Ich bin Niederrhein (19) Von Michael Elsing

Ein Wort, viele Bedeutungen - viele Begriffe, eine Bedeutung - zwei solch gegensätzliche Ausgangssituationen lässt der Niederrheiner wie selbstverständlich nebeneinander herlaufen. Natürlich können Sie sich darauf verlassen, dass ich auch heute wieder einige Beispiele hierfür im Gepäck habe.
Fangen wir mal mit der „Schüppe” an. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass dies ein Gartengerät ist und schon gar nicht, wozu sie es benutzen können. Die Schüppe eignet sich aber auch hervorragend für Redewendungen. Wenn Sie ihren Gegenüber mal so richtig hinters Licht führen wollen, dann nehmen sie ihn auf die Schüppe. Sind Sie so schlimm erkrankt, dass sogar ihr Leben bedroht ist und erholen sie sich schließlich wieder, dann sind sie dem Tod von der Schüppe gesprungen. Wer seinen Gegenüber dazu auffordert, noch eine Schüppe draufzulegen, will mit Sicherheit keinen Schüppen-Handel eröffnen. Nein, es ist viel mehr die Forderung, noch mehr Engagement als zuvor an den Tag zu legen. Und für Freunde des klassischen Kartenspiels ist die Schüppe neben Herz, Karo und Kreuz schlichtweg die vierte Farbe des Spiels, nämlich Pik.
Das nächste Beispiel ist der „Schuss”. Aus Pistolen und auf dem Fußballfeld bestens bekannt, lässt sich der Niederrheiner noch weitere Abwandlungen einfallen. Wer unserer Meinung nach nicht ganz rund läuft, der hat einen Schuss. Alternativ hierzu hat er den Schuss nicht gehört. Gelingt uns etwas nicht besonders gut, dann ist das ein Schuss in den Ofen. Wir finden aber auch durchaus positive Verwendung für dieses Wort. Denn wer über eine intakte körperliche Verfassung verfügt, der ist gut in Schuss.
Jetzt aber zum umgekehrten Fall: Dafür habe ich mir die sehr stark ausgeprägte Feier-Lust des Niederrheiners auserwählt. Der geht am Wochenende nämlich gerne mal auf „Trallafitti”. Eine Woche später ist er dann erneut „auf Jück”. Und es ist nicht wirklich verwunderlich, wenn er schon bald abermals auf „Schöcklebömm” geht. Je nachdem, in welchem Etablissement der Niederrheiner dann landet, wird er dort „schwoofen”, „zappeln”, „abrocken” oder einfach nur tanzen. Will er dabei - und das nicht zu knapp - dem Alkohol zusprechen, schüttet er sich einen auf die Lampe, gibt sich die Kugel, spuckt nicht rein, packt sich einen oder schießt sich ab. Kurzum: er möchte sich betrinken.
Jetzt fragen Sie mich bloß nicht, woher denn all diese Begriffe stammen. Vielleicht ist dem Niederrheiner die Ankündigung, am Wochenende eine Unternehmung zu starten und unter Zuhilfenahme von Alkohol das Tanzbein zu schwingen, schlichtweg zu langweilig. Und irgendwie hat er damit ja auch Recht.

RP vom 2. Oktober 2009