RP Bericht vom 24.09.2011

Öko-Projekt: Naturarena fast fertig

VON SABINE BONGERS-RÖMER

Kreis Wesel (RP). Vorzeige-Vorhaben im Kreis Wesel: Rund um den ehemaligen RWE-Turm in Wesel-Bislich wird seit 2009 fleißig gewerkelt. Entstanden ist dort mit Hilfe vieler Sponsoren ein Natur-Refugium, das seinesgleichen sucht. Bald können dort die ersten Führungen stattfinden.

 

Artenvielfalt: Für Störche ist ein aufragender Baumstamm reserviert.

Wie "Auf dem Mars", so der Straßenname, sieht es in der neu angelegten Naturarena des Naturschutzbundes (Nabu) in Bislich nicht aus. Hier im "Schmetterlingsgarten" blüht das Leben in kräftigen roten, gelben und weißen Farben. Der "begrünte Falter" ist das Herzstück des weitläufigen Geländes. Auf über 7000 qm haben zwölf tatkräftige Nabu-Mitglieder eine vielfältige Erlebniswelt für Naturfreunde geschaffen.

Das 250 qm große Beet für die farbenprächtigen Insekten ist nicht das einzige Angebot für die regionale Tierwelt. Vier Teiche sollen Heimat für unterschiedliche Amphibien werden. Der größte ist drei Meter tief. Seerosen schwimmen auf der Oberfläche. Der Rand ist noch nicht vollständig bewachsen – schwarze Teichfolie ist zu erkennen. Damit Besucher später auch mit den Füßen in das kühle Nass steigen können, liegen an einer flachen Ufer-Stelle mehrere großflächige, graue Steinplatten.

Info

Mit Klasse auf den Mars

Der Naturschutzbund (NABU) wird das Projekt "Naturarena" am Dienstag, 27. September, am "Tag der Naturwissenschaften" in der Gesamtschule Voerde den Lehrern im Kreis Wesel vorstellen.

Es ist geplant, dass Schulklassen und andere Jugendgruppen auf dem Gelände unterschiedliche Führungen bekommen.

Kinder im Kräutergarten

"Wir möchten, dass die Leute hier die Natur erleben", sagt Franz-Wilhelm Ingenhorst von der Arbeitsgruppe Naturarena. Das, was in der freien Natur nicht erlaubt sei, soll hier exemplarisch möglich sein. Zum Beispiel: Frösche fangen, anfassen und in einem Glas beobachten.

Erfahren können Besucher die Natur auch im kleinen Beerengarten. Dort stehen verschiedene Sorten wie rote, saure Johannisbeeren oder grüne, pelzige Stachelbeeren. Jetzt im Herbst sind natürlich nur die kahlen Äste der Sträucher zu erkennen. "Kinder sollen etwas probieren können, wenn sie uns besuchen", erklärt Ingenhorst – so auch im Kräutergarten: Neben Küchenkräutern gibt es in der Anlage verschiedene Heil-, Färbe- und Hexenpflanzen zu entdecken. Sogenannten Stinkpflanzen wird ebenfalls ein Platz eingeräumt. Ihren abschreckenden Namen tragen die Gewächse nicht ganz zu Unrecht. Einige von ihnen riechen unangenehm streng, so als betrete man einen Raubtier-Käfig, andere wie ein abgehängtes, durchgeschwitztes T-Shirt. Diese harte, aber pädagogisch wertvolle Lektion bleibt hängen. "Was man riecht und schmeckt, behält man besser", sagt Naturschützerin Claudia Burmester, während sie Kräuter in eins der Hochbeete pflanzt.

Die Aktivisten in der Bislicher Nabu-Naturarena: (v.l.) Gregor Alms, Franz-Wilhelm Ingenhorst, Claudia Burmester, Johannes Schürmann und Erhard Kleeberg (v.l.) hängen das neue Schild am Turm auf.
Foto: ekkehart malz

Letzte Handgriffe auch am Eingang: Der ausgediente, weiße Trafo-Turm wird mit dem großen Schild "Nabu-Naturarena" geschmückt. Nistkästen sind schon an der Fassade angebracht. Vögel wie Spatzen, Schwalben oder Mauersegler sollen sie beziehen. Direkt unter dem Dach können Fledermäuse und Schleiereulen sesshaft werden.

Auf dem grünen Öko-Dach des Pavillons ragt ein naturbelassener Baumstamm empor. Man hofft, dass sich dort mal ein Storchenpaar ein Nest baut und eine Familie gründet. Zudem laden Naturzäune aus Reisig kleinere Vogelarten zum Nisten ein. "Wir wollen den Besuchern Wege aufzeigen, wie man die Artenvielfalt auch im eigenen Garten erhöhen kann", sagt Ingenhorst.

Vier Teiche werden Heimat für Amphibien.

Schon bald sollen unterschiedliche Führungen durch die Naturarena angeboten werden. Der Schwerpunktzielgruppe bei den Exkursionen ist die Jugend, damit Kinder möglichst früh ein Bewusstsein für die Schönheiten der Natur entwickeln. Aber auch Erwachsene sollen für den Naturschutz sensibilisiert werden.

Viel Arbeit steckt in dem Projekt

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, um die Erlebniswelt auf dem Übergang von der Rheinaue zur Niederterrasse entstehen zu lassen. Mehr als 5000 Arbeitsstunden und über 50 000 Euro stecken in dem Projekt.

Gestern fand auf dem Areal eine Informationsveranstaltung für alle Sponsoren und Förderer statt. Denn ohne die Unterstützung dieser Gönner wäre ein solch ehrgeiziges Konzept bei allem ehrenamtlichen Engagement der Naturfreunde nicht umsetzbar gewesen.

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