten Obertönen. Und dass sauberes mehrstimmiges Singen eigentlich nichts anderes ist, als die richtigen Obertöne eines Grundtons zu „treffen“.

Mit Übungen, bei denen die Stimme von unten nach oben oder umgekehrt in den richtigen Ton hineingleitet und dann sozusagen „einrastet“, zeigte Giesen den Teilnehmern, dass man instinktiv merkt, wenn der Ton sauber ist. Gern hätte man die Mitstreiter bei ihren Bemühungen gehört, im Selbstversuch war es allerdings gar nicht schwer, sauber die Oktaven, Quinten und Terzen zu treffen.

Einziger Knackpunkt: wenn man „Klaviertöne“ singt, ist kein einziger Ton sauber, weil die Klavierstimmung ein Kompromiss ist, denn eine Tonleiter hat leider nicht zwölf Töne wie auf dem Tasteninstrument, sondern unendlich viele wie die Obertonreihe.

Auch Literaturbeispiele hatte der scheidende Chorleiter bereit: Die Tücken der Intonation im Chor demonstrierte er an Beispielen aus verschiedenen Musikepochen.

Und ganz wichtig: Wer selber „Einrasten statt ausrasten“ (Kommentar eines Chormitglieds) möchte, darf sich nach Corona gern in einem der vielen Chöre am Niederrhein engagieren. Fast alle Sängerinnen und Sänger sind froh über Nachwuchs...

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