Ein Dorf, in dem sich viel bewegt - NRZ Bericht vom 03.08.2012

Heimat ist dort, wo man groß geworden ist, dort, wo man zu Hause ist. Das sagt Klaus Droste nach kurzem Überlegen. Denn die Sache mit der Heimat auf den Punkt zu bringen, ist nicht ganz leicht.

Geborgenheit und das gesamte soziale Umfeld führt der gebürtige Bislicher ebenfalls an, der äußerst gern in seinem Heimatdorf wohnt und sich dort rundum wohlfühlt. Und er könnte ganz sicher sehr viel mehr zum Thema Heimat sagen, denn er ist der Vorsitzende des Heimatvereins Bislich.

Umfrage zur Nahversorgung

Kurz nach der kommunalen Neugliederung 1975, als das früher selbstständige Bislich plötzlich zu Wesel gehörte, entschlossen sich die Bewohner, den Verein zu gründen, dem alle Bislicher Vereine angehören. Er sollte das Bindeglied zwischen der dörflichen Gemeinschaft und der Stadt Wesel werden. Und er wurde es tatsächlich.

Der kürzlich neu formierte Vorstand mischt sich ein, wird selbst aktiv und gibt Denkanstöße. Viele Ideen der Dorfbewohner werden gesammelt und an die richtigen Stellen geleitet. Jüngstes Projekt: Es läuft eine Umfrage in den Bislicher Haushalten, über das, was ihnen bei der Nahversorgung fehlt. Denn seit vor vier Jahren der Rewe-Markt schloss, ist vieles erst nach längeren Fahrten zu haben. Das könnte sich ändern, hofft der 52-Jährige, der zusammen mit seinen Mitstreitern auf den Raiffeisenmarkt an der Frankenstraße setzt. Mit den Verantwortlichen dort laufen seit langem Gespräche, denn der Markt plant eine Umgestaltung. Das könnte die Chance sein, so dass vor allem die Älteren nicht mehr das Dorf verlassen müssen, um bestimmte Dinge einzukaufen.

Sogar in Sachen Tourismus machen sich die Akteure des Vereins stark. Denn sie möchten ihr Dorf auch für Außenstehende attraktiv erscheinen lassen. Kürzlich gab es deshalb eine Rundfahrt zu den schönsten Stellen in Bislich - zusammen mit Vertretern der Stadt Wesel und dem Stadtmarketing. Ein Arbeitskreis kümmert sich darum, dass es vielleicht schon bald buchbare Arrangements gibt. Denn Bislich hat nicht nur Museen zu bieten, sondern auch eine Fähre und die Möglichkeit von Planwagenfahrten. Hinzu kommt die MS August auf dem Diersfordter Waldsee, und selbst geführte Fahrradtouren wären ebenfalls kein Problem.

Und was so ein richtiges Dorf ist, braucht auch ein Storchenpaar. Dank der Nisthilfen des Heimatvereins ist dies in der Nähe der St. Johannes-Kirche längst gelungen. Unweit des Fähranlegers sollen demnächst Pflegemaßnahmen an Weiden und anderen Bäumen stattfinden, damit der Blick vom Deich auf den Rhein frei ist, sagt Klaus Droste, der außerdem auf die demnächst anstehende Öffnung der Schmiede Kock am Marwick hinweist. Langfristig soll das unter Denkmalschutz stehende Häuschen angepachtet und mit dem alten Handwerkszeug als Museumsschmiede hergerichtet werden.

Viele Mosaiksteinchen

Dies alles sind viele kleine Mosaiksteinchen, die ein Stück Heimat und Brauchtumspflege darstellen. Kein Wunder, dass Klaus Droste, der sich selbst als Ur-Bislicher bezeichnet, sagt: „Ich kann mir gar nicht vorstellen, irgendwo anders hinzugehen.“ Warum auch. Denn die Bislicher sind aktiv, versuchen, nicht nur die Kirche, sondern auch die Schule im Dorf zu lassen, damit dieses Stück Heimat auch für nachfolgende Generationen noch attraktiv ist.

Von Petra Herzog

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