NRZ Bericht vom 06.10.2010

Ein Vorzeigestück Niederrhein
Niederrhein, 05.10.2010, Anja Hasenjürgen

In Wesel-Bislich entsteht die "Naturarena" der Nabu. Hier können Kinder erleben, was früher selbstverständlich war. Natur

Wesel.  Die Blätter der alten Kastanienbäume wiegen sich im Herbstwind, ein Rudel Wildgänse kreuzt am blauen Himmel, es ist grün und es riecht erdig. Kein Wunder, dass hier, in Wesel-Bislich, das Vorzeigestück Niederrhein entsteht: die Naturarena des Nabu im Kreis Wesel.
Eine Naturarena - das ist eine „ökologische Demonstrationsfläche“, so der Nabu. Auf 7200 Quadratmetern entstehen eine ganze Reihe Biotope: fünf Teiche, ein Bachlauf, eine Feuchtwiese, ein Beerenobstgartebn, eine Streuobstwiese, ein Naturgarten und Trockenhügel. Auch der Weißling, der über die Baustelle flattert soll reichlich Gesellschaft bekommen: ein Schmetterlingsgarten soll Tagpfauenauge, Bläuling und Co scharenweise anlocken - mit Wildpflanzen, die früher überall zu finden waren und heute gepflegten Rasenflächen und Kästengeranien Platz machen müssen: Heidenelken, Wiesensalbei, Wilde Karde oder Himmelsschlüssel. „Wo gibt es denn heute noch Wiesen mit Himmelsschlüsseln?“ fragt Johannes Schürmann. Der 63-Jährige ist Mitglied des Vereins „Der Naturgarten“, der den Schmetterlingsgarten betreut. Wie ein Schmetterling soll der Garten geformt sein, erzählt er, der Körper soll den Gang für die Besucher darstellen, die Flügel werden durch Trockenmauern leicht angehoben. Wer sich fürs Thema interessiert oder einfach helfen möchte, kann sich bei einer „Mitmachbaustelle“ (siehe Kasten) einfinden.
Früher stand hier
ein Bauernhof
Seit zwei Jahren arbeiten die Naturfreunde schon an dem Projekt, sind vor allem auf Spenden und freiwillige Helfer angewiesen. Die Beerenpflanzen, erläutert Johannes Schürmann, wurden gespendet, der Bagger kostenlos ausgeliehen, überhaupt wurde das Gelände kostengünstig und langfristig gepachtet, der Turm, der auf dem Gelände eben keine Hochspannungsleitungen mehr trägt, darf künftig als Falkenhorst und Unterstand für Geräte dienen. Schürmann ist gebürtiger Bislicher. „In meiner Kindheit war hier ein Bauernhof“, erinnert er sich. Das Gebäude brannte ab, wurde nicht mehr aufgebaut. Nun sollen Kinder an derselben Stelle erleben können, was für die Kinder seiner Generation selbstverständlich war: Natur.
Die Menschen, auch auf dem Land, haben sich der Natur entfremdet, Kinder kennen eher das Besondere, Exotische als das Normale, erzählt Schürmann. An der Weseler Mühlenwegschule betreut er mit einer Schülergruppe einen Garten und erzählt, mit welcher Freude die Kinder Kartoffeln gesucht und anschließend gebacken haben. Weil das eben nicht mehr selbstverständlich ist.
In der Naturarena sollen Kinder - und natürlich auch Erwachsene - Beeren pflücken können, an Zauber- und Heilkräutern schnuppern, Körbe flechten, Obst ernten, Äpfel pressen. Ein Pavillon soll dabei als Unterstand dienen. Wann die Arena fertiggstellt ist und wie die Öffnungszeiten gestaltet werden, das steht noch nicht fest. Sicher ist aber: Der Niederrhein zeigt sich hier von seiner schönsten Seite.

 

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