NRZ-Bürgerbarometer - Bislich schneidet am besten ab

Ein Kompliment an Wesel, Bericht vom 11.03.2013 von Susanne Zimmermann

Wesel ist zum Wohnen eine gute Adresse. Das ergab die Umfrage unter 500 Weselerinnen und Weselern. Wo die Menschen am zufriedensten sind, lesen Sie hier.

Leben Sie gerne in Wesel? Diese Frage haben wir im Rahmen des Bürgerbarometers 500 zufällig per Computer ausgewählten Weselern und Weselerinnen am Telefon gestellt - wie zuletzt im Jahr 2010. Und offenbar haben die Menschen heute ihre Stadt noch fester in Herz geschlossen, als knapp drei Jahre zuvor. Bei einer Notenskala von eins bis fünf gab es 2010 eine 2,40 für Wesel - in Schulnoten nennt man so etwas wohl ein befriedigend. 2013 schrieben die Befragten ihrer Stadt eine 1,76 ins Klassenbuch, ein glattes „gut“ also.

83 Prozent der Befragten gaben an, gerne oder sogar sehr gerne in Wesel zu leben, nur wenige mögen die Stadt nicht so sehr (5 Prozent).

Nach den repräsentativen Ergebnissen des Bürgerbarometers sind Bislicher die zufriedensten Menschen der Stadt. Die Hälfte der Befragten im Dorf am Deich gab an, sehr gerne in Wesel zu leben, weitere 45 Prozent leben gern hier: kein Zaudern, kein „weiß nicht“.

Und das, obwohl es im Dorf kein richtiges Lebensmittelgeschäft gibt. Doris John (66) ist zugezogen und fühlt sich pudelwohl. „Ich kaufe in Flüren ein,“ sagt die siebenfache Großmutter, die gerade einen Enkel am Kindergarten aufliest. Mit der Weseler City hat sie kaum etwas zu tun. „Wir sind vor acht Jahren hergekommen und sehr nett aufgenommen worden“, erklärt John - ins Dorf, in die Frauengruppe, den Sparclub und den Schützenverein. So ist das in Bislich.

Aktive Nachbarschaft
Und dieser Tage eint alle Bewohner ein Hobby: Störche gucken. Gleich hinterm Kindergarten brütet wieder ein Paar, Doris John zeigt es gern. „Die hatten letztes Jahr drei Küken. Das war so schön...“

„Die klappern tatsächlich“, berichtet Corinna Scholten (37), als sie ihre Mariella (6) vom Kindergarten holt und einen Blick auf das Nest wirft, wie jeden Tag. Sie ist in Bislich aufgewachsen und liebt ihr Dorf. „Jeder kennt hier jeden“, sagt sie - und die Jugend fühle sich in den Vereinen wohl. Das Nötigste bekomme man in der Bäckerei und bei der Raiffeisengenossenschaft. „Wir leben, wo andere Leute Urlaub machen,“ ergänzt eine Frau, die wegen des festen Sozialgefüges und der aktiven Nachbarschaft das Leben in Bislich schätzt. „Die Störche sind ein Gemeinschaftsprojekt“, sagt sie. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. Klar, diese Nähe habe auch Nachteile, „jeder weiß alles über jeden“. Doch es überwiegt das Lob. Auch Martin Bethge (74) ist von Bislich angetan, obwohl er grad zufällig da ist. Bei Pooth hatte sich der „Alte Kreis Rotbuntzüchter“ getroffen und über verdorbenen Futtermais diskutiert. „Die Vereine machen den Charakter Bislichs aus“, ist Bethge überzeugt. Wohnte er nicht schon wunderschön, „würde ich zu Bislich nicht Nein sagen...“

Lackhausener hatten beim NRZ-Bürgerbarometer eher durchwachsene Noten verteilt. Als wir die Menschen am Konrad-Duden-Platz ansprechen, zeigen sie sich dagegen zufrieden: „In Lackhausen ist es durch die Ansiedlung von Komp viel besser geworden“, meint Christa Nagel (52), die zum Einkaufen in den Stadtteil kommt. „Außerdem hat man von hier eine tolle Anbindung an die Autobahn“ - sie mag den Stadtteil.

Viel besser als früher
Fabienne (14) findet Lackhausen „sehr toll“ - die Jugendlichen treffen sich am Denkmal und freuen sich bereits auf das Maifest bei den Schützen. Und klar: Dickes Lob für den Supermarkt. Für den Flürener Michael Bornemann (44) geht es Lackhausen heute besser als früher. „Da gab es hier fast nichts“, sagt er und lobt das Geschäft, die Apotheke und das Ärztehaus. Er muss es wissen, denn er ist in Lackhausen aufgewachsen. Heute lebt er gern in Flüren, mag die Natur und schätzt das Angebot am Marktplatz. Dann fällt ihm ein - da gab es doch etwas in Lackhausen, das er heute vermisst: „Es fehlt eine Dorfkneipe. Früher gab es hier Hüser.“ Da traf man sich, feierte seine Hochzeit oder lud dorthin zum Beerdigungskaffee. Nadine Kolbe (33) hat viel Lob für ihr Viertel. Bloß eine Post, „das wäre schön. Ich muss für ein Paket in die Weseler City und habe kein Auto...“
Vergleich mit anderen Städten

Bei den Bürgerbarometern, die die WAZ-Mediengruppe zuletzt durchführte, liegen Moers, Duisburg und Warstein hinter Wesel, mit den Bewertungen 1,94, 2,09 und 2,16. Ein wenig besser sieht es in Dinslaken (1,72), Kamp-Lintfort (1,71), Voerde (1,71), Essen (1,68), Emmerich (1,64), Rheinberg (1,57), Kleve (1,5) sowie in Oberhausen und Düsseldorf aus. Die beiden Städte wurden bei 1,45 eingestuft.

 

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