Eine Frage der Kreativität

NRZ-Bericht zum Bürgerbarometer über den Bislicher Raiffeisen-Markt

Was muss getan werden, damit das Leben auf dem Land attraktiv bleibt? Das wollte die NRZ im Rahmen des Bürgerbarometers von den Weselern wissen. Und: Zwei dicke Themen bewegen die Menschen in den Dörfern.
EmediateAd

Die Nahversorgung soll besser werden - 40 Prozent der Befragten sagten das - und die Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist 38 Prozent wichtig - mehr Kultur- und Freizeitangebote forderten nur neun Prozent, mehr Wohnraum sechs Prozent.

Das Problem: Kleine Einzelhändler auf dem Dorf und in den Stadtteilen können sich nicht halten: Ihre Preise liegen über denen der Discounter. Wer kann, kauft bei den Billigheimern oder lässt kaufen. Und ist entsetzt, wenn das Angebot aus der Nachbarschaft verschwindet, weil der Kaufmann nicht überleben kann.

Wieder sind es die findigen Bislicher, die ein Modell gefunden haben, das zu funktionieren scheint: Der Raiffeisenmarkt, ursprünglich reiner Landhandel, bietet schon seit geraumer Zeit Postdienstleistungen an, neben den klassischen Futtermitteln, Arbeitsklamotten, Hühnertränken, Blumentöpfen, Pflanzen und einem kleinen Baumarktsortiment gab es immer schon ein paar Lebensmittel, „das hatten wir, seit der Rewe-Markt geschlossen ist“, erläutert Geschäftsstellenleiter Dieter Neumann (48). Doch jetzt ist alles neu: „Wir haben Ende des Jahres umgebaut, das Sortiment des täglichen Bedarfs ausgebaut und das ganze Geschäft umgestaltet“, so Neu. Der Heimatverein war an ihn herangetreten, weil es Bedarf gibt. Gemüse, Wurst, Käse, Waschmittel, Kaffee, von allem bietet er nun etwas an.

Kundin Ursula van den Dale (53) begrüßt das. „Es ist wichtig für das Dorf, die Leute werden ja nicht jünger“, sagt sie. „Und ich zahle gern etwas mehr, bevor ich ins Auto steige und bis nach Flüren fahre.“ Neumann kennt das Phänomen mit den Discountern natürlich. Doch die Existenz des Raiffeisenmarktes hängt nicht an seinem „Tante-Emma-Angebot“, das unterscheidet ihn. „Wir wollen gar kein Supermarkt werden“, sagt er.

Noch hat es sich nicht überall herumgesprochen, dafür will er am Freitag, 22. März, sorgen. Mit einer Art Einweihung - neue Öffnungszeiten gibt es auch. Seit 1. März ist das Geschäft montags bis freitags, 8 bis 12.30 Uhr, geöffnet, und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 8.30 bis 12.30 Uhr.

Eine Anpassung an die Kundenbedürfnisse - „die müssen erst ihre Kinder aus dem Kindergarten holen, oder ihnen fällt beim Kochen auf, dass etwas fehlt.“ Neumann passt sich an. Vielleicht, überlegt er, kann er samstags noch einen Wagen mit Frischfisch anbieten. Das Modell Nahversorgung auf dem Dorf nach Bislicher Art ist durchaus noch ausbaufähig.

Susanne Zimmermann

 

Kategorie: