Ein Gang durch die Bislicher Geschichte

Für 24 NRZ-Leser ging es im Museum Bislich zurück in die Vergangenheit. Bei einer Führung durch sämtliche Ausstellungen erfuhren sie, wie die Menschen dort damals lebten.

NRZ-Bericht vom 26.07.2015 von Petra Herzog und Philipp Ortmann

Für einige war es der erste Besuch, für andere wiederum war es wie eine Heimkehr. 24 NRZ-Leser hatten eine Reise in die Vergangenheit gewonnen. Im Museum Bislich, das mittlerweile drei Museen unter einem Dach vereint, führten Leiter Peter von Bein und seine Kollegen Werner Reichardt und Hugo Lemken die Gewinner in drei Gruppen durch die Ausstellung, die in den vergangenen Jahren auf eine Gesamtfläche von 800 Quadratmeter gewachsen ist.

Tausende Exponate, mit viel Akribie zusammengetragen, dokumentieren die Entstehung Bislichs und wie die Menschen hier gelebt und gearbeitet haben. Wie im Ziegeleimuseum. Große Bilder aus den 30er-Jahren zeigen die Männer beim Stechen des Tons, beim Formen der Ziegel oder beim Befüllen des Brennofens. In Regalen sind alte in Bislich hergestellte Dachziegel gestapelt, einige hängen hinter Glas an der Wand, darunter auch ein Exponat, das Peter von Bein die „politische Dachpfanne“ getauft hat: Eine maschinengepresste Falzpfanne mit Hakenkreuzprägung von 1933.

Werkzeuge und -bänke verdeutlichen, was für eine Knochenarbeit die Dachpfannenproduktion gewesen sein muss. „Bis Mitte der 60er-Jahre wurde das Rohmaterial, der Ton, noch mit dem Spaten gestochen“, erklärte Peter von Bein. Nachdem die gesamte Produktion automatisiert wurde, verschwanden die kleinen, prägenden Ziegeleien nach und nach von der Landkarte und wichen einer Industrie, die heute der größte Arbeitgeber in Bislich ist: die Kiesindustrie.

Anhand einer Schulkarte aus den 50er-Jahren zeigte von Bein, wie sich die niederrheinische Landschaft in der Vergangenheit verändert hat: „Die Xantener Nordsee und der Auesee sind auf dieser Karte noch gar nicht verzeichnet“, so der Museumsleiter, „und mittlerweile gleicht der untere Niederrhein einem Schweizer Käse.“

Die Museumsführer von Bein, Reichardt und Lemken lotsten die NRZ-Leser unterhaltsam durch die Ausstellung, gaben interessante Informationen und wiesen auf manche Kuriosität hin. In dem Ausstellungsteil etwa, der die Religion im Alltag behandelt, steht auf einer Tafel der Satz eines Pfarrers, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts den „religiösen Eifer der Gläubigen“ in Bislich lobte. Darunter prangt der Totenschein einer alten Frau, die im Jahr 1844 Opfer ihrer Gottesfürchtigkeit wurde. So sei sie „infolge ihres religiösen Eifers“ gestorben, weil sie 40 Stunden am Stück in der Pfarrkirche gebetet hatte. Von der Lungenentzündung hatte sie sich offenbar nicht mehr erholt.

Auch kulinarisch konnten die Besucher Bislich genießen, und zwar in Form des Brotes, das ganz frisch aus dem Bislicher Backhaus auf der Kaffeetafel im Museum landete. Die NRZ-Leser waren von dem Vormittag beeindruckt. „Ein sehr liebevoll geführtes Haus“, sagten Karin und Manfred Kaiser und waren erstaunt, wie groß das Bislicher Museum mittlerweile geworden ist. „So lernt man immer wieder etwas Neues über die eigene Heimat kennen“, sagte Alwin Schött.


Werner Reichardt vom Bürger- und Heimatverein Bislich mit NRZ-Leserinnen und -Lesern in der Abteilung Kirche des Heimatmuseums an der Dorfstraße. Hier konnten alle einen Blick zurück tun und dabei trotzdem jede Menge Neues und Interessantes erfahren. Foto: Gerd Hermann

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