Neues Mehrzweckboot macht Bislichs Löschzug stolz

Mit einem 100 PS-Motor erreicht das eilige Boot stromaufwärts 45 km/h. Es ist in weniger als zehn Minuten startklar.

RP-Bericht vom 10.07.2013 von Tobias Harmeling

Am Montagabend wurde dem Bislicher Löschzug, der mit 57 freiwilligen Feuerwehrmännern und Frauen einer der stärksten Wesels ist, ein neues Mehrzweckboot übergeben. Die gesamte Mannschaft traf sich zunächst im Gerätehaus in Bislich, um dann gemeinsam in großer Kolonne zum Nato-Brückenkopf zu fahren. Dort sollte die Errungenschaft erst gesegnet und dann zu Wasser gelassen werden. Als alle am Ufer des Rheins um das neue Boot versammelt waren, nahm Pastor Stefan Sühling mit die Segnung vor.

Er verglich die Eigenschaften des Rheins mit denen des Sees Genezareth: "So wie Jesus half den See Genezareth zu besänftigen, soll auch dieses Boot helfen, die Tücken des Rheins zu bewältigen." Mit Wasser aus dem Rhein segnete er nun das Boot und auch die gesamte Mannschaft. Danach wurde das Boot dem Löschzugführer Peter Hußmann und damit stellvertretend der gesamten Feuerwehr Bislich überreicht. "Ich wünsche allzeit gute Fahrt und danke der ganzen Mannschaft dafür, diese große Verantwortung auf sich zu nehmen", verkündete Thomas Verbeet, Leiter der Feuerwehr Wesel.

Ein eingespieltes Team machte nun das Boot in weniger als zehn Minuten startklar und ließ es zu Wasser, wobei viel Geschick und Übung erforderlich ist.

Nun konnte endlich gezeigt werden, was in dem Boot steckt. Mit einem 100 PS-Motor erreicht es stromaufwärts circa 45 km/h. "Durch drei Luftkammern im Boot erreichen wir einen optimalen Auftrieb, mit nur 30 cm Tiefgang. Es liegt extrem sicher im Wasser und ist eigentlich unsinkbar, doch das hat man auch schon von anderen Schiffen behauptet", schmunzelt Dieter Vorholt und spielt auf die Titanic an. Zusammen mit Peter Hußmann hat er die gesamte Planung für das Boot übernommen, welches nach Abstimmung und individuellen Wünschen in etwa vier Monaten in Bayern gebaut wurde. Das alte Boot von 1988 aus Plastik war nicht mehr wirklich rheintauglich und auch schon sehr ramponiert.

Mit neuem Gerät aus Alu ist jetzt wieder 365 Tage im Jahr und 24 Stunden täglich Sicherheit in und um den Rhein gewährleistet. Mit dem Löschboot kombiniert, das im Weseler Hafen liegt, können beispielsweise brennende Passagierschiffe gelöscht und durch das Mehrzweckboot schnell und sicher evakuiert werden.

Feuerwehr für Einsätze auf dem Rhein gerüstet

NRZ-Bericht vom 10.07.2013 von Margret Brüring

Bestens aufeinander abgestimmt ist jetzt das Einsatzkonzept für den Rhein und die Baggerseen, das die Weseler Feuerwehr erarbeitet hat. Dazu wurde beim Löschzug Bislich das neue Mehrzweckboot in Betrieb genommen.

Zusammen mit dem Feuerlöschboot und dem Rescue (Rettungs)-Jet, der in Ginderich stationiert ist, sowie der Logistikunterstützung an Land ist die Wasserrettung komplett. „Das Feuerlöschboot allein reicht für die unterschiedlichen Einsätze auf dem Wasser nicht aus“, betonte Thomas Verbeet, Leiter der Weseler Feuerwehr. Die Anforderungen auf dem Rhein, aber auch auf den Baggerseen in Wesel haben sich im Laufe der vergangenen Jahre deutlich verändert, ergänzte Dieter Vorholt, der bei der Wehr für die Ausbildung der Bootsbesatzung verantwortlich ist. Darüber hinaus stammt das alte Mehrzweckboot aus dem Jahr 1988 und ist einsatz- und altersbedingt stark beansprucht worden.

Testfahrt auf dem Bodensee
Das neue, rheintaugliche Boot ist ganz nach den Bedürfnissen der Weseler Wehr gebaut worden, berichtete Vorholt. Den Zuschlag nach der Ausschreibung hatte eine Firma aus Kellmünz an der Iller bekommen. Nach vier Monaten Bauzeit holten die Weseler das Mehrzweckboot im Februar vor Ort ab und testete es gleich auf dem Bodensee. Es folgte eine grundlegende Einweisung und Ausbildung für die Feuerwehrleute der Hauptwache und den Löschzug Bislich.

Mit der 100 PS starken Motorisierung erreicht das Boot auf dem Rhein gegen die Strömung etwa 45 km/h, erläuterte Dieter Vorholt. Der Boden besteht aus drei Luftkammern, die für einen optimalen Auftrieb sorgen und so ein Sinken fast unmöglich machen. Wichtig sei außerdem, dass das Mehrzweckboot durch permanentes Echolot auch in Uferbereichen und flacheren Gebieten einsetzbar sei. „Gerade am Rheinufer oder auch bei den Baggerseen ist das ganz entscheidend. Außerdem können wir bei einer Vermissten-Suche über die Bugklappe auch einen Taucher gefahrlos ins Wasser bringen“, schilderte Vorholt.

Bis zu zwölf Personen können mit der Weseler Neuerwerbung - Kosten rund 72 000 Euro - gerettet werden. Über eine bis zur Wasseroberfläche absenkbare Bugklappe kann das Boot gefahrlos und schnell betreten und verlassen werden. „Auf diese Weise können wir bei Evakuierungen von Schiffen rasch und effektiv handeln“, stellte Thomas Verbeet zufrieden fest. Brände auf zwei Passagierschiffen mit einer umfangreichen Rettung der Fahrgäste auf dem Rhein bei Düsseldorf und Krefeld im vergangenen Jahr hatten letztlich auch in Wesel die Entscheidung zum Kauf des rheintauglichen Mehrzweckbootes befördert.

Segen von Pfarrer Sühling
Die Baggerseen in Bislich und Diersfordt gaben den Ausschlag für die Stationierung des neuen Wasserfahrzeuges beim Löschzug in Bislich, erklärt der Leiter der Feuerwehr. Die Freiwilligen um Löschzugführer Peter Hußmann kennen sich bestens aus und wissen, wo welche Verbindungen zwischen den Auskiesungsflächen bestehen, so Verbeet. Er übergab am Montagabend in Bislich offiziell den Schlüssel an den Löschzug, und nach der Segnung durch Pfarrer Stefan Sühling ging’s für eine kurze Fahrt auf den Rhein.

Allein auf dem Rhein ist die Weseler Feuerwehr für 34,7 Stromkilometer auf der rechten und elf Kilometer auf der linken Rheinseite zuständig. Für diesen Flussabschnitt wie für die entstandenen und noch entstehenden Baggerseen ist die Stadt nach dem Gesetz verpflichtet, eine leistungsfähige Feuerwehr vorzuhalten. Hinzu kommen die Flächen der Baggerseen. Neben der Rettung von Personen kann vom Mehrzweckboot aus auch gelöscht werden. Das Gefährt wird per Tandem-Trailer zur Einsatzstelle transportiert.

 

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