Herbstfest der Bislicher Landfrauen

Mit dem ersten Frost gibt’s Grünkohl

Beim Herbstfest der Bislicher Landfrauen kam Grünkohl auf den Tisch – ein klassisches und leckeres Wintergemüse.

VON MICHAEL ELSING

Beim Herbstfest der Landfrauen in Bislich gehörte Claudia Paeßens zu den fleißigen Helferinnen, die das beliebte Saisongericht an die Tische brachten. RP-Foto: Ekkehart Malz

WESEL Es gibt nicht wenige Menschen, die den ersten Frost mit einem weinenden und einem lachenden Auge entgegen sehen. Weinend, weil nun unweigerlich der Winter vor der Tür steht. Lachend, weil nun die Zeit eines Wintergemüses anbricht, das auch am Niederrhein sehr beliebt ist. Die Rede ist vom Grünkohl.

Der kam sehr zur Freude aller Besucherinnen auch erstmals beim Herbstfest der Landfrauen Bislich auf den Tisch. „Wir wollten einfach mal etwas anderes ausprobieren“, sagte Vorsitzende Brigitte Mai und meinte damit nicht nur den Grünkohl, sondern auch den Veranstaltungsort. Denn die Landfrauen trafen sich diesmal in der Kulturscheune der Obstplantage Clostermann in Bislich.

Was aber macht den Grünkohl – in hiesigen Regionen auch unter dem Namen „Mus“ oder „Hoffmus“ bekannt – nun zu einem leckeren Gericht? Und vor allem: wie bereitet man ihn zu, damit er auch wirklich zu einem Gaumenschmaus wird? Marita Laakmann schwört beispielsweise auf die Verarbeitung und Zubereitung des Grünkohls als reines Gemüse. Doch ganz gleich, ob er nun separat gereicht oder als Eintopf serviert wird – kaufen sollte man ihn entweder frisch auf dem Markt oder im gut sortierten Gemüsehandel. Es sei denn, man baut ihn selbst im eigenen Garten an. Am Mittelstrang abzupfen, waschen, klein hacken, das sind die ersten Griffe, bevor es ans Kochen geht, erzählt Marita Laakmann. „Gedämpft in Mehlschwitze und mit Senf abgeschmeckt, dazu Kartoffeln und Kasseler“, so lautet Laakmanns Kurzumschreibung für ein leckeres Grünkohl-Rezept. „So esse ich ihn am liebsten, als Eintopf mag ich ihn weniger“, sagt sie.

Maria Lankers ist dagegen ein Fan vom Grünkohl-Eintopf. „Ich freue mich jedes Jahr auf die Grünkohl-Zeit“, erzählt die Bislicherin, für die es auch selbstverständlich ist, dass der Grünkohl nur im Winter gegessen wird. Ihre Familie teilt diese Leidenschaft und deshalb gibt es jedes Jahr auch ein großes Grünkohl-Essen im Hause Lankers.

Und schon plaudert sie darüber, dass das Gemüse mit Kartoffeln und Speck verfeinert, besonders gut schmeckt. Dass der Grünkohl etwas fettig gekocht werden müsse, bis er einen leichten Glanz habe oder, dass eine grüne Gurke ganz wunderbar dazu passe und beim Fleisch ihre Wahl auf Mettwurst, geräucherten Kasseler oder Bauchspeck fallen würde. Grünkohl oder Mus sind übrigens nicht mit Stielmus zu verwechseln. Das ist im Rheinland zwar ebenfalls beliebt, wird aber vornehmlich im Frühjahr geerntet.

Beim Herbstfest der Bislicher Landfrauen wurde aber nicht nur gegessen. Wie in jedem Jahr, gab’s auch was für die Ohren. Diesmal war Märchen-Referentin Doris Baumann zu Gast. In der heimeligen, nur mit Kerzenschein erleuchteten Atmosphäre der Kulturscheune erzählte die Reeserin zahlreiche Märchen aus vielen verschiedenen Ländern. Da fühlte sich so manche Besucherin zurück in die eigene Kindheit versetzt.

Fakten zum Grünkohl

Das „Mus“ heißt auch Braun- oder Winterkohl

Namen Grünkohl gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse und kann gleich eine ganze Fülle von weiteren Namen präsentieren. Während am Niederrhein die Bezeichnung „Mus“ beliebt ist, wird weiter im Norden auch von Braunkohl, Hochkohl, Winterkohl, Stunkkohl oder Krauskohl gesprochen. Ein regelrechter Klassiker ist der Grünkohl in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Vitamin C Grünkohl gehört zu den Kohlsorten mit dem höchsten Gehalt an Vitamin C. Gegessen wird er in den unterschiedlichsten Varianten. In Nordwestdeutschland gibt’s ihn beispielsweise als Kohl und Pinkel (Grünkohl mit geräucherter Grützwurst). In Schleswig-Holstein wird Kasseler oder Bratwurst zum Grünkohl gereicht, in Mecklenburg-Vorpommern kann’s auch schon mal Schweinebacke und Salzkartoffeln sein. In den Niederlanden gibt’s ihn als Eintopf mit Kartoffeln und Räucherwurst.

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