Leben wie in einer großen Familie

25 Jahre Elternselbsthilfe: Jubiläumsfest der Behinderten-Gruppen in Bislich

Wesel (age) Ein Vierteljahrhundert Elternselbsthilfe für Menschen mit Behinderung bietet wahrhaftig Grund zum Feiern. Nun luden die drei Gruppen der Schifferstraße Bislich mit Betreuern und Eltern zum Jubiläumsfest ein.

Von der Hüpfburg bis zum Improvisationstheater (unter Regie von Bewohner Andreas Bolten) war nach dem Eröffnungsgottesdienst für Unterhaltung gesorgt. Mitten unter den Gästen bewegten sich die 26 Bewohner mit einer anrührenden Freude und einer selbstverständlichen Warmherzigkeit, die Schranken bedingungslos überwindet, aber auch zeigt, wie wohl sie sich hier unter Leitung von Katja und Michael Kilp fühlen.

Zu den Gründungsvätern des Pilotprojektes von 1988 gehörten Otto Fundermann und Wilhelm Sons. Die Eltern der Sonderschule Bergerfurth suchten ein Domizil. Bald war das schöne Arzthaus Köllmann an der Schifferstraße gefunden. Einige „Kinder“ sind bereits im Rentenalter angekommen. Manche leben dort 25 Jahre, andere 15, seit der Neubau fertig wurde. Einrichtungsleiter Kilp sagt: „Manche Eltern erleben überrascht, welches Potenzial und welche Chancen hier ihr Kind noch hat. Wer mit 20 zu uns kommt, kann hier noch ein eigenes Profil gewinnen. Wer zu lange im Elternhaus bleibt, versteht sich später ebenfalls als alter Mensch.“ Manche Bewohner finden sich sogar eine Zeit lang als Paar zusammen.

Eltern zahlen nur einen Teil der vollstationären Pflege in Eigenleistung. Die Räume sind sehr hell und liebevoll eingerichtet - hier ein Teddy, dort viele Bilder. Die Bäder sind behindertengerecht. Körperpflege ist ein großes Thema. Dazu wird morgens bereits um 5.30 Uhr aufgestanden, um rechtzeitig zur Arbeit bei der Lebenshilfe zu kommen. Im großen Garten finden die Bewohner schöne Naturerlebnisse. Kreativität macht das Leben lebenswert: Malstunden zeigen erstaunliche Ergebnisse - wie der Reiher von Peter Hieronymus oder die experimentellen Farbflächen von Peter Karwatzki.

Wichtig sind Tiere wie der Hauskater und die Pferde. „Wir erreichen die behinderten Menschen am besten über Emotionen“, sagt Kilp. „Dazu gehören auch Musik und Kunst.“

Wie leidenschaftlich musiziert wird, zeigte am Samstag ein flotter Trommel-Act. Besucherin Susanne Roß zog Bilanz: „Dies hier ist ein Ort, wo ganz viel Menschlichkeit lebt.“

Die Malgruppe der Bislicher Einrichtung hatte zum Tag der offenen Tür eine Ausstellung organisiert. Kreativität ist hier wichtig. rp-Foto: ekkehart malz

 

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