RP Bericht vom 20.05.2011

Wesel

Das Aus des NFN
VON THOMAS HESSE

Wesel (RP) Ludger Hovest (SPD) will vom Seenverbund retten, was zu retten ist. Das bedeutet: Abschied von großen Tourismus-Träumen, Konzentration auf das "Kerngebiet Bislich", Abspecken der teuren Geschäftsführer-Ebene.
 
Rees ist draußen, Hamminkeln will nicht mehr. Ohne die beiden Gesellschafter fehlt NFN – Natur-Freizeitverbund, bekannt auch als Seenverbund – die Basis für großflächige Freizeit- und Tourismus-Entwicklung zwischen Bislich und Rees. Nach der Gesellschafterversammlung am Mittwoch (RP berichtete) steht fest: NFN steht am Scheideweg, über acht Jahre nach der Gründung sind die Ergebnisse mager. Das dürften auch die Gesellschafter aus der Kiesindustrie so sehen. SPD-Fraktionschef Ludger Hovest läutet bereits das Totenglöcklein. "Nichts ist schlimmer, als einem Phantom nachzujagen, wenn keine Realisierungschancen bestehen", sagte er gestern. Sein Fazit streng aus lokalpolitischer Weseler Brille: "Die Gesellschaft muss sich neu definieren und auf Aufgaben im Bislicher Kernbereich konzentrieren."
De facto bedeutet dies das Aus des alten NFN, der außer schönen Plänen nur nette, kleine Angebote wie einen Kieswanderweg geschaffen hat. In einem Schreiben an die beiden Geschäftsführer, den langjährig aktiven Heiner Langhoff (Kreis) sowie den seit kurzem mit der Aufgabe befassten Norbert Terfurth (Rathaus Wesel), stellt Hovest Fragen nach dem Stand der Dinge. Darin geht es um Auskiesungen, Naturschutzflächen und Eigentumsverhältnisse im weiträumigen Seenverbund-Gebiet. Im Kern sind die Antworten klar: Jede Mengen Fragen müssen offen bleiben, was die Realisierungschancen betrifft.
Hovests Fazit eins: Es liegen zu viele Auflagen auf den Flächen – von Ramsar-Konvention über Natur- bis Gewässerschutz. "Stadt und Kreis müssen überdenken, die Schutzbereiche zu verkleinern. Sonst wird niemand in touristische Angebote investieren", sagt der SPD-Chef. Nur so sei die Nachfolgenutzung nach dem Kies vorstellbar.
 
Fazit zwei: Bisher sei viel "fabuliert" worden, was wo im Seenverbund geschehen könnte. Keiner habe gefragt, ob sich wirtschaftlich rechnen kann, wenn private Investitionen anstehen. "Wenn das Geld nicht zurückkommt, wird nichts geschehen", kritisiert er das ewige ereignislose Debattieren.
Fazit drei: Der Chef-Sozialdemokrat im Weseler Rat rät dringend, teure und seit langem anstehende Gutachten – Stichwort: Schleusen, Wasserlauf, Zugbrücken etc. – auszusetzen (siehe Info) und sich auf Bislicher Kernbelange zu konzentrieren. Die müssten aber schon in der "Realisierungsphase" sein.
Hovests Planspiele bedeuten, dass der Seenverbund nominell nicht aufgegeben, aber in die nächste Generation verschoben wird. Es bliebe eine Rumpf-Gesellschaft mit pragmatischen Zielen – finanziell sowie personell abgespeckt. Zwei bezahlte Geschäftsführer wären dann nicht mehr nötig, sagt Hovest.
 
Info
"Verschwendung"
Als weitere Expertisen für die Verwirklichung eines Seenverbundes sind seit langem hydrologische Gutachten wegen unterschiedlichen Wassergefälles zwischen Rhein und Kiesseen, bautechnische Gutachten oder Schleusengutachten im Gespräch.

In Zeiten klammer Kassen sieht Hovest keinen Sinn darin, dafür Geld zu "verschwenden".