SV Bislich denkt an Klage gegen die Stadt
Sportplatz-Bau: Streit zwischen Stadt und Verein droht zu eskalieren. Knackpunkt ist eine Bürgschaft über 200.000 Euro, die der SVB nicht erbringen kann. Verwaltung und Politik halten die Absicherung für zwingend notwendig, der Club nicht.
Pressebericht vom 05.11.2015 von Andreas Nohlen
Eigentlich schien die niemals enden wollende Geschichte doch schon auf dem Weg in Richtung Happy End zu sein. Doch bald könnte das Thema Kunstrasenplatz und neue Umkleidekabinen beim SV Bislich anstatt mit einem Richtfest vor dem Richter enden. "Wenn uns die Anwälte dazu raten, machen wir das", sagt Hans-Peter Faerber. Der Clubchef des SV Bislich bestätigt damit die Gerüchte, dass sein Verein über eine Klage gegen die Stadt Wesel nachdenkt. Ins Detail möchte der Vorsitzende jedoch nicht gehen. "Wir müssen erst noch die Stellungnahme der Stadt auf unser letztes Schreiben abwarten und diese besprechen. Dann werden wir eine Entscheidung bezüglich der weiteren Vorgehensweise treffen."
Die Grundproblematik ist bekannt. Dem SV Bislich ist der Bürge abgesprungen, der nach Ansicht der Stadt zwingend notwendig ist. "Seitens der Verwaltung gibt es zu diesem Thema keine Neuigkeiten. Die Bedingungen sind dem Verein doch lange bekannt und haben sich auch nicht geändert", sagt Daniel Kunstleben, der sich bei der Stadt bereits als vierter Erster Beigeordneter mit dem Thema beschäftigt.
Die Verhandlungen seien von Anfang an auf der Basis geführt worden, dass sich die Stadt Wesel nur dann auf die Errichtung eines Kunstrasenplatzes einlässt, wenn sichergestellt ist, dass die Sportanlage ohne Mehrkosten für die Stadt fertiggestellt werden kann. Kunstleben: "Insofern verstehe ich die neue Sichtweise des Vereins nicht." Die Anwälte des SV Bislich scheinen beim Thema Bürgschaft zu einem anderen Urteil zu gelangen. "Wie gesagt, zum jetzigen Zeitpunkt werde ich da nicht in Einzelheiten gehen", meint Faerber.
Die von der Stadt geforderte Bürgschaft über rund 200.000 Euro stellt die Eigenleistung dar, die vom Club und seinen Helfern beim Bau der neuen Anlage zu erbringen ist. Sollte diese Muskelhypothek ausbleiben, könnte sich die Stadt finanziell beim Bürgen bedienen und Unternehmen für die Arbeiten beauftragen, die der Verein aus irgendwelchen Gründen nicht geleistet hat.
Der Betrag stellt zudem die Differenz zwischen einem neuen Tennenplatz und einer Kunstrasenanlage dar. Doch inwieweit durch die jüngsten Entwicklungen nicht nur das Projekt Kunstrasen, sondern auch ein neuer Ascheplatz anstelle des Kunstrasens sowie das neue Umkleidegebäude gefährdet sind, auch darüber gibt es verschiedene Ansichten. Die Politik hat jedenfalls betont, die Zusagen für Tennenplatz und Umkleidekabinen seien im Gesamtkonzept zu sehen. "Wir stehen zu unseren Zusagen von damals - unter den abgemachten Bedingungen", sagen die Fraktionsvorsitzenden Ludger Hovest (SPD) und Jürgen Linz (CDU).
"Wir bedauern die jüngsten Entwicklungen zutiefst. Ich kann nachvollziehen, dass sich der Verein in einer schwierigen Situation befindet", so Linz. Aber 800.000 Euro seien für den Weseler Haushalt kein Pappenstiel. "Und wenn vereinbarte Voraussetzungen nicht erfüllt sind, muss der Rat entscheiden, was mit dem Geld passiert."
Am 15. Dezember tagt der Weseler Rat. Bis zum 10. Dezember hat der SV Bislich nach Ansicht der Stadt Zeit, einen neuen Bürgen zu präsentieren. "Ansonsten gehe ich nach jetziger Sachlage davon aus, dass die eigentlich für das Projekt eingeplanten 800.000 Euro erst einmal zurück in den Haushalt fließen", sagt Ludger Hovest.