Geführter Rundgang im Museum Bislich

Pressebericht vom 09.08.2016 von Susanne Kollmann

Die NRZ-Leser lauschen interessiert den Worten von Werner Reichardt. Obwohl einige von ihnen schon öfter im Heimatmuseum in Bislich waren, erfahren sie dieses Mal allerhand Neues. Zum Beispiel wie in den 30er Jahren Brot gebacken wurde, die Menschen früher in Bislich gelebt haben, alles rund um den Deich und die Arbeit eines Zieglers. Denn zum 70. Geburtstag der NRZ hatten sie die Möglichkeit, sich von Profis durch das Museum und einen Teil von Bislich führen zu lassen.

„Bei diesem Ofen gibt es weder einen Temperaturregler noch eine Uhr“, erklärt Werner Reichardt, der neben dem Nachbau eines historischen Backofens auf dem Museumshof steht. Es musste nach Gefühl und mit Gefühl gebacken werden. Mit Reisig und Holzstücken aus Buche wurde das Feuer entfacht, um die richtige Temperatur erkennen zu können, Mehl hinein geworfen. „Anhand der Verfärbung des Mehls in einer bestimmten Zeit konnten die Bäcker die Temperatur bestimmen“, so Reichardt. Dann wagt er einen kurzen Blick ins Innere: Das Brot ist fertig. Der Duft strömt über den Hof und sorgt für Vorfreude auf die Mittagspause bei den Lesern.

Andrea Stefanowski, Jochen Michel, Werner Reichardt und Hugo Lemke führen die Teilnehmer in kleinen Gruppen durch die drei Museen. „Wissen Sie, woher die Redewendung ‘Leg mal einen Zahn zu’ kommt?“, fragt Hugo Lemken in die Runde und deutet auf einen Kessel. Wolfgang Artz traut sich: „Vielleicht, dass der Kessel einen Zahn tiefer gehängt wird und somit näher am Feuer ist?“ Der Profi ist beeindruckt. Wenn die Männer zu früh vom Feld kamen, um zu Mittag zu essen, erzählt Lemken, die Frauen allerdings noch nicht fertig waren, dann sollten sie einen Zahn zulegen, damit’s schneller geht. Anhand von Haushaltsgegenständen, Holzkisten, die mit heißen Steinen befüllt worden sind und somit als Wärmflasche fungierten, oder Ausstellungsstücken von der Taufe bis zur Bahre erklärt Hugo Lemken das Leben der Dorfbewohner von vor knapp einhundert Jahren. „Das ist schon toll, das alles mal detailliert erzählt zu bekommen“, sagt Beate Sünder, die bei den historischen Bildern oft an ihre Kindheit denken muss.

Besonders gut hat der Leserin aus der Feldmark das Ziegelmuseum gefallen. „Es ist erstaunlich, was die Ziegler geleistet haben“, sagt sie. Dort erfährt sie, wie der Rohstoff gewonnen sowie die Ziegel angefertigt und angebracht worden sind. Dadurch, dass die Ziegel nur von Hand hergestellt wurden, war jeder unterschiedlich, weiß der 81-jährige Lemken aus eigenen Forschungen. „Zehn Männer waren nötig, um ein Dach zu verkleiden. Die Ziegel sind so lange im Kreis gereicht worden, bis einer gepasst hat.“

Bei so vielen Informationen kommt eine Stärkung zur Mittagszeit gerade recht. Das frisch gebackene Weißbrot, mit und ohne Rosinen, wird mit Käse und Schinken gereicht, dazu eine Tasse Kaffee. „Das schmeckt richtig lecker“, schwärmt Beate Sünder. Gestärkt geht es dann abschließend noch bei Sonnenschein durch Bislich zur katholischen St. Johannes-Kirche und in den angrenzenden Kirchengarten, in dem die Leser den Ausblick auf den Deich und das Storchenpaar genießen.

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