Plattdeutsch in Bislich

Wenn Bislikse "chinesisch äten gehn". Beim Plattdeutschen Abend in Bislich gab's wieder reichlich zu lachen.

RP-Bericht vom 12.10.2015 von Michael Elsing

Schon eine Stunde, bevor sich der erste Vorhang auf der Bühne öffnete, war der Saal der Gaststätte Pooth komplett gefüllt. Die Bislicher lieben halt ihren "Plattdeutschen Abend", bei dem die Mundart-Gruppe des Dorfes wieder ein unterhaltsames Programm auf die Beine gestellt hatte. Und zwar in der "Modersprook", wie Norbert Nakath es zu Beginn in einem Gedicht zum Besten gab. Nakath war zum ersten Mal mit von der Partie und lieferte gemeinsam mit Ursula Bruns gleich ein Highlight des Abends.

In bester Loriot-Manier, nur eben im plattdeutschen Dialekt, konnte sich das Ehepaar nicht darauf einigen, ob und welche Pizza denn nun bestellt werden sollte. Da liefen dem einen oder anderen Besucher die Tränen vor Lachen über die Wangen.

Nicht weniger amüsant war der Auftritt von Klaus Grootens, der als ewiger "Jonggesell ne Frau sükkt", aber nicht weiß, wie er das weibliche Geschlecht ansprechen soll. Tagein, tagaus, besucht er die Kneipe des Ortes, bis plötzlich genau dort seine "Traumfrau" (Karola Batzke) auftaucht. Vom Wirt (Willi Kock) animiert, ringt er sich am dritten Tag ihres Erscheinens endlich dazu durch, nachdem sie gerade von der Toilette der Gaststätte an ihren Tisch zurückgekehrt ist. Sein "Wors do kacken?" ging allerdings im schallenden Gelächter der rund 200 Besucher unter. Ebenfalls sehr lustig waren die beiden Schwestern Ilse Kühnen und Luise Kresken, die sich zum "Ahle Belder kieken" verabredet hatten und dabei manche Anekdote aus ihrer Vergangenheit hervorkramten.

Oder aber der Besuch von Stefan Lamers und Irmgard Kubasch in einem chinesischen Restaurant. Mit den dortigen Gepflogenheiten war das Duo doch reichlich überfordert. Die gereichten Stäbchen kommentierte Lamers wie folgt: "Wat ist dat dann? Brengs do ons glick ock noch en Trommel?" Und dann war da noch Inge Lange, die unter dem Beschluss der Regierung, verheiratete Frauen, die auch nach fünf Jahren noch kein Kind geboren haben, einen Regierungsbeamten geschickt bekommen, der dann für Abhilfe sorgen soll, zu leiden hatte. Doch statt des Beamten steht plötzlich ein Fotograf (Hugo Lemken) vor der Tür, der sich lediglich in der Hausnummer geirrt hat. Die folgende Unterhaltung zwischen den beiden sorgte für jede Menge Lacher.

Gelacht wurde ohnehin reichlich an diesem Abend, den auch Heinz Bienen-Scholt, Agnes Giesen, Bernhard Nakath, Berni Droste, Bernhard Terlinden sowie Moderator Heiner Nunnendorf mitgestalteten. Während die Bühne zwischen den Sketchen immer wieder liebevoll umgestaltet wurde, sorgten die Niederrheinmusikanten für Unterhaltung.

Und weil der Plattdeutsche Abend in Bislich so beliebt ist, gab's gestern noch den zweiten Auftritt der Mundart-Gruppe im erneut gut gefüllten Saal bei Pooth. "Van alles wat ob Bisliks Platt" - das funktioniert im Deichdorf eben ganz hervorragend.
 

 

Platt ist noch am Leben

Und das Interesse an der Pflege der alten Sprache ungebrochen, wie die gut besuchten Veranstaltungen in Bislich zeigten

NRZ-Bericht vom 12.10.2015 von Lena Semrok

Plattdeutsch – eine Sprache, die vom Aussterben bedroht ist? „Sterft ons Platt üt?“: Diese Frage stellte Heinz Bienen-Scholt in einem Vortrag auf den plattdeutschen Abenden in Bislich. Am Freitag und am Sonntag trafen sich begeisterte Platt-Sprecher in der Gaststätte Pooth und hatten dabei vor allem ein Ziel: zu verhindern, dass plattdeutsch ausstirbt.

Immer weniger, vor allem junge Menschen, lernen noch die Sprache ihrer Groß- und Urgroßeltern. Damit die Sprache weiterhin erhalten bleibt, gibt es seit Jahren plattdeutsche Abende. In Bislich kommen sie sehr gut an: Rund 300 Gäste kamen dieses Jahr zu den beiden Terminen. Früher gab es immer nur einen plattdeutschen Abend – da das Interesse aber immer größer wurde, sind es mittlerweile zwei Termine geworden.

Damit ist die Frage von Heinz Bienen-Scholt beantwortet: Zumindest aktuell stirbt plattdeutsch nicht aus. Es gebe aber viele Wörter, die die Platt-Sprecher heutzutage schon nicht mehr kennen – auch, weil sich der gesamte Alltag der Menschen in Bislich verändert habe. Als Beispiel nannte Bienen-Scholt, dass 1966 noch 156 Bislicher mindestens eine Milchkuh Zuhause hatten.

Nach der Ansprache wurde es dann richtig lustig: Elf Sketche und ein Gedicht trugen die Platt-Sprecher vor. Ursula Bruns und Agnes Giesen brachten mit ihrem Sketch „Das Traumhaus“ das Publikum zum Lachen.

Es sollte eine geerbte „Brochbode“ verkauft werden: Im Keller stehe das Wasser, im Dach sei ein Loch und in einem Raum liege ein umgefallener Baum. Diese Mängel wurden von der erfahrenen Maklerin kurzerhand zu Luxusobjekten: Das Wasser zu einem Schwimmbad, das Loch im Dach zu einer Zusatzdusche im Obergeschoss und der umgefallene Baum zu einem Innen- und Außenkamin.

Die Maklerin las die Anzeige für das Traumhaus noch einmal laut vor, mittendrin stand die Kundin auf und ging weg – sie wollte ihr tolles Haus dann doch selbst behalten: „Se globen doch nit, dat ik son fein Hüs verkoope!“

In einem Sketch von Ilse Kühnen und Luise Kresken ging es um „Ahle Belder kieken“ – die beiden Freundinnen trafen sich und sprachen über die Vergangenheit. Sie kamen auf „Hüsgeborten“ zu sprechen: Der Doktor fragte den Ehemann nach einer Zange. Als er dann noch Hammer und Meißel wollte, war der Mann schon sehr verwirrt und hatte Angst um seine gebärende Frau. Doch die war unbegründet: Der Arzt bekam einfach seine Tasche nicht auf.

Klaus Grootens fragte in einem Sketch nach dem „Levensend met drei Buchstaven“ und sorgte mit seiner Antwort für Lacher im Publikum: „Ik wes et: Ehe“. Rund drei Stunden buntes Programm gab es von den Platt-Sprechern.

Zwischendurch spielten die NiederRhein Musikanten aus Bislich für die Besucher. Gemeinsam musiziert wurde auch – selbstverständlich auf plattdeutsch: Zur Melodie von Beethovens neunter Sinfonie „Freude schöner Götterfunken“ wurden Zeilen wie „freu dej öwer jede Stond, die duo lews op döse Welt“ gesungen.

 

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