Lesung unter dem Bislicher Mond

Natur und Kultur treffen im Bislicher Garten zusammen. Monika Reeh und Andrea Stefanowski präsentieren Geschichten und Gedichte über den Mond

Von Christian Thieme

Auf der Gartenterasse lasen die Gastgeberinnen Monika Reeh und Andrea Stefanowski. Foto Johann Ridder

Wesel. Vorbei an Apfelbäumen, Holunder- und Hagebuttensträuchern schreitet der Besucher durch ein drei Meter hohes Tor aus einer Rot- und einer Hainbuche. Am Eingang weist nur ein kleines Schild mit der Aufschrift „Mondbeglänzte Zaubernacht“ auf die Veranstaltung des Abends im Garten von Familie Stefanowski hin.

Es geht weiter durch üppiges, aber geordnetes Dickicht in Richtung Terrasse. Auf dem Weg werden immer wieder neue Kleinigkeiten des 4 500 Quadratmeter großen Geländes sichtbar. „Die Pflege des Gartens ist keine Arbeit“, sagt Gastgeberin Andrea Stefanowski. „Es ist eine Leidenschaft. Wir haben 2005 damit begonnen, den Garten des alten Bislicher Pfarrhauses umzugestalten und es erfüllt mich und meinen Mann Georg mit Dankbarkeit, dass wir diese Atmosphäre hier genießen und teilen dürfen.“

Seit 2016 beteiligt sich Andrea Stefanowski etwa viermal im Jahr am Tag der offenen Gartenpforte und lädt zu Lesungen im Naturambiente ein. Bis zu zwei können es pro Jahr werden, so die Bislicherin. Die Idee für das kulturelle Gartenerlebnis stammt von Freundin Monika Reeh aus Hamminkeln. Beide Frauen verbindet neben der Gartenleidenschaft auch die Literatur. Zum Jahresbeginn überlegen die Freundinnen Themen für die gemeinsamen Veranstaltungen.

Heute stehen Geschichten, Gedichte und Informatives über unseren Erdtrabanten im Fokus. Eine Premiere wie Monika Reeh betont, denn normalerweise stehen Gartenthemen im Mittelpunkt. „Wir lesen alte und moderne Texte vor und finden passende Passagen bei Goethe oder Morgenstern“, erzählt Stefanowski. „Aber bis die Themen stehen ist schon einiges an Überlegungen notwendig“.

Das Angebot wird gut angenommen, immer mehr Menschen finden sich zu den Veranstaltungen ein. Heute erkunden vor Beginn schon gut 30 Besucher die Gartenlandschaft, viele haben nicht zum ersten Mal hierher gefunden.

Aber nicht nur Pflanzen liegen der Gastgeberin am Herzen, sondern auch die Menschen, denn in Wesel ist sie in der Hospiz-Initiative aktiv. Die heimischen Veranstaltungen werden deshalb dazu genutzt, freiwillige Spenden für die Hospiz-Initiative Wesel und die Organisation German Doctors zu sammeln, in der ihr Ehemann seit der Gründung aktiv ist.

Während sich die abendliche Sonne in den Fenstern spiegelt, erklingt ein Saxophon. Die musikalische Begleitung haben Susanne und Peter Wolbring übernommen. Die Freundinnen nehmen die Mikrofone in die Hand. Über ihnen schwebt ein künstlicher Mond. Andrea Stefanowski und Monika Reeh tragen Geschichten und Fakten über den Erdtrabanten, der die Menschen seit jeher beschäftigt, vor: So wussten schon die alten Griechen, dass seine Entfernung zu Erde rund 400 000 Kilometer beträgt. Auch soll es bei Vollmond mehr Geburten geben - ein Mythos? Passend zur Szenerie lesen die Gastgeberinnen die Strophen aus dem wohl bekanntesten Lied von Matthias Claudius vor: „Der Mond ist aufgegangen“ - und während der Abend voranschreitet, wirft der fast volle Erdtrabant tatsächlich sein stimmungsvolles Licht auf die Terrasse.

Grosses Interesse

Das Interesse an der Lesung war enorm. „Ich musste 15 Leute wegschicken“, bedauert Andrea Stefanowski, doch so viele Zuschauer hätten den Rahmen gesprengt.

Nicht nur Weseler schauten in dem wunderschönen Garten vorbei, es kamen sogar Besucher aus Goch und aus Xanten, um den Abend mitzuerleben.

Der nächste Termin zum „Tag der offenen Gartenpforte“ bei Familie Stefanowski ist der 15. Oktober.

Weitere Gärten bietet die Initiative „Offene Gartenpforte Rheinland“ von der Stiftung Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur an unter: www.offene-gartenpforte-rheinland.de

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