rp-aktion WESEL 2022

Bislich will pfiffiges, grünes Ortsbild

Wo stehen wir, wo wollen wir hin? In der Reihe „Wesel 2022“ diskutierten gut 50 Bislicher beim RP-Bürgerpodium mit Vereinsspitzen, den Triebfedern der dörflichen Entwicklung. Das Straßenbild soll sich ändern, außerdem Ansiedlungsraum für kleine Handwerksbetriebe geschaffen werden.

VON FRITZ SCHUBERT

wesel „Meine Güte, ist das idyllisch, richtig schön“, sagte ein Gast aus Düsseldorf am Donnerstagabend. Und da hatte er gerade mal das Museumsensemble gesehen. Die Bislicher wissen, wie traumhaft ihr Heimatdorf mit seiner exponierten Deichlage wirkt. Schließlich haben sie viel dafür getan, Gewachsenes zu erhalten und Neues zu entwickeln. Das neue, zukünftige Bislich stand im Mittelpunkt des munteren RP-Bürgerpodiums in der Reihe „Wesel 2022“. Gut 50 engagierte und gut informierte Bislicher kamen am Donnerstag zu der lockeren Runde mit Klaus Droste (Heimatverein), Gerd Hakvoort (Dorfentwicklung), Werner Reichardt (Marketing), Gerd Droste (Schützengemeinschaft), Tobias Engels (Sportverein) und Heinz Overkamp (Blasorchester) sowie RP-Mitarbeiter Michael Elsing als Moderator.

Erste wesentliche Wünsche aus dem von allen Bislichern getragenen Dorfentwicklungsprozess sind umgesetzt beziehungsweise auf der Zielgeraden: Erhalt der Grundschule, Umbau von Museum und Fährkopf, Sichtschneisen an den Seen, neuer Sportplatz. Auch beim Badestrand am Ellerdonksee komme man weiter, sagte Klaus Droste, während es beim Verkehrskonzept und Tourismus hake. In beiden Sparten geht es ums Hauptanliegen: Bislich attraktiv machen, damit junge Familien das Kleinod entdecken und seine Zukunft sichern.

Beispiel Verkehr: Werner Reichardt hält das Vorfahrtsrecht auf der Mühlenfeldstraße für nicht klar geregelt und die Beschilderung zur (Nicht-)Befahrbarkeit des Deichs für nicht ausreichend. Dem Drögenkamp fehle ein „Dorfeingangstor“, damit Besucher nicht einfach so reinrauschen. Die Mankos decken sich mit Vorstellungen, die Gerd Hakvoort erläuterte: Das Ortsbild müsse pfiffig und einheitlich durchgrünt, mit Buchten und Bäumen das Tempo reduziert werden. In Alleen, so klagte er, müssten gefällte Bäume ersetzt werden. Ein Kernthema war die Dorfstraße. Hier warb Hakvoort, Hochborde zu entfernen und eine ebene Fläche zu gestalten. 50 Zentimeter breite Bürgersteige seien für Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen nicht zu benutzen.

Beispiel Tourismus: Ideen für Wohnen am und auf dem Wasser - Seen sind ja genug da - scheitern bislang an Genehmigungen. Wie stark der Gästeandrang in dieser Saison war, schilderte eine Besucherin, die „eine zweite Fähre“ anregte.

Beispiel Arbeitsplätze: Hans-Werner Schlierf wünscht sich Ansiedlungsmöglichkeiten für kleine Handwerksbetriebe.

RP-Mitarbeiter Michael Elsing (von links) moderierte die lockere Runde. Gerd Hakvoort (Dorfentwicklung), Tobias Engels (Sportverein), Klaus Droste (Heimatverein), Werner Reichardt (Marketing), Gerd Droste (Schützengemeinschaft) und Heinz Overkamp (Blasorchester) bildeten das Podium. rp-fotos (2): jürgen bosmann

Gleichklang mit Rathaus, „weil es hier kein Gegeneinander gibt“

wesel (fws) Der Blick nach vorn fürs Deichdorf interessierte auch Verwaltung und Politik. Beigeordneter Dirk Haarmann vertrat mit Norbert Terfurth und Gottfried Brandenburg die Stadt beim RP-Podium. Letzterer hatte für Tobias Engels gleich einen Plan mit Vorschlägen für die Sportplatzplanung (RP berichte mehrfach) dabei. Die Vorbereitung der Offenlage ist auf einem guten Weg.

Haarmann sah übrigens Rathaus und Dorf „im Gleichklang“, weil viele Interessen identisch seien und „weil es hier kein Gegeneinander gibt“. Kritiken, es müsse mehr für Bislich getan werden, hielt er entgegen, die fließenden Mittel mal zusammenzuzählen. Allein 650 000 Euro stehen für den Sportplatz im Etat. Bekanntlich soll 2013 der Umzug von der Dorfmitte an den Feldwicker Weg gelingen, was auch ein Filetstück Fläche in Bislich freimacht.

Apropos Sport: Burkhard Kochale kündigte beim RP-Bürgerpodium an, dass der TC Bislich den Grundschülern für den Nachmittag kostenlosen Tennisunterricht anbieten wird.

Aufmerksame Gäste aus der Politik waren von der CDU Ulrich Richartz (selbst Bislicher) und Jürgen Lantermann, von den Grünen Ulrich Gorris und von der FDP Volker Burger. Auch SPD-Landtagsabgeordneter Norbert Meesters, der sich wegen eines anderen Termins erst hatte entschuldigen lassen, stieß später noch hinzu.

Diskutiert wurde unter anderem die heutige Rolle der Heimatvereine. Sie hätten vor 37 Jahren die durch Eingemeindung verlorenen Gemeinderäte ersetzt, meinte Landwirt Franz-Wilhelm Peters. Auch in der fusionierenden Kirche werde es bald Ortsausschüsse geben.

Klaus Droste als Vorsitzender des Heimatvereins wünschte sich eine bessere Zusammenarbeit mit der Politik. Richartz indes erläuterte, dass die örtlichen Politiker eben auch vieles „im Hintergrund“ regeln und „da, wo es geht, Impulse geben“. Burger machte das Angebot: „Kommen Sie in die Fraktionen und verlangen Sie Anträge.“ Darauf Klaus Droste: „Kommen Sie zu unseren Versammlungen, dann wissen Sie, worum es uns geht.“

Wörtlich

„Es gibt immer mehr Mais. Manchmal fährt man mit dem Rad durch einen regelrechten Mais-Canyon.“

Gerd Hakvoort

„Mein Nachbar hat Mais als Ersatz für das Getreide angebaut, das ihm die Gänse weggefressen haben.“

Franz-Wilhelm Peters

„Das Rheinvorland steht unter Schutz. Aber erst fressen die Gänse die Äcker leer, dann gehen sie ins Vorland.“

Martin Gimken

„Wir brauchen mehr Wege durch die Naturschutzgebiete. Es kann nicht sein, dass wir hier nicht mehr spazieren gehen können, weil sich die Gänse breitmachen.“

Burkhard Kochale

„In den Schulen wird immer weniger gesungen. Dabei ist Gesang wichtig für die Entwicklung der Kinder.“

Edmund Ramms

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