Tourismuskonzept ist auf dem Weg

Wesel. Unter den Politikern des Wirtschaftsförderungsausschusses zeichnete sich gestern ab, in welchen Schritten Wesel wohl zu einem Tourismuskonzept kommen wird. Einstimmig votierten sie dafür.

NRZ Bericht vom 21.02.2013

Auf dem Neuhollandshof in Bislich war das Thema gut aufgehoben, auch wenn City-Manager Thomas Brocker vor einigen interessierten Zuhörern anmerkte, Wesel sei nicht nur Bislich.

Der erste Schritt wird sein, alle mit touristischen Aktivitäten, Erfahrungen, Plänen Befassten an einen Tisch zu holen. Die CDU drängt auf diese Bürgernähe. Ergebnisoffen müsse man da herangehen, forderte Thomas Lemken, und SPD-Fraktionsvorsitzender Ludger Hovest war einverstanden - sofern kein Rummel, sondern „ein gepflegter, sanfter Tourismus“ dabei herauskomme. Dazu müsse man nicht „besonders schlaue Leute von besonders weit herholen“, meinte er. „Wir sind heimatverbunden, wissen, was geht und was nicht.“ Und man dürfe nur solche Dinge angehen, „die wir in unserem politischen Leben realisieren können“.

Hatte Ausschussvorsitzender Friedrich Eifert (FDP) zuvor eine sture Haltung der Planer im Rathaus moniert, so zeigte sich auch in dem Punkt Übereinstimmung. Sie dürften auf Ideen nicht einfach mit „darf nicht, geht nicht“ reagieren, sondern müssten lösungsorientiert Hilfestellung leisten, pflichtete Hovest ihm bei. Ein Schulterschluss mit Kreis und RVR sei wichtig.

Wesel Marketing federführend

Die Initiative soll indes bei der Gesellschaft für Stadtmarketing liegen. Die Politiker bitten sie, das Konzept auf den Weg zu bringen. „Wir wollen dieses Jahr noch ein Ergebnis sehen“, sagte Eifert, aber Thomas Brocker wehrte für Wesel Marketing ab: „Wir sind nicht in der Lage, ein solches Konzept zu schreiben und werden es in diesem Jahr alleine nicht hinbekommen.“ Sachverstand von außen sei unumgänglich. Ihn außerplanmäßig einzukaufen müsse der städtische Haushalt hergeben, meinte Hovest. Das erst dann zu tun, wenn sich bei den eigenen Anstrengungen Bedarf zeige, wie zunächst von Jürgen Linz (CDU) vorgeschlagen, könnte problematisch werden, wie sich in früheren ähnlichen Prozessen zeigte. Man brauche von Beginn an eine Moderation, meinte Thomas Lemken. Die müsste von außen kommen, vielleicht aus der Nähe, jedenfalls neutral Know-how einbringen. Es gibt Ideen, gute Tourismusplaner in der Sache anzusprechen. Dann könnte man auch die Kosten für eine externe Beratung konkreter fassen, die bis dato auf 70 000 bis 80 000 Euro geschätzt werden und von denen die Politiker hoffen, sie reduzieren zu können. Die Weseler Bevölkerung müsse unbedingt eingebunden werden, forderte Roman Reisch, sachkundiger Bürger für Die Linke.

Joachim Freund

Viel Potenzial liegt brach, das touristisch genutzt werden könnte - nicht nur, wie hier, in Bislich.

 

RP Bericht vom 21.02.2013

Tourismuskonzept kommt noch 2013

CDU und FDP setzten durch, das Stadtmarketing und nicht Externe mit einem Konzept zu beauftragen Dazu forderten sie Bürgerbeteiligung und ergebnisoffene Debatte. Das war bisher nicht vorgesehen.

VON THOMAS HESSE

Wesel Rolf Clostermann, Gastgeber des Wirtschaftsförderungsausschusses gestern auf dem Bislicher Neuhollandshof, nutzte vor den Lokalpolitikern die Gelegenheit, für die touristische Entwicklung zu werben. „Wenn mehr getan wird, begrüßen wir in Bislich das. Wir freuen uns, wenn die Behörden bei Genehmigungen für Ferienwohnungen und anderem unterstützen“, sagte er. Wenig später wurde einstimmig das Tourismuskonzept für die Gesamtstadt auf den Weg gebracht. CDU und FDP setzten durch, dass damit das Stadtmarketing mit Citymanager Thomas Brocker beauftragt wird. Noch dieses Jahr soll es kommen, dafür sollen 50 000 Euro bereitgestellt werden.

Bemerkenswert: Damit erlitt die Verwaltung mit ihrem Vorschlag Schiffbruch, ein Gutachten extern anfertigen zu lassen - ohne Bürgerbeteiligung vorzusehen. Jetzt heißt die von CDU und FDP geforderte Linie, „ergebnisoffen“ Bürger und Gruppierungen beim Konzeptprozess breit einzubeziehen, sich von den städtischen Planern unterstützen zu lassen sowie externen Rat zu holen, wenn der Arbeitsaufwand fürs Stadtmarketing zu groß ist. Brocker hatte zuvor gewarnt, dass die Vorgabe, bis Ende des Jahres fertig zu sein, aus Kapazitätsgründen nur mit Hilfe zu schaffen sei. Andererseits hat er das Thema ungenutzte Chancen im Tourismus mit einem Vortrag im Fachausschuss angestoßen und verfügt über Material.

Der Beschluss ist auch Kennzeichen für Skepsis gegenüber der Planungsabteilung im Rathaus, die das Projekt vor allem aus ihrem „Stadtentwicklungskonzept 2020“ ableiten wollte. Dazu kommt der Vorwurf restriktiven Verhaltens gegenüber möglichen Investoren wie in Bislich. „Ich erwarte mehr als nur Ablehnung von den Planern, sondern lösungsorientierte Unterstützung“, sagte Friedrich Eifert (FDP). Auch die SPD schwenkte auf die neue Beschlusslinie ein. Dennoch entspann sich ein Disput, als Fraktionschef Ludger Hovest sagte, dass es keine genehmigungsfähigen Anträge etwa für Hausboote in Bislich gebe. Eifert und Ulrich Richartz (CDU) widersprachen dem. Als Hovest sagte, wo für ihn die Ergebnisoffenheit etwa am Auesee endet, schlug ihm Misstrauen entgegen. „Ergebnisoffen ist ergebnisoffen. Da kann nicht einer von vorneherein festlegen, was zu debattieren ist und was nicht“, so Thomas Lemken (CDU).

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