Eine politische Familie mit CDU-Gen

Bislichs politische Dynastie: Mit Wahlsieger Frank Grootens (20) steigt die dritte Generation aus dem Hause Gerwers in den Ring. Onkel Christoph Gerwers ist Bürgermeister in Rees, Opa Bruno Gerwers war Hamminkelns Stadtdirektor.

RP-Bericht vom 04.06.2014 von Klaus Nikolei

Bruno Gerwers (76) muss in diesen Tagen viele Hände schütteln. Wo der ehemalige Hamminkelner Stadtdirektor und frühere Weseler Ratsherr mit Wohnsitz Bislich auftaucht, gratuliert man ihm zum Erfolg seines Enkels Frank Grootens. Denn der 20-jährige Jura-Student hat bei der Kommunalwahl seinen Stimmbezirk im Deichdorf mit 50,16 Prozent gewonnen und wird in der ersten Sitzung des Rates am 23. Juni vereidigt. Damit tritt er nicht nur in die Fußstapfen seines Großvaters, der für die Christdemokraten zwischen 1999 und 2009 im Weseler Rat gesessen hat, sondern auch in die seines Onkels Christoph Gerwers. Der hat sich in der Region einen Namen gemacht als Verwaltungschef von Rees. Der heute 51-Jährige gehörte der Weseler CDU-Ratsfraktion von 1989 bis 1998 an.

Großvater Stadtdirektor, Onkel Bürgermeister: Da liegt es nahe, dass auch Frank Grootens eine Karriere in der Verwaltung anstrebt, oder? "Da mache ich mir keine Gedanken", sagt der 1,94 Meter große Bislicher, der in seinem Heimatdorf fest verwurzelt ist. Auch wenn er unter der Woche in Düsseldorf lebt, wo er studiert. Natürlich wird bei Familientreffen über (Kommunal-)Politik und die Arbeit der Parteifreunde in Düsseldorf und vor allem in der Bundesregierung gesprochen.

"Aber weniger, als man das vermuten könnte", sagt Bruno Gerwers. Dafür reden die drei Männer aber gerne und ausgiebig über Fußball. Alle sind glühende Fans des FC Bayern und fiebern jetzt der WM in Brasilien entgegen.

Dass der Enkel beziehungsweise der Neffe den Einzug in den Weseler Rat auf Anhieb schaffen würde, daran hatten Bruno und Christoph Gerwers eigentlich keine Zweifel. "Bislich ist eine zuverlässige CDU-Gemeinde", sagt der 76-Jährige, der am Wahlabend die Auszählungsergebnisse am Computer verfolgt hat.

Auf die Frage, wie sie zur CDU gekommen sind, erzählen die drei Herren naturgemäß drei unterschiedliche Geschichten. "Ich war das schwarze Schaf in der Familie", sagt Bruno Gerwers und lacht. Sein Vater - katholisch, korrekt, konservativ - war nämlich bei der Zentrums-Partei. Mit 18 sei er in die Junge Union eingetreten.

Deutlich älter, nämlich 25, war Christoph Gerwers, als er 1988 den Aufnahmeantrag ausgefüllt hat. Ratsmitglied Jakob Ixkes, damals schon um die 80, hatte ihn auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs angesprochen und überzeugt. Schon als Schüler stand Christoph Gerwers der CDU und Kanzler Kohl nahe. "Ich war damals in der Schule eine Ausnahme. Ich weiß noch, dass es bei uns Anfang der 80er Jahre im Politikkurs eine Probeabstimmung gab, bei der fast alle Grün gewählt haben. Nur zwei haben für die CDU gestimmt." Der Bürgermeister lacht: "Ich war also ein echter Spießer damals."

Ein Spießer, nein, das ist Frank Grootens nun wirklich nicht. Aber wertkonservativ. Er ist Sportler durch und durch, spielt Tennis, Fußball und läuft. Außerdem engagiert er sich im Vorstand der Bislicher Jungschützen. Im August 2013, kurz vor der Bundestagswahl, trat er der Partei bei. "Ich habe mich mit dem Wahlkampf intensiv beschäftigt und dachte, jetzt stehe ich einfach zur CDU und werde Mitglied." Wenig später kam der Bislicher Ratsherr Ulrich Richartz und bat ihn um ein Gespräch. "Ich dachte, er möchte, dass ich in der Jungen Union in Bislich etwas mache. Aber dann erklärte er, dass er nach zehn Jahren aufhören möchte, und ich sollte seine Nachfolge anzutreten." Zwei Wochen hat Grootens über das Angebot nachgedacht, mit seiner Familie geredet, die ihm Mut gemacht hat, es einfach zu probieren. "Ich habe ihm geraten, diese Chance zu ergreifen", sagt Christoph Gerwers. "Man lernt unheimlich viel."

Frank Grootens möchte gleich in mehreren Ausschüssen seine Meinung kundtun. "Mich würde der Schul- und Sportausschuss sowie der Ausschuss für Kultur und Stadtmarketing reizen, weil es dort auch um das Thema Tourismus geht, das vor allem Bislich betrifft." Und sollte er in den nächsten Jahren seinen Anteil dazu beitragen, dass unter anderem der Fremdenverkehr in dem Dorf am Rhein weiter an Bedeutung gewinnt, dann dürfte Bruno Gerwers wieder zahlreiche Glückwünsche entgegennehmen.

Drei Politiker-Generationen: (v.l.) Frank Grootens, Christoph Gerwers (51) und Bruno Gerwers (76). Das Bislicher Trio spricht manchmal über Politik, aber lieber und ausgiebig über Fußball. Alle drei sind Fans des FC Bayern München und freuen sich auf die Fußball-WM. Foto: Malz

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