Tourismus: Junge Bislicher mit Ideen werden ausgebremst

Berichte der RP und NRZ vom 08.11.2013

RP-Bericht von Thomas Hesse

Gerhard Heißing liebt Kaltblüter und seine kurz-knackig gereimte Internetadresse ist ein Markenzeichen: www.GerdMitPferd.de

Der Senior vom Elsenhof am Schüttwich 7 im Bislicher Hinterland hat Freude daran, wenn seine Pferde angespannt werden, um mit Touristen auf Planwagenfahrt zu gehen. Das wiederum ist ein touristisches Angebot, mit dem Junior Stefan Heißing auf viel Resonanz bei seinen Gästen stößt.

Doch der junge Bislicher hat zusammen mit seiner Frau Miriam und Mutter Agnes noch viel mehr Ideen für sanften Tourismus am Wasser und in der Natur. Ein Bootssteg zum Beispiel am direkt neben dem Hof liegenden Diersfordter Waldsee, Floß- und Schiffsfahrten wie mit der MS August auf dem Waldsee, Wohnboote. Die Pläne dafür sind fertig.

Von der Stadt und ihren Planern fühlen sich jungen, tatendurstigen Bislicher "ausgebremst", wie sie gestern sagten. Mehrfach wurden sie dort vertröstet mit dem Hinweis auf das laufende Verfahren um den Flächennutzungsplan (FNP). Der soll regeln, was im Bislicher Raum möglich ist und was nicht. Eigentlich, so hatte die Stadt im Wirtschaftsförderungsausschuss angekündigt, würde der FNP noch 2013 Planungssicherheit schaffen.

Jetzt heißt es: Ende offen. Das ärgert Friedrich Eifert. Der FDP-Fraktionschef unterstützte gestern das Anliegen der Heißings – und macht sich damit erneut stark für touristische Entwicklung. "Warum", so fragt er, "bewegt sich in Wesel so wenig, während in Xanten im Touristenbereich so viel vorangeht?" Die Stadt setze andere Planungsprioritäten und unterschätze das wirtschaftliche Potenzial des Tourismus. "Der bietet auch nötige Jobs", sagt Eifert. Stefan Heißing: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Er will mehr Perspektive für Bislich. "Es gibt so viele gute Ideen im Dorf, die wir touristisch vernetzen könnten. Dass so etwas ausgebremst wird, ist schade." Eifert, der lange um ein Tourismuskonzept gekämpft hat, das durch die Etatsperre gekippt wurde, kann dem nur zustimmen.


Die Natur vor der Tür, aber es tut sich nichts: Gerd, Agnes, Miriam und Stefan Heißing (von links) am Waldsee in Bislich.
Foto: Markus Joosten

Die Heißings drängen: Sie wollen endlich aufs Wasser

NRZ-Bericht von Joachim Freund

Die schönste Natur liegt vor der Tür. Und die Chance. Es wäre doch toll, sagen die Heißings in Bislich, wenn wir hier am Waldsee ein neues Ausflugsziel schaffen könnten. Einen Anleger mit Booten, ein Bootshaus. Doch mit den planerischen Voraussetzungen geht es nicht recht voran.

„Wir stehen in den Startlöchern“, sagt „Junior“ Stefan Heißing - voller Elan, nahe des elterlichen Hofes an der Straße Schüttwich eine neue Perspektive aufzubauen. Er will Planungssicherheit für seine Zukunft und die der Familie. Aber, so der 30-Jährige: „Wir werden ausgebremst.“

Die Heißings zählen zu den Vorreitern in Sachen Tourismus. Beinahe wortwörtlich: „Gerd mit Pferd“ ist der griffige Slogan, mit dem sie Planwagen-Fahrten anbieten. „An die Kaltblüter habe ich mein Herz verloren“, sagt Stefan Heißings Vater Gerd, der neben dem Anbau von Raps, Gerste und Mais auch Kühe hält. Besucher fragten nach mehr, sagt seine Frau Agnes, und so ist die Familie aufs Wasser gekommen. In Zusammenarbeit mit der Auskiesungsfirma wird bei Bedarf die „MS August“ gechartert. Neben Hinweisen auf die Tierwelt, unter anderem die hier lebenden Biber, ist manchmal auch ein Landgang Bestandteil einer solchen Tour.

Kaffee und Kuchen oder Grillen sind mit im Programm. Manche Besucher nutzen auch Angebote in der Nähe wie das der Clostermanns - Ansätze eines Netzwerkes, die auf Koordinierung und einheitliche Präsentation im geplanten Weseler Tourismuskonzept warten.
Sicherheit für die Zukunft

Die Beteiligten haben Ideen, drängen auf eine Plattform. Lange schon. Die Heißings haben Kontakte nach Mecklenburg-Vorpommern hergestellt, um sich dort gut Funktionierendes „abzugucken“, haben Pläne für ihr Grundstück am See in der Schublade. Mit den Planern der Stadtverwaltung sei er seit Jahren permanent in Kontakt, sagt Stefan Heißing. Aber immer wieder gebe es Gründe, die Dinge hinauszuschieben. Ihn und seine Frau Miriam wurmt das. Sie wollen endlich wissen, ob sie für ihre Zukunft auf dieses Pferd setzen können. „Sonst müssten wir uns anders orientieren.“

Dringend warten sie auf die Offenlegung des Flächennutzungsplanes als notwendigem ersten Schritt. Ist er rechtskräftig, kann gehandelt werden. Die Sache sei komplex, sagt Michael Klessa, zuständiger Fachbereichsleiter im Rathaus. Weil es um eine detaillierte Planung gehe und Naturschutz und die Nutzung an so genannten Sonderstandorten miteinander zu vereinbaren sind. Die nötige Abstimmung mit dem Regionalverband sei „nahe vor dem Abschluss“. Im Dezember oder spätestens zu Jahresbeginn will er das Ergebnis dem Stadtentwicklungsausschuss vorlegen. Ist auch der Rat einverstanden, kann die Offenlegung erfolgen. Dann wird sich zeigen, ob es Einwendungen gibt.
 

Kategorie: 
Tags: