Maßeinheiten aus alten Zeiten im Bislicher Heimatmuseum

Wesel (sz) Kaum vorstellbar, wie die Hanse überhaupt Handel treiben konnte, wie ein internationaler Warenfluss in früheren Jahrhunderten möglich war. Jedes Land, in Deutschland sogar jedes Fürstentum, hatte eigene Gewichte und Maßeinheiten.

Dirk Schmitz vom Fusternberg liebt und sammelt Waagen. Er hat einen Blick für ihre Schönheit. Foto: Hermann

Dirk Schmitz vom Fusternberg weiß genau, wie das funktioniert hat. Er sammelt nämlich Waagen. Und Gewichte und Ellen, Messgefäße. Heute, da ist alles genormt, und zwar weltweit. Wie langweilig. Da waren die früheren Zeiten deutlich bunter. Wie bunt, das zeigt bis zum 27. September die Sammlung von Dirk Schmitz im Bislicher Heimatmuseum.

So wog ein Cölner Pfund exakt 467,711 Gramm, es war in 32 Loth unterteilt. Ach ja, ein Wiener Pfund, gültig in der gesamten K.-u.-k.-Monarchie, wog 560 Gramm und in Sachsen gab es gleichzeitig ein Pfund Kramergewicht (467,5 Gramm) und ein Pfund Fleischergewicht (503,8 Gramm).

Dirk Schmitz guckt auf die regionalen Eigenheiten, H Janssen Eichmeister Wesel ist auf einem Gewicht zu lesen, das sich zumindest soweit datieren lässt: Es muss vor 1911 hergestellt worden sein. Eine Vitrine zeigt ausschließlich Berliner Gewichte, „in der Art werden Sie das in keinem Berliner Museum finden“, sagt Schmitz. Sammlerstolz pur. Jedes dieser Gewichte zeigt den Berliner Bären und ist aus der Zeit vor 1816. Ein Rathaus-Gewicht der Hansestadt Riga von 1786 gehört ebenfalls zur Sammlung.

Wie viele Exponate der 76-Jährige in den vergangenen Jahrzehnten zusammengetragen hat, kann er nicht sagen. Bis zum September zeigt er seine schönsten Schätze im Bislicher Heimatmuseum. Die Messtechniken der Geschichte sind eine komplizierte Materie, doch Schmitz weiß auf fast alle Fragen eine Antwort. Bislichs Museumsleiter Peter von Bein teilt die Begeisterung des Sammlers. „Das ist einfach eine fantastische Sammlung, und sie kommt aus Wesel“, sagt er.

Dirk Schmitz kam 1972 im Urlaub auf den Geschmack. Mit Ehefrau Hanne war er an der Ostsee, und die Ferienwohnung schmückte eine Reihe von Gewichten. „Der Vermieter war Kerzendesigner für eine Hamburger Fabrik und hat die Gewichte als Modelle für seine Kerzen benutzt“, erklärt Dirk Schmitz. Eine Leidenschaft war geboren. Und Sammler sind immer auch Jäger.