Schafzüchter Uwe Tenbergen NRZ Bericht

Wesel.  Uwe Tenbergen hat seine 180 Schafe auf 17 Stellen verteilt, vor allem in Bislich.

Schafe züchten ist wie Zigaretten rauchen, es ist eine Sucht. Uwe Tenbergen raucht nicht, aber er züchtet Schafe, und deshalb stammt dieser Satz auch von ihm.

Der 47-Jährige, der in Bislich bekannt ist wie der sprichwörtliche bunte Hund und jetzt auf einem alten Bauernhof in Flüren lebt, gerät ins Schwärmen, wenn er von seinen Bentheimer Landschafen spricht. Die gebogene Nase, die schwarzen Flecken an den Augenrändern, dazu die schwarzen Ohrspitzen - einfach schön.

Die Schafe kennen Uwe Tenbergen und Uwe Tenbergen kennt seine Schafe. Er ist sozusagen schafverrückt und verbringt viel Zeit mit den Tieren. Foto: Gerd Hermann

Der gelernte Dachdeckermeister, der jetzt bei der Auskiesungsfirma Suhrborg arbeitet, nippt an seiner Kaffeetasse, die - wie könnte es anders sein - lauter Schafe zieren. Uwe Tenbergen erzählt davon, dass er schon immer eine Vorliebe für die wolligen Rasenmäher hatte. Mit zehn, zwölf Schafen startete er einst in Bislich, heute hat er 180. Die Tiere sind nicht, wie in der Regel üblich, in einer Herde unterwegs, sondern auf 17 Stellen verteilt. „Dort, wo die Leute früher eine Kuh hatten, stehen nun ein, zwei Schafe“, sagt er. Sprich: Die lebendigen Rasenmäher futtern auf einer eher kleinen Fläche. So kommt es häufig vor, dass den Schaffreund Anrufe mit der Bitte erreichen, doch mal ein paar Schafe zur Wiesenpflege vorbeizuschicken.

Nelly hilft mit

Die lebendigen Rasenmäher verschmähen zur Abwechslung wohl auch altbackene Brötchen nicht. Foto: Gerd Hermann

Momentan sind die Vierbeiner aber alle gut unterbracht, wovon sich der Flürener regelmäßig selbst überzeugt. Nach getaner Arbeit geht es mit dem orangefarbenen VW-Bus oder dem Trecker samt Anhänger aufs Land, falls Tiere auf eine andere Fläche umziehen müssen. Dann gibt es frisches Wasser, und es wird nachgeschaut, ob mit den Schafen alles in Ordnung ist. 15 Weidezaungeräte und um die 40 Netze nennt Tenbergen mittlerweile sein Eigen, um immer gut gerüstet zu sein. Und bei alledem hilft Hütehündin Nelly, ein zwölf Jahre alter Border Collie.

Mitte der 80er Jahre übernahm der Schäfer aus Berufung die Bentheimer Landschafe von seinem Chef, heute hat er darüber hinaus noch jeweils 25 Coburger Fuchsschafe und Heidschnucken. Von seiner ursprünglichen Vorliebe für Texelschafe will der 47-Jährige heute nicht mehr allzu viel wissen. Und so bemüht er auch den Satz seines ehemaligen Arbeitgebers, dass ein Texelschaf ein Schwein mit Wolle ist, mittlerweile aus Überzeugung.

„Ich bin ein Workaholic“, sagt der Schafzüchter, der längst auch seinen Sohn Lucas mit dem Schafvirus infiziert hat. Der Zwölfjährige versorgt seine eigene kleine Herde, die zurzeit an der Grav-Insel steht. Eines der Schafe braucht momentan Lucas’ besondere Fürsorge, denn es ist verletzt, wurde deshalb im Bereich der Wunde geschoren und wird nun mit einem Spray behandelt.

Erkennungszeichen VW-Bus

Nur einmal gab es bislang ein Problem. Als Uwe Tenbergen im vergangenen Jahr einen schweren Unfall hatte und er in einer Essener Klinik lag. „Da habe ich drei Wochen geschlafen.“

Was tun? lautete die Frage der Angehörigen mit Blick auf die Schafe, von denen sie noch nicht einmal wussten, wo sie stehen. Also setzte sich Bruder Hans-Gerd in den orangenen VW-Bus und fuhr einfach los. Die Schafe kennen schließlich den Wagen und kamen auch beim Bruder sofort angelaufen, als sie ihn sahen, weil er zur Unterstützung auch noch hupte.

Klauenschnitt und Gartenpflege

Längst schaut Uwe Tenbergen wieder selbst nach dem Rechten, schneidet Klauen, schert und entwurmt seine und darüber hinaus noch viele weitere Schafe, pflegt Gärten und freut sich auch mal über ein gutes Stück Lammfleisch. Denn geschlachtet werden die genügsamen Rasenmäher natürlich auch. Im Herbst sind die jungen Böcke dran, sagt der Schafliebhaber, der von sich außerdem behauptet: „Ich kenn’ alle Bislicher.“ Kein Wunder, bei den vielen Stellen, an denen seine wolligen Vierbeiner im Laufe der Jahre schon gegrast haben...

Von Petra Herzog

 

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