Geplante Veränderung stößt auf Unverständnis

FÄHRKOPF BISLICH

Wesel. Der Fährkopf in Bislich hat eine lange Tradition und ist touristisch sehr beliebt. Nicht nur wegen seiner Personenfähre „Keer tröch II“, die in der Saison von Mitte März bis Ende Oktober rund 50 000 Passagieren eine Rheinüberquerung nach Xanten ermöglicht

- ebenso nutzen zahlreiche Camper, Motorradfahrer und andere Ausflügler den idyllischen Ort, um hier sowohl im Sommer als auch zur Winterzeit ein wenig Erholung zu finden. Um jedoch zu verhindern, dass während der Saison Chaos ausbricht und die verschiedenen Fortbewegungsmittel kreuz und quer geparkt werden, sind noch für dieses Jahr 36 neue Parkplätze am Rand der Zufahrtsstraße vorgesehen. Zudem wird die gepflasterte Fläche am Ufer mit Pollern abgeriegelt, damit nur noch Fußgänger und Radfahrer bis an den Strom können. Die bereits lange geplanten Baumaßnahmen werden zwar von der Stadt Wesel genehmigt, stoßen aber bei vielen Ausflüglern auf Unverständnis, wie eine Umfrage der NRZ zeigt.

Landschaft und Umgebung gefällt
„Ich kann die geplanten Veränderungen beim besten Willen nicht nachvollziehen“, sagt Dieter Müller (57 Jahre), der eine ganz besondere Beziehung zum Bislicher Fährkopf hat. Der leidenschaftliche Camper aus Mettmann hat hier vor sieben Jahren seine Freundin Claudia Pinders (48 Jahre) kennengelernt und nutzt nun jedes freie Wochenende, um sie mit seinem Wohnmobil zu besuchen. Ganz am Rande der Zufahrtsstraße, nur wenige Meter vom Rhein entfernt, schlagen die beiden regelmäßig ihr kleines Quartier auf und genießen in ihren Campingstühlen nicht nur die Zweisamkeit, sondern auch die landschaftliche Umgebung. Dass diese jedoch nun durch mehrere Baumaßnahmen verändert wird, gefällt den beiden überhaupt nicht.

„Die vier geplanten Stellflächen für Wohnmobile sind eindeutig zu wenig“, sagt Dieter Müller mit verärgerter Stimme. Und auch die Tatsache, dass man nur tagsüber davon Gebrauch machen könne, halten beide für überflüssig. Die zukünftige Entwicklung des naturverbundenen Erholungsgebietes wolle man nun ganz genau beobachten und dann gemeinsam entscheiden, ob ein anderer Campingplatz vonnöten ist.

Auch Gerhard Reismann aus Wesel sucht zusammen mit seinen Freunden regelmäßig das kleine Erholungsdomizil auf, um von einer der vielen Sitzmöglichkeiten aus auf den Rhein zu blicken und dabei die frische Landluft in vollen Zügen genießen zu können. Von dem Bauvorhaben habe er in der Zeitung erfahren, die ihm beim Lesen „beinahe aus der Hand gefallen“ wäre. Zwischen den verschiedenen Besuchern herrsche stets ein friedliches Miteinander und es sei noch nie zu gröberen Ordnungswidrigkeiten gekommen, erzählt der 62-Jährige. Aus diesem Grund halte er die geplanten Veränderungsmaßnahmen für fragwürdig und wirft der Stadt Wesel vor, dass sie Geld ausgebe, was im Grunde überhaupt nicht vorhanden sei.

Ein Problem für ältere Menschen
Vor allem die Entfernung zwischen den Parkplätzen und dem Uferbereich bereite Reismann schon jetzt großes Kopfzerbrechen. „Wie sollen ältere oder kranke Leute diese Strecke problemlos meistern?“, fragt er sich, und macht folgenden Vorschlag: „Wenn schon größere Investitionen, dann doch bitte innerörtlich“. Dort seien sie eher Notwendigkeit, als auf dem Land.

Ähnlich sehen es die Eheleute Wilhelm und Sigrid Weidenfeld aus Bocholt, die den Fährkopf bereits seit acht Jahren mit ihrem Auto anfahren. „Soll die Stadt Wesel das Geld doch lieber woanders reinstecken“, sind die beiden sich einig, und weisen daraufhin, dass nahezu alle Leute aus ihrem Freundeskreis dieselbe Meinung vertreten.

Während viele Camper schon jetzt Angst haben, dass sie in Nähe des beliebten Fährkopfes bald keinen ufernahen Stellplatz mehr finden könnten, ist die Zukunftsfrage des Imbisswagens, der seit mehreren Jahren in der Saison alle Besucher mit warmen und kalten Speisen beköstigt, bereits geklärt. „Für die Pollern bekommen wir einen Schlüssel“, berichtet der Angestellte Martin Spiller (40 Jahre). Dies ändere jedoch nichts daran, dass man die bis Ende Oktober vorgesehenen Veränderungen ebenfalls stark kritisiere: „Man kann den Menschen doch nicht immer alles verbieten“, findet er, und sieht wie Gerhard Reismann eine große Gefahr für Besucher, die schlecht zu Fuß sind. Ihnen könne man einen längeren Weg bis zum Ufer einfach nicht zumuten, findet Spiller.

Sind die Parkplätze errichtet sowie das Abpollern des Uferbereiches abgeschlossen, so steht im kommenden Jahr noch die Errichtung der neuen Anlegestelle für die „Keer tröch II“ auf dem Programm. Damit die Fähre ihren neuen Liegeplatz jedoch problemlos anfahren kann, muss die Zufahrt zur Rheinnebenrinne weiter ausgebaggert werden.
Die Gesamtkosten beider Bauphasen erstrecken sich auf 400 000 Euro, wovon die Stadt 
etwa 307 000 Euro übernimmt.

Von Michael Eger
 

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