Lektor für Deutschbuch gesucht

Herbert Weiß aus Bislich hat in den 70er bis 90er Jahren Lehrbücher verfasst, die auch heute noch Flüchtlingen beim Deutschlernen helfen könnten. Wenn da nicht die Rechtschreibreformen gewesen wären.

Pressebericht vom 22.02.2016 von Fritz Schubert

Herbert Weiß (83) kennt die Nöte derjenigen, die kaum Deutsch können. Der gebürtige Duisburger, der seit 25 Jahren in Bislich lebt, stammt selbst aus bescheidenen Verhältnissen. Die letzten Kriegsjahre hatte er als Kind auf einem Hof bei Rheine verbracht. In Sicherheit zwar. Aber als er zurückkam, sprach er kein Wort Hochdeutsch. Als Hilfsarbeiter fing er an, brachte es zum Industriemeister Chemie, zum Betriebsassistenten, saß im Prüfungsausschuss, brachte Zuwanderern, Umsiedlern und Einheimischen in den verschiedensten Kursen richtiges Deutsch bei. Die Besonderheit: Herbert Weiß ließ dabei Fremdworte weg. Zum Beispiel in den Erklärungen der Grammatik. Sein Ansatz war es, die Sprache als Praktiker für Praktiker zu vermitteln. Herausgebracht hat er in den 70er bis 90er Jahren dazu auch einige Lehrbücher wie "Deutsch verständlich aufbereitet für Schule und Beruf", zuletzt im expert verlag. Die Bände müssten doch gerade jetzt für den Deutschunterricht mit Flüchtlingen gut geeignet sein, meint Weiß. Doch die Sache hat einen Haken: Inzwischen gab es Rechtschreibreformen.

Nun denkt Herbert Weiß an eine Neuauflage. Die würde der expert verlag wohl auch auf den Markt bringen wollen, wenn er eine druckfertige, überarbeitete Fassung als Basis bekäme, berichtet Weiß, der deshalb Lektorenhilfe für die Umstellung auf die aktuelle Rechtschreibung sucht. Vom Deutschen Bibliographischen Institut in Berlin bekam der Bislicher die Antwort, dass die Mitarbeiter derzeit überlastet seien. Unterdessen hat er vom Verlag einen Restposten der alten Auflage übernommen und auch schon dankbare Abnehmer gefunden. Pastoralreferent Martin Knauer von der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus will die Bücher für den Verein Flüchtlingshilfe Wesel um Vorsitzende Marlies Hillefeld abholen. "An der Grammatik hat sich ja nichts geändert", sagt Herbert Weiß zur weiter gegebenen Gebrauchstüchtigkeit seines Lehrbuchs, das übrigens auch an der Dingdener Akademie Klausenhof schon Verwendung fand.

"Besonders wichtig für Flüchtlinge ist die Ausdruckslehre", findet Herbert Weiß. Er hat in Bislich früher nicht nur jungen Leuten Nachhilfe im Fach Deutsch gegeben, er unterstützt auch heute Fremdsprachler. Zum Beispiel den aus Indien stammenden Priester Jobit Chacko.

Bildung mit unmittelbarem Nutzen für jedermann liegt dem ehemaligen Hilfsarbeiter am Herzen. Der 83-Jährige weiß noch, wie man ihn einst ausgelacht hat, als er mit einem Schachbrett unterm Arm daherkam. Die Lacher kamen später mit Bitten zu ihm, Briefe für sie aufsetzen. Nun sucht er selbst Hilfe. Wer das Deutschbuch lektorieren möchte, kann sich unter Telefon 02859 9019933 melden.

 

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