Sanfter Tourismus an den Seen - Zeitungsberichte

Eine Landschaft wie gemalt offenbart sich vor der Haustür von Familie Dingebauer in Bislich. Sie würden sie gern mit Gästen teilen, doch bislang scheiterten ihre Pläne, zum Beispiel, Hausboote als Übernachtungsmöglichkeit anzubieten.

NRZ-Bericht vom 04.09.2013 von Petra Herzog

Urlaub auf dem Wasser - in Xanten ist dies bald möglich. In Bislich, wo Landwirt Volker Dingebauer schon vor Jahren die Idee hatte, ans Ufer des Diersfordter Waldsees vor seiner Haustür Hausboote zu legen, bislang nicht. Immer wieder stößt er auf bürokratische Hürden, immer wieder wird er vertröstet, zuletzt, weil ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung länger erkrankt war. „Das zermürbt uns dermaßen“, sagt der Bislicher, dessen Weideflächen am Hof weiter schwinden, weil demnächst die Abgrabung Histenbruch hinter seinem Haus beginnen wird.

Zwar hat Familie Dingebauer bereits Ersatzflächen in Hamminkeln, doch ein Ausgleich im Bereich Tourismus wird weiter angestrebt. Im Idealfall stellt sich der Landwirt acht bis zehn Hausboote vor, die den Tourismus sicher ankurbeln würden. Hinzu könnten Ferienwohnungen im jetzigen Wohnhaus kommen, wenn die Familie ein Gebäude am Wasser bauen dürfte. Und Ferienhäuser auf oder an der Obstwiese wären ebenfalls wünschenswert.

Die CDU, die gestern bei den Dingebauers zu Gast war, unterstützt das Vorhaben seit langem. Fraktionschef Linz betont, dass man sehr enttäuscht darüber sei, dass das Tourismuskonzept nun wegen der Haushaltssperre nicht zustande käme. Um in der Sache voranzukommen wolle man sich zusammen mit den Beteiligten und der FDP noch im Herbst an einen Tisch setzen. Vielleicht wird „Dingebauer aan Zee“, wie ein Schild im Garten auf Niederländisch verheißt, dann doch bald Wirklichkeit.

Urlaubsambiente hat sich die Familie bereits am Ufer geschaffen. Neben einem Steg mit Zugang zum Wasser gibt es Boote und einen Sandstrand mit niederrheinischen Palmen, sprich: Weiden. Außerdem machen Liegen und ein Strandkorb Lust auf Entspannung. Warum sollen das nicht auch andere genießen können, fragen sich die Bislicher CDU-Mitglieder Ulrich Richartz und Jan Kerski. Immer wenn Besuch kommt, erhalten sie wie andere auch, die Bestätigung: Es ist am Niederrhein wunderschön. Damit dies so bleibt wird sanfter Tourismus angestrebt. „Wir würden nichts installieren, was die Bevölkerung nicht will“, sagt Richartz. Dass Dingebauer nicht allein auf Gäste setzt, macht das Thema interessant. Denn je mehr Angebote da sind, desto mehr lohnt es sich, hier zu buchen. Der eine möchte Ferienwohnungen mit Wellness, der andere Planwagenfahrten anbieten oder Schwimmhäuser errichten. An Ideen mangelt es nicht, es fehlt jedoch nach wie vor der Grundstein, der anschließend so manches ins Rollen bringen könnte.

Hausboot-Pläne verzögern sich weiter

RP-Bericht vom 05.09.2013 von Klaus Nikolei

Der Bislicher Landwirt Volker Dingebauer, der auf dem Baggersee gegenüber seines Hofes Hausboote vermieten möchte, beklagt Arbeitsweise im Rathaus. CDU setzt sich für "Wohnen am Wasser" ein.

Landwirt Volker Dingebauer aus Bislich ist ein freundlicher Zeitgenosse, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Doch wenn es um sein ehrgeiziges Hausboot-Projekt geht, das seit Jahren nicht so richtig vom Fleck kommt, dann ist es vorbei mit seiner Gelassenheit. "Es ist nicht zu fassen: Nur weil ein Mitarbeiter im Weseler Rathaus sechs Wochen wegen Krankheit gefehlt hat, kann der veränderte Flächennutzungsplan nicht vor Dezember öffentlich ausgehängt werden", klagt Dingebauer CDU-Fraktionschef Jürgen Linz und dessen Parteifreunden Birgit Nuyken (Wesel), Ulrich Richartz und Jan Kerski (beide Bislich) sein Leid. Wie mehrfach berichtet, möchte Dingebauer kurz- und mittelfristig sechs bis acht Hausboote (Kosten: je 160 000 Euro) am Ufer des Baggersees gegenüber seinem Hof am Schüttwich an Feriengäste vermieten, die Ruhe und Natur lieben. Außerdem plant er auf seinem Grundstück den Bau von Ferienhäusern, wenn in zwölf Jahren der Bereich hinter seinem Milchviehbetrieb abgegraben werden soll. Diesem Projekt allerdings steht man in der Verwaltung – mit Verweis auf den RVR – äußerst skeptisch gegenüber.

Bei Kaffee und frischem Landfrauen-Kuchen diskutierten Dingebauer und dessen Gäste gestern, wie der "sanfte Tourismus" in Bislich gefördert werden könnte. Ein dickes Problem in Zeiten der Haushaltssperre. Die hat nämlich dazu geführt, dass das Tourismuskonzept von Wesel-Marketing, das von FDP und CDU gemeinsam eingestielt wurde, auf Eis gelegt ist. "Wir müssen uns mit allen engagierten Bislicher Landwirten, die hier in Ferienwohnungen und in Projekte des naturnahen Tourismus' investieren wollen, an einen Tisch setzen und beraten, wie es weitergehen könnte", erklärte Linz. Außerdem müsse 2014 erneut versucht werden, Geld aus dem Haushalt fürs Tourismuskonzept zu bekommen.

Themenwechsel: 2007 wurde in Bislich das Thema "Wohnen am Wasser" heiß diskutiert. Passiert ist bis heute nichts. Das will die CDU ändern und einen entsprechenden Antrag formulieren. "Die Verwaltung soll prüfen", so Richartz, "ob nicht im Rahmen eines Pilotprojektes mit zehn Häusern an einem der vielen Baggerseen begonnen werden kann, um so auch junge Familien nach Bislich zu locken."