Gans nah dran bei den geführten Touren

Die Vögel können aus dem Bus heraus und erstmals auch vom Schiff aus beobachtet werden

Am Niederrhein. Die ersten Wintergäste landen immer schon im Oktober, aber erst ab November sind genügend Gänse in der Region eingeflogen, so dass dann die geführten Ausflügen zu ihnen beginnen – unter Federführung der Fachleute des Naturschutzbundes.

Premiere auf dem Wasser: Erstmals bietet der Heimat- und Bürgerverein Bislich mit dem Weseler Verkehrsverein zwei geführte Exkursionen an. Das Besondere daran ist: Die Teilnehmer beobachten das Naturschauspiel von der Fähre „Keer Tröch II“ aus für rund zwei Stunden auf dem Rhein, danach gibt es ein gemeinsames Grünkohlessen an Land. Für die morgige Fahrt war bereits Anmeldeschluss, am nächsten Samstag, 18. November, legt das Schiff nochmals ab: Start ist um 10 Uhr am Fähranleger in Bislich, für die linksrheinischen Gäste macht die Fähre auch noch einen Zwischenstopp am Anleger in Xanten. Die Kosten betragen inklusive Essen (ohne Getränke) 27 Euro für Erwachsene, Kinder bis 14 Jahren zahlen 17,90 Euro. Anmeldung bei der Stadtinformation Wesel unter Ruf: 0281/2 44 98 (bis 14. November).

Mit dem Reisebus steuern die Experten der Biologischen Station in Wesel und der Naturschutzstation in Kranenburg zu den Rastplätzen der Wildgänse.

Die Termine in Kreis Wesel sind: 25. November, 13. und 20. Januar 2018 sowie 10. und 17. Februar 2018. Beginn: jeweils um 10 Uhr, Dauer: rund drei Stunden, Kosten: Erwachsene: zwölf Euro, Kinder bis 14 Jahre sechs Euro, Treffpunkt: Biologische Station in Wesel. Dort kann auch eine Ausstellung zum Thema angeschaut werden. Mehr Infos und notwendige Anmeldung: 0281/9 62 52 0, www.bskw.de.

Im Kreis Kleve werden vom 12. November bis zum 18. Februar 2018 an jedem Sonntag zweieinhalbstündige Fahrten, jeweils ab 13 Uhr, angeboten. Startpunkt ist das Rilano Hotel in Kleve, von dort aus geht es in die Düffel. Infos und notwendige Anmeldung: 02826/9 18 76-00, www.nabu-naturschutzstation.de.

Tipp für alle: Wer kann, bringt ein Fernglas mit, es lohnt sich!

Alles Gans anders

Wenn sich der Nebel über das Land legt und fast alle Vögel schon da sind, dann spürt mancher Niederrheiner den... November-Blues

Ingo Plaschke

Am Niederrhein. Sie sind wieder hier. Zuerst habe ich sie nicht gesehen, bloß gehört. Neulich, als ich meine Eltern besuchte, beide ruhten wie immer friedlich im rötlichen Kerzenschein. Der Nebel hatte den Himmel über dem Friedhof mit einem Grauschleier verhangen, wie aus dem Nichts hörte ich dann dieses bekannte, ja vertraute Geräusch.

Wildgänse.

Wie sie klingen, das kann ich mit Worten nicht beschreiben, ohne mich lächerlich zu machen. Wer sie schon einmal gehört hat, dürfte wissen, was ich meine.

Seit rund 20 Berufsjahren begleiten die Zugvögel mich. Wie ein Bumerang kehren sie immer wieder zurück. Manche von ihnen haben dann 6000 Kilometern in den Flügeln. Ich ächze und stöhne schon, wenn ich meine übliche Zehnerrunde am Rhein laufe.

Es gibt Niederrheiner, die freuen sich, wenn diese Vögel hier sind. Es sind tiefste Ossis, sie kommen aus Sibirien, nicht über die Balkan-Route, in Scharen, bis zu 200 000. Wirklich gezählt hat sie bisher niemand, wie auch? Wir am Niederrhein wissen: Wir schaffen das.

Manche von ihnen bleiben hier, akklimatisieren sich, werden heimisch. Anderem, die meisten von ihnen, fliegen wieder zurück in ihre, nun ja, Heimat.

Es gibt auch Niederrheiner, die freuen sich nicht über unsere alljährlichen Wintergäste. Die fressen uns nicht die Haare vom Kopf, aber viele Felder leer. Betroffene Bauern werden dafür entschädigt, die Ausgleichszahlungen für Fraßschäden – junge Getreidepflanzen werden aus dem Acker gerissen und der wird Boden eingetreten – gehen in die Millionen. Verhungert ist hier bislang noch niemand.

Etwas fürs Gemüt

Ich habe nichts gegen Wildgänse.

Nach so einem Satz muss logischerweise immer ein „aber“ folgen. Also bitte: Aber wenn die Wildgänse in ihren typischen V-Formationen am niederrheinischen Himmel fliegen, dann ist dies ein untrügliches Zeichen für mich, dass nun eine kalte und schwere Zeit anbricht.

Es ist die Zeit für meinem November-Blues.

Schon der ewige Hanns Dieter Hüsch wusste: „Das Gemüt is ausschlaggebend. Alles andere is dumme Quatsch.“

Dagegen soll ein Kraut gewachsen sein: Johanniskraut, außerhalb von schulmedizinischen Kreisen auch als „Sonne für die Seele“ bekannt. Ich hab’s bisher noch nicht probiert, vielleicht wird es in diesem Winter passieren. Denn je älter ich werde, desto bluesiger geht es mir.

Natürlich werde ich mir auch in dieser Saison das Naturschauspiel auf den Äckern und Wiese anschauen. Wildgänse gucken ist Nahrung für die Seele. Und gut gegen den November-Blues. Ich bin zwar weder Arzt, noch Apotheker, doch mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Bewegung an der frischen Luft hilft.

Gans sicher.

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