NRZ Bericht vom 07.04.2012

Die erste Weseler Esel-Trekking-Tour am Sonntag, 15. April, startet am Dorfplatz in Bislich und führt weiter über den Deich zum Neuhollandshof der Familie Clostermann.

 

Die Entdeckung der Langsamkeit

Petra Herzog

Wesel.Im Mittelalter, da ist sich Frank Noppert sicher, hatten die Menschen keine Zeitprobleme. Als dann 1880 die erste Kutsche ohne Pferde rollte, stieg der Stresspegel schon leicht an, und jetzt, wo sogar das erste Elektroauto über die Straßen kurvt, ist der Stressfaktor am größten. Der Niederländer möchte den Menschen ein Stück Ruhe und damit ein Stück Langsamkeit zurückgeben und bietet deshalb geführte Eselwanderungen an.

Von wegen störrisch -Grautiere sind vorsichtig
Socrates und Arminius werden die Wanderer am 15. April rund um Bislich begleiten (siehe Box unten) und zeigen, dass es auch gemächlich geht. „Entdecke die Ruhe!“ lautet passenderweise das Motto der Trekking-Tour, zu der der Weseler Verkehrsverein nach einer Anfrage des Eselbauern aus Goch gekommen ist. Er hatte auf der niederländischen Internet-Seite gegoogelt und herausgefunden, dass der „Burgemeester van Wesel“ den „Burgemeester van Bonn“ um Längen schlägt. Zehnmal bekannter soll der Weseler Bürgermeister vermutlich durch das Esel-Echo sein, auch wenn der Bürgermeister mit Ulrike Westkamp nun ja schon seit Jahren eine Bürgermeisterin ist.
Da dachte sich der Wahl-Gocher aus den Niederlanden, dass angesichts der vielen bunten Plastikesel, die mittlerweile die Kreisstadt bevölkern, solch eine Eselwanderung doch prima passen würde. Die Mitarbeiter von Stadtinformation und -marketing fanden das auch und wollen nun einfach mal ausprobieren, wie die Tour mit den Grautieren ankommt.
Mit einem Vorurteil räumt Frank Noppert gleich von vornherein auf. „Esel sind nicht störrisch“, sagt er, „sie sind nur vorsichtig.“ Bevor sie einen Schritt zu viel machen, peilen sie erst einmal die Lage und schauen, ob alles seine Richtigkeit hat und nicht etwa - wie in ihrer Heimat - ein steiler Abhang droht.
Esel haben die Ruhe weg, verbreiten Gelassenheit, die sich auf die Begleiter überträgt. Wer den Esel führt, sollte zunächst einmal eine Beziehung zu Socrates (18) oder Arminius (8) aufbauen. Streicheln und sie beim Namen nennen gehört einfach dazu.
Ein ganz besonderer Teegenuss
Dabei laufen Esel stets ihr eigenes Tempo. Ziehen und zerren bringt gar nichts, der Mensch muss sich dem Grautier anpassen. Nach kurzer Zeit funktioniert das in der Regel bestens, weiß der 52-jährige Eselbesitzer, der seit zwei Jahren mit den Tieren arbeitet und den Teilnehmern der Tour auch einiges an Eselogie und Landschaftskunde vermitteln wird. Mit Bislich hat er sich deshalb verstärkt beschäftigt, mit der Geschichte und dem Storchennest an der Kirchenwoy, der Natur und anderem mehr.

Bei der Rast, die auf dem schönen Gelände der Familie Clostermann direkt an der Kräuterspirale stattfinden wird, können alle das Ambiente genießen, sich ein bisschen ausruhen oder bei einem Hofrundgang dabei sein.
Im dazugehörigen Teehaus werden sie dann vielleicht auch die Packung mit dem Konterfei eines Grautiers entdecken. „Teegenuss für schuftende Esel“ steht darauf, und drin ist ein Bio-Tee zum Aufbauen und Genießen. Wer die schuftenden Esel sind? Diese Frage wird nach der Runde mit Socrates und Arminius wohl jeder für sich beantworten können.

WISSENSWERTES
Info: Die erste Weseler Esel-Trekking-Tour am Sonntag, 15. April, startet am Dorfplatz in Bislich und führt weiter über den Deich zum Neuhollandshof der Familie Clostermann. Dort gibt es eine Suppe und Brot von Thea Clostermann sowie Äpfel als Wegzehrung. Nach der Stärkung geht es zurück zum Ausgangspunkt. Die Strecke ist etwa sieben Kilometer lang, die Gesamttour dauert ungefähr vier Stunden. Erwachsene zahlen 30 Euro, Kinder bis 16 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen 18 Euro. Familienermäßigung ist für zwei Erwachsene und zwei Kinder bis 16 Jahren möglich, wobei erst Kinder ab fünf Jahren teilnehmen dürfen. Anmeldungen bei der Stadtinformation Wesel (Weseler Verkehrsverein), Großer Markt 11, 0281/24498, E-Mail VerkehrsvereinWesel@t-online.de. Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 25 Personen.

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